Griechenland: Die Scheine der Cassa Mediterranea di Credito per la Grecia (1941)

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Griechenland P-M3 50 Drachmen

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Am 28. Oktober 1940 beschloß die italienische Regierung einen Angriff auf Griechenland, der mit seinen, in Albanien stationierten Truppen, erfolgte. Der Feldzug erwies sich als weit schwieriger als erwartet. Einerseits leisteten die Griechen tapferen Widerstand und waren durch das schwierige Terrain begünstigt, andererseits kamen ihnen die Alliierten zu Hilfe. Vor allem die Britische Luftwaffe versah die italienischen Stützpunkte mit massiven Bombardements.
Mussolini, verbittert über den ausbleibenden Erfolg, formulierte dennoch den unglücklichen Satz: Spezzeremo le reni alla Grecia! (Wir werden Griechenland durch den Fleischwolf drehen, wörtlich: Wir werden Griechenlands Nieren zurstückeln!)
Aber dank einer 70.000 Mann starken in Volos und Piräus gelandeten britische Armee gelang den Griechen sogar ein Gegenvorstoß, und einige Teile Albanien wurden besetzt.
Nur die starke Intervention der Wehrmacht, die von Bulgarien aus in Griechenland einmarschierte und Saloniki am 9. April 1941 nahm, ermöglichte letzten Endes eine Besetzung ganz Griechenlands.
Drei Tage vor dem Fall Athens, erklärte die griechische Regierung, welche die italienisch-deutsche Invasion vorausgesehen hatte, alle im Umlauf befindlichen Noten für ungültig, damit sie nicht in die Hände des Feindes fallen konnten. Die Achsenmächte konnten somit nicht in den Besitz gültigen Geldes gelangen und waren mit der Notwendigkeit konfrontiert, eigenes Besatzungsgeld auszugeben.
Über diesen Punkt kam es zu starken Kontroversen zwischen den Deutschen und Italienern. Die Italiener beanspruchten das Emissionsrecht, konnten sich aber nicht durchsetzen, obwohl sie schon vor sechs Monaten mit dem Angriff auf Griechenland begonnen hatten und der Druck von Besatzungsgeld beim Istituto Poligrafico in Rom durch die Cassa Mediterranea di Credito per la Grecia in Werten von 5 bis 5.000 Drachmen bereits vollendet war.
Die Deutschen bestanden darauf, daß in Griechenland Scheine ihrer Reichskreditkasse umlaufen sollten.
Lange Verhandlungen folgten, während denen die Deutschen vorläufig ihre mit einem Stempel auf der Rückseite versehenen Wehrmachtsscheine in den Werten von 1 bis 50 Reichspfennig für gesetzliches Zahlungsmittel erklärten.
Im Hinblick auf eine möglicherweise lange Besatzungszeit, und um einen finanziellen Vorteil zu erlangen, druckten die Italiener zusätzlich noch Scheine der Cassa Meditarranea mit den Werten 10.000 und 20.000 Drachmen.
Beide Besatzungsmächte entschieden sich für die Einsetzung einer mit ihnen kollaborierenden griechischen Regierung, geführt von General Tsolakiglou. Weiter wurde Griechenland in Einflußzonen unterteilt. Das italienische Kommando befand sich in Athen, während die Deutschen ihren Sitz in Saloniki nahmen.
Doch kurz danach wollten die Deutschen auch in Athen eine Delegation stationieren. Da es noch immer zu keinem Abkommen über den Geldumlauf gekommen war, waren beide Besatzungsmächte gezwungen, eigenes Geld auszugeben.
Die Banknoten der Cassa Mediterranea waren zuerst am 15. Juni auf den Ionischen Inseln in Werten von 5 bis 5.000 Drachmen in Verwendung, und zehn Tage später kamen sie auch in Athen mit den beiden zusätzlichen Nominalen von 10.000 und 20.000 Drachmen an.
Der Wechselkurs wurde mit 8 Drachmen für eine Lira festgesetzt und von den Deutschen mit 60 Drachmen für eine Reichsmark.
Es soll erwähnt werden, daß der Gouverneur von Samos, Ettore Bastica, am 8. May 1941 den Wechselkurs mit 16 Drachmen für eine Lira festgelegt hatte, was sicher realistischer war als der offizielle „Athener Kurs“ von 8 Drachmen pro Lira. Allerdings hatte der „Athener Kurs“ mit dem Umtauschverhältnis der Lira zur Reichsmark zu tun, und diente dazu, die Lira in Griechenland gegenüber der Reichsmark nicht zu schwächen.
Der Umlauf zweier Währungen in einem besetzten Land war für alle Beteiligten sehr problematisch im Hinblick auf die finanzielle Verwaltung. Erneut wurden Gespräche zwischen den Besatzungsmächten aufgenommen, um eine vernünftige Lösung zu finden.
Am 1. August trafen sich die Italiener unter Minister Giannini mit den Deutschen (Minister Clodius) in Athen. Es wurde beschlossen, das beide Besatzungswährungen nicht mehr umlaufen sollten, und die Bank von Griechenland sollte fortan jeden Monat je 1,5 Milliarden Drachmen sowohl an die Italiener wie auch an die Deutschen liefern.
Die Italiener wußten, daß die Deutschen bereits Besatzungs-Reichsmark im Werte von 4 Milliarden Drachmen ausgegeben hatten, während von den Noten der Cassa Mediterranea etwa 1,5 Milliarden Drachmen umliefen.
Um auch hier keinen finanziellen Nachteil gegenüber den Deutschen zu erleiden, unterzeichneten die Italiener das Abkommen noch nicht. Sie warteten erst einmal ab, bis die Deutschen erklärten, bereits etwa 5 Milliarden Drachmen in Umlauf gebracht zu haben, und deklarierten dann ihrerseits einfach, dieselbe Menge Geldes in Umlauf zu haben. Wider aller Erwartungen durchschauten die Deutschen den Trick nicht, und so wurden offiziell 10 Milliarden Drachmen in Form von umlaufendem Besatzungsgeld angenommen.
Am 5. August kam es dann zu einer Einigung. Beide Besatzungsmächte erklärten, nun keine weiteren Banknoten mehr auszugeben, und der Bank von Griechenland fiel nun die Aufgabe zu, 5 Milliarden Drachmen sowohl an Deutschland als auch an Italien zurückzuerstatten, und natürlich noch jene 1,5 Milliarden Drachmen monatlich an jede der beiden Besatzungsmächte zu zahlen.
Da das italienische Kommando ja einen viel höheren Umlaufwert als den tatsächlichen deklariert hatte, de facto also ca. 3,5 Milliarden „Luft-Drachmen“ existierten, sandten sie noch, nachdem die Cassa Meditarranea am 18. August ihre Geschäftstätigkeit aufgab, mehrere hundert Millionen Drachmen an in Griechenland und auf Rhodos operierende italienische Banken.
Mit einer geheimen Notiz vom 19. September wies der Finanzminister Italiens das Militärkommando an, „daß man ungehindert weiter Besatzungsdrachmen ausgeben könne – jedoch mit äußerster Umsicht! – immer schön mit Drachmen der Bank von Griechenland zusammen gemischt, um nicht den Eindruck zu erwecken, man gäbe weiterhin Scheine der Cassa Mediterranea aus.“ (welche ja bereits aufgelöst war).
Diese interne Anweisung war die Folge der eklatanten Falschdeklaration des Umlaufvolumens von Cassa-Mediterranea-Drachmen, welche allerdings eine Folge der wohl auch nicht ganz korrekten von den Deutschen angegebenen Summe über ihr Besatzungsgeld war.
Das italienische Kommando hatte nämlich zwar mit deutscher Arroganz gerechnet, aber nicht mit einer Falschdeklaration. Die Sache war einfach klar geworden, als nachher der Rücklauf der deutschen Besatzungsnoten viel bescheidener ausfiel als er hätte mathematisch müssen.
Wie man schlußendlich dennoch zu einer gegenseitigen Einigung gekommen war, ist heute nicht mehr genau bekannt, aber das ist in solch schweren Zeiten auch nicht verwunderlich.
Die Bank von Griechenland begann nun im August 1941 mit dem Druck einer großer Menge von Banknoten, die sie ja brauchte, um die Besatzungsnoten einzulösen und um die Besatzungsmächte mit den schon erwähnten 1,5 Milliarden Drachmen im Monat zu bedienen.
Am 31. Dezember hatte die Bank von Griechenland bereits deutsche Besatzungsnoten in Höhe von 2.926.980.000 Drachmen und italienische Scheine für 1.733.918.700 Drachmen eingelöst.
In einer Notiz vom 26. August 1941 stellte der Gouverneur der Banca d'Italia, Azzolini, fest, daß es aufgrund der schweren, auf der Bank von Griechenland lastenden Auflagen, zu inflationären Erscheinugen gekommen war. Er sah den vollständigen finanziellen Ruin Griechenlands bevorstehen.
In Griechenland liefen am 31. März weniger als 20 Milliarden Drachmen um. Am 31. Juli waren es bereits 27 Milliarden, und Ende 1941 schon 47 Milliarden. Und noch immer waren ca. 5 Milliarden Drachmen Besatzungsgeld nicht eingelöst worden.
Von August 1941 bis October 1942 wurde die Bank von Griechenland verpflichtet, 118 Milliarden Drachmen an die Deutschen und 38 Milliarden an die Italiener zu zahlen. Im August 1942 schlug Italien, sich der dramatischen finanziellen Lage Griechenlands bewußt, den Deutschen vor, die Bank von Griechenland von der Bezahlung der Besatzungskosten zu befreien. Dieser Vorschlag wurde abgelehnt.
Nach dem Waffenstillstand vom 8. September und dem Abberufen der italienischen Truppen verlangten die Deutschen sogar noch mehr, was die griechische Drachme dann endgültig wertlos machte und zur Auflösung der griechischen Wirtschaft führte.
Die Noten der Cassa Mediterranea wurden schließlich erst am 22. April 1942 ungültig. Allerdings nicht durch einen offiziellen Erlaß, sondern weil die griechischen Banken sie ganz einfach nicht mehr umtauschten.
Der Rücklauf der Cassa-Mediterranea-Drachmen ist wie folgt bekannt:

  • 5 Drachmen - 889.801 (P-M1)
  • 10 Drachmen - 554.165 (P-M2)
  • 50 Drachmen - 321.740 (P-M3)
  • 100 Drachmen - 327.740 (P-M4)
  • 500 Drachmen - 271.647 (P-M5)
  • 1.000 Drachmen - 125.662 (P-M6)
  • 5.000 Drachmen - 11.172 (P-M7)
  • 10.000 Drachmen - 1.941 (P-M8)
  • 20.000 Drachmen - 5.855 (P-M9)

Griechenland P-M7 5.000 Drachmen

Griechenland P-M7.jpg

Quelle: Guido Crapanzano, Soldi d'Italia – un secolo di cartamoneta Fondazione Cassa di Risparmio di Parma, 1995