Das Papiergeld der Deutschen Besatzungsausgaben in Russland 1916 - 1918

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Das Papiergeld der Deutschen Besatzung in Russland 1916 - 1918

Abb. 1: Verwaltungskarte von Ober Ost, 1917


Die baltischen Gebiete sowie Teile Nordpolens und Weißrusslands, insgesamt eine Fläche von rund 108.808 km², wurden 1916 dem deutschen Oberbefehlshaber Ost, Prinz Leopold von Bayern unterstellt. Die Versorgung der besetzten Gebiete mit Zahlungsmitteln erfolgte durch die Ostbank für Handel und Gewerbe. Die Bank war 1898 aus der Provinzial-Aktienbank des Großherzogtums Posen hervorgegangen. Seit 1916 gab sie durch ihre Darlehenskasse Ost in Posen Darlehenskassenscheine in Rubelwährung aus, 1918 auch durch die Darlehenskasse Ost in Kowno solche in Markwährung. Der Umrechnungskurs von Rubel zu Mark lag bei einem konstanten Verhältnis von 2:1. Zur Deckung der Ausgabe begab das Deutsche Reich eine Anleihe von 110 Millionen Ostmark. Daneben kursierten städtische Notgeldscheine, besonders der Städte Libau und Mitau.[1]
Nach Gründung der baltischen Republiken im Jahre 1918 schufen Estland und Lettland sehr bald eigene Währungen. Litauen dagegen erklärte durch Gesetz vom 26. Februar 1919 die Scheine der Darlehenskasse Ost zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Sie wurden erst mit der Einführung der Litas-Währung am 9. August 1922 abgelöst.
Die Darlehenskasse Ost in Posen gab Papiergeld in Rubelwährung in Werten von 20 Kopeken bis 100 Rubel aus, die Darlehenskasse Ost in Kowno Papiergeld in Markwährung in Werten von 1/2 Mark bis 1.000 Mark. Gedruckt wurden die Scheine in der Reichsdruckerei Berlin, bei Giesecke und Devrient in Leipzig und zum Teil auch bei C. Naumann in Frankfurt.
Für die erste Ausgabe verwendete man die Aufschrift zarzad jeneral-gubernatorstwa warszawskiego (Verwaltung des Generalgouvernements von Warschau) als Angabe der ausgebenden Stelle und Biletów Kasy Pozyczkowej (Gutschein der Darlehenskasse) als Bezeichnung der Banknoten.
Mit der zweiten Ausgabe wurde die Bezeichnung des Emittenten zu Zarzad General-Gubernatorstwa Warszawskiego abgeändert. Die Bezeichnung der Noten blieb unverändert.
Um die nationale Herkunft der Banknoten mehr in den Mittelpunkt zu stellen, wurden diese mit der dritten Ausgabe als Biletów Polskiej Krajowej Kasy Pozyczkowej (Gutschein der polnischen Landesdarlehenskasse) ausgegeben.

Abb. 2: Textvariationen der drei Papiergeldausgaben (links 1. Ausgabe, mittig 2. Ausgabe, rechts 3. Ausgabe)


Alle Papiergeldausgaben des Generalgouvernements Warschau wurden in der Reichsdruckerei Berlin auf weißem (von 20 Mark aufwärts geripptem) Papier gedruckt und tragen die Unterschriften von Kries, Ueberschär und Conrad.

Der Zivilbeamte Wolfgang Ludwig Moritz von Kries (* 27. November 1868 auf Gut Smarzewo bei Schmentau (heute Ortsteil von Kórnik), Landkreis Marienwerder, Westpreußen; † 15. Oktober 1945 in Potsdam) war vom 18. Oktober 1915 bis zum 26. November 1917 Verwaltungschef der „Kaiserlich-deutschen Zivilverwaltung beim Generalgouvernement Warschau“.[3]
Oberregierungsrat Ueberschär war Chef der Finanzabteilung der Verwaltung des Generalgouvernements.[4]
Franz Conrad von Hötzendorf (* 11. November 1852 in Penzing bei Wien; † 25. August 1925 in Mergentheim, Württemberg), war bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs, 1914, Chef des Generalstabes für die gesamte bewaffnete Macht Österreich-Ungarns, seit 1916 Feldmarschall. Der Feldmarschall, mit vollem Namen Franz Xaver Josef (seit 1910 Freiherr, 1918/19 bis zur Adelsaufhebung Graf) Conrad von Hötzendorf, wurde schon zu Lebzeiten als „Conrad von Hötzendorf“ oder oft nur als „Conrad“ erwähnt, was den Eindruck erweckte, dies sei sein Vorname.[5]

Die 1919 entstandene Republik Polen behielt die Scheine der Landesdarlehenskasse noch bis zum 30.11.1923 im Umlauf. Am 20.01.1924 wurde dann die inflationäre polnische Mark-Währung durch den Złoty abgelöst.

Quellen:
[1] Pick/Rixen, Papiergeld-Spezialkatalog Deutschland, S. 233.
[2] Rosenberg/Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871 (19. Auflage), S. 498.
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_von_Kries .
[4] http://rcin.org.pl/Content/26155/WA303_31313_A52-KH-R-73-3_Oettingen.pdf S. 666.
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Conrad_von_H%C3%B6tzendorf .