Das Papiergeld der Deutschen Besatzungsausgaben in Russland 1916 - 1918

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Das Papiergeld der Deutschen Besatzung in Russland 1916 - 1918

Abb. 1: Verwaltungskarte von Ober Ost, 1917


Die besetzten baltischen Gebiete sowie Teile Nordpolens und Weißrusslands, insgesamt eine Fläche von rund 108.808 km², wurden dem deutschen Oberbefehlshaber Ost, Prinz Leopold von Bayern unterstellt. Die Verwaltung dieses neu eroberten Gebietes mit ethnischer und religiöser Vielfalt sowie einer Bevölkerungszahl von etwa drei Millionen Menschen gestaltete sich schwierig. Auf deutscher Seite lagen zudem kaum konkrete Pläne zur Besatzung vor. Erst die im Jahre 1916 erlassene Verwaltungsordnung teilte Ober Ost in sechs Verwaltungsbezirke ein. Dabei fanden die ethnographischen Grenzen der dort lebenden Volksgruppen keine Berücksichtigung. Auch hierin wurde der rein militärische Charakter der Besatzung sichtbar. Man findet deshalb auch die Bezeichnung Militärstaat Ober Ost. Nahezu sämtliche Mitarbeiter der Verwaltung gehörten dem Militär an. Die Versorgung der besetzten Gebiete mit Zahlungsmitteln erfolgte durch die Ostbank für Handel und Gewerbe. Die Bank war 1898 aus der Provinzial-Aktienbank des Großherzogtums Posen hervorgegangen. Seit 1916 gab sie durch ihre Darlehenskasse Ost in Posen Darlehenskassenscheine in Rubelwährung aus, 1918 auch durch die Darlehenskasse Ost in Kowno solche in Markwährung. Der Umrechnungskurs von Rubel zu Mark lag bei einem konstanten Verhältnis von 2:1. Zur Deckung der Ausgabe begab das Deutsche Reich eine Anleihe von 110 Millionen Ostmark. Daneben kursierten städtische Notgeldscheine, besonders der Städte Libau und Mitau.
Nach Gründung der baltischen Republiken im Jahre 1918 schufen Estland und Lettland sehr bald eigene Währungen. Litauen dagegen erklärte durch Gesetz vom 26. Februar 1919 die Scheine der Darlehenskasse Ost zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Sie wurden erst mit der Einführung der Litas-Währung am 9. August 1922 abgelöst.

Die Darlehenskasse Ost in Posen gab Papiergeld in Rubelwährung in Werten von 20 Kopeken bis 100 Rubel aus. Diese tragen die Unterschriften "Michalowsky, Hamburger und Kauffmann". Die Banknoten der Darlehenskasse Ost in Kowno wurden in Markwährung zu Werten von 1/2 Mark bis 1.000 Mark emittiert und tragen die Unterschriften "Fischer, v.d. Marwitz und Moritz". Gedruckt wurden die Papiergeldausgaben der Darlehenskasse Ost in der Reichsdruckerei Berlin, bei Giesecke und Devrient in Leipzig und zum Teil auch bei C. Naumann in Frankfurt.

Abb. 2: Ausgaben der Darlehenskasse Ost in Posen zu 100 Rubel und Kowno zu 100 Mark


Alle Papiergeldausgaben des Generalgouvernements Warschau wurden in der Reichsdruckerei Berlin auf weißem (von 20 Mark aufwärts geripptem) Papier gedruckt und tragen die Unterschriften von Kries, Ueberschär und Conrad.

Der Zivilbeamte Wolfgang Ludwig Moritz von Kries (* 27. November 1868 auf Gut Smarzewo bei Schmentau (heute Ortsteil von Kórnik), Landkreis Marienwerder, Westpreußen; † 15. Oktober 1945 in Potsdam) war vom 18. Oktober 1915 bis zum 26. November 1917 Verwaltungschef der „Kaiserlich-deutschen Zivilverwaltung beim Generalgouvernement Warschau“.[3]
Oberregierungsrat Ueberschär war Chef der Finanzabteilung der Verwaltung des Generalgouvernements.[4]
Franz Conrad von Hötzendorf (* 11. November 1852 in Penzing bei Wien; † 25. August 1925 in Mergentheim, Württemberg), war bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs, 1914, Chef des Generalstabes für die gesamte bewaffnete Macht Österreich-Ungarns, seit 1916 Feldmarschall. Der Feldmarschall, mit vollem Namen Franz Xaver Josef (seit 1910 Freiherr, 1918/19 bis zur Adelsaufhebung Graf) Conrad von Hötzendorf, wurde schon zu Lebzeiten als „Conrad von Hötzendorf“ oder oft nur als „Conrad“ erwähnt, was den Eindruck erweckte, dies sei sein Vorname.[5]

Die 1919 entstandene Republik Polen behielt die Scheine der Landesdarlehenskasse noch bis zum 30.11.1923 im Umlauf. Am 20.01.1924 wurde dann die inflationäre polnische Mark-Währung durch den Złoty abgelöst.

Quellen:
Pick/Rixen, Papiergeld-Spezialkatalog Deutschland, S. 241.
Rosenberg/Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871, 18. Auflage, S.330.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ober_Ost