Das Papiergeld der Deutschen Besatzungsausgaben in Russland 1916 - 1918: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Das Papiergeld der Deutschen Besatzung in Russland 1916 - 1918'''<br><br>
 
'''Das Papiergeld der Deutschen Besatzung in Russland 1916 - 1918'''<br><br>
 
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Abb. 1: Verwaltungskarte von Ober Ost, 1917
 
Abb. 1: Verwaltungskarte von Ober Ost, 1917
 
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Polen, durch die verschiedenen Teilungen des 18. Jahrhunderts auf das sogenannte "Kongresspolen" beschränkt, war bis zum 1. Weltkrieg Königreich in Personalunion mit dem russischen Zarenreich.[1] Nach der russischen Generalmobilmachung vom 30. Juli 1914 und der daraufhin erfolgten Mobilmachung und Kriegserklärung Deutschlands überschritten am Abend des 01. August 1914 Truppen des mit Frankreich verbündeten Russlands die Grenzen des Deutschen Reichs. Nachdem die russischen Armeen aus Ostpreußen zurückgedrängt waren, wurde der vormals polnische Teil Russlands im Ersten Weltkrieg vollständig von deutschen (Abb. 1, hellblaues Gebiet) und österreichischen Truppen (Abb. 1, hellgrünes Gebiet) besetzt. Der nördliche Teil davon stand bis 1918 unter deutscher, der südliche unter österreichischer Verwaltung. Nach der von Deutschland betriebenen Unabhängigkeit des Landes von Russland und der Proklamation des Königreichs Polen vom 05.11.1916 wurde mit Gesetz vom 13.12.1916 in Warschau die Polnische Landesdarlehnskasse gegründet, der die Versorgung des Landes mit Zahlungsmitteln oblag. Die bisherige russische Rubelwährung wurde am 26.04.1917 auf polnische Marka umgestellt, die der deutschen Mark gleichgestellt war. Die Landesdarlehenskasse gab Papiergeld in Werten von 1/2 Mark bis 1.000 Mark aus. Das Deutsche Reich haftete für die Einlösung der Gutscheine für das Generalgouvernement in Mark zum Nominalwert.[2]<br>
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Die besetzten baltischen Gebiete sowie Teile Nordpolens und Weißrusslands, insgesamt eine Fläche von rund 108.808 km², wurden dem deutschen Oberbefehlshaber Ost, Prinz Leopold von Bayern unterstellt. Die Verwaltung dieses neu eroberten Gebietes mit ethnischer und religiöser Vielfalt sowie einer Bevölkerungszahl von etwa drei Millionen Menschen gestaltete sich schwierig. Auf deutscher Seite lagen zudem kaum konkrete Pläne zur Besatzung vor. Erst die im Jahre 1916 erlassene Verwaltungsordnung teilte Ober Ost in sechs Verwaltungsbezirke ein. Dabei fanden die ethnographischen Grenzen der dort lebenden Volksgruppen keine Berücksichtigung. Auch hierin wurde der rein militärische Charakter der Besatzung sichtbar. Man findet deshalb auch die Bezeichnung Militärstaat Ober Ost. Nahezu sämtliche Mitarbeiter der Verwaltung gehörten dem Militär an. Die Versorgung der besetzten Gebiete mit Zahlungsmitteln erfolgte durch die Ostbank für Handel und Gewerbe. Die Bank war 1898 aus der Provinzial-Aktienbank des Großherzogtums Posen hervorgegangen. Seit 1916 gab sie durch ihre Darlehnskasse Ost in Posen Darlehnskassenscheine in Rubelwährung aus, 1918 auch durch die Darlehnskasse Ost in Kowno solche in Markwährung. Der Umrechnungskurs von Rubel zu Mark lag bei einem konstanten Verhältnis von 2:1. Zur Deckung der Ausgabe begab das Deutsche Reich eine Anleihe von 110 Millionen Ostmark.<br>
Insgesamt wurden drei Ausgaben emittiert, deren Unterschiede sich auf den jeweiligen Vorderseiten der Noten erkennen lassen:<br><br>
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Nach Gründung der baltischen Republiken im Jahre 1918 schufen Estland und Lettland sehr bald eigene Währungen. Litauen dagegen erklärte durch Gesetz vom 26. Februar 1919 die Scheine der Darlehnskasse Ost zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Sie wurden erst mit der Einführung der Litas-Währung am 9. August 1922 abgelöst.<br><br>
Für die erste Ausgabe verwendete man die Aufschrift '''zarzad jeneral-gubernatorstwa warszawskiego''' (Verwaltung des Generalgouvernements von Warschau) als Angabe der ausgebenden Stelle und '''Biletów Kasy Pozyczkowej''' (Gutschein der Darlehenskasse) als Bezeichnung der Banknoten.<br>
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Die Darlehnskasse Ost in Posen gab Papiergeld in Rubelwährung in Werten von 20 Kopeken bis 100 Rubel aus. Diese tragen die Unterschriften "Michalowsky, Hamburger und Kauffmann".<br>
Mit der zweiten Ausgabe wurde die Bezeichnung des Emittenten zu '''Zarzad General-Gubernatorstwa Warszawskiego''' abgeändert. Die Bezeichnung der Noten blieb unverändert.<br>  
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Carl Michalowsky war zum Zeitpunkt der Emission der Darlehnskassenscheine Mitglied des Reichsbankdirektoriums in Berlin, Carl (Ludwig Bernhard) Kauffmann seit Kriegsbeginn 1914 Devisendezernent der Reichsbank und später Direktor der Ostbank.<br><br>
Um die nationale Herkunft der Banknoten mehr in den Mittelpunkt zu stellen, wurden diese mit der dritten Ausgabe als '''Biletów Polskiej Krajowej Kasy Pozyczkowej''' (Gutschein der polnischen Landesdarlehenskasse) ausgegeben.<br><br>  
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Die Banknoten der Darlehnskasse Ost in Kowno wurden in Markwährung zu Werten von 1/2 Mark bis 1.000 Mark emittiert und tragen die Unterschriften "Fischer, v.d. Marwitz und Moritz".<br>
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Im Ersten Weltkrieg war Otto Christian Fischer als Offizier zwei Jahre an der Front beim Feldartillerie-Regiment 6 und verwaltete zuletzt beim Hauptquartier Ost die Darlehnskasse Ost.<br><br>
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Beide Ausgaben (Posen und Kowno) sind ähnlich gestaltet, teilweise unterscheiden sie sich lediglich durch die Währungsbezeichnung und die verwendeten Druckfarben (siehe Abb. 2). Gedruckt wurden die Papiergeldausgaben der Darlehnskasse Ost (beide Ausgaben) auf unterschiedlichem Wasserzeichenpapier in der Reichsdruckerei Berlin, bei Giesecke und Devrient in Leipzig und zum Teil auch bei C. Naumann in Frankfurt.<br><br>  
 
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Abb. 2: Textvariationen der drei Papiergeldausgaben (links 1. Ausgabe, mittig 2. Ausgabe, rechts 3. Ausgabe)
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Abb. 2: Ausgaben der Darlehnskasse Ost in Posen zu 100 Rubel und Kowno zu 100 Mark
 
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Alle Papiergeldausgaben des Generalgouvernements Warschau wurden in der Reichsdruckerei Berlin auf weißem (von 20 Mark aufwärts geripptem) Papier gedruckt und tragen die Unterschriften von Kries, Ueberschär und Conrad.<br><br>
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Neben den Besatzungsausgaben der Darlehnskasse Ost kursierten im besetzten Russland städtische Notgeldscheine, besonders der Städte Libau und Mitau.<br><br>
Der Zivilbeamte Wolfgang Ludwig Moritz von Kries (* 27. November 1868 auf Gut Smarzewo bei Schmentau (heute Ortsteil von Kórnik), Landkreis Marienwerder, Westpreußen; † 15. Oktober 1945 in Potsdam) war vom 18. Oktober 1915 bis zum 26. November 1917 Verwaltungschef der „Kaiserlich-deutschen Zivilverwaltung beim Generalgouvernement Warschau“.[3]<br>
 
Oberregierungsrat Ueberschär war Chef der Finanzabteilung der Verwaltung des Generalgouvernements.[4]<br>
 
Franz Conrad von Hötzendorf (* 11. November 1852 in Penzing bei Wien; † 25. August 1925 in Mergentheim, Württemberg), war bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs, 1914, Chef des Generalstabes für die gesamte bewaffnete Macht Österreich-Ungarns, seit 1916 Feldmarschall. Der Feldmarschall, mit vollem Namen Franz Xaver Josef (seit 1910 Freiherr, 1918/19 bis zur Adelsaufhebung Graf) Conrad von Hötzendorf, wurde schon zu Lebzeiten als „Conrad von Hötzendorf“ oder oft nur als „Conrad“ erwähnt, was den Eindruck erweckte, dies sei sein Vorname.[5]<br><br>
 
 
 
Die 1919 entstandene Republik Polen behielt die Scheine der Landesdarlehenskasse noch bis zum 30.11.1923 im Umlauf. Am 20.01.1924 wurde dann die inflationäre polnische Mark-Währung durch den Złoty abgelöst.<br><br>
 
 
 
 
Quellen:<br>
 
Quellen:<br>
[1] Pick/Rixen, Papiergeld-Spezialkatalog Deutschland, S. 233.<br>
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Pick/Rixen, Papiergeld-Spezialkatalog Deutschland, S. 241.<br>
[2] Rosenberg/Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871 (19. Auflage), S. 498.<br>
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Rosenberg/Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871, 18. Auflage, S.330.<br>
[3] http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_von_Kries .<br>
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http://de.wikipedia.org/wiki/Ober_Ost <br>
[4] http://rcin.org.pl/Content/26155/WA303_31313_A52-KH-R-73-3_Oettingen.pdf S. 666.<br>
 
[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Conrad_von_H%C3%B6tzendorf .<br>
 

Aktuelle Version vom 31. Juli 2014, 18:32 Uhr

Das Papiergeld der Deutschen Besatzung in Russland 1916 - 1918

Abb. 1: Verwaltungskarte von Ober Ost, 1917


Die besetzten baltischen Gebiete sowie Teile Nordpolens und Weißrusslands, insgesamt eine Fläche von rund 108.808 km², wurden dem deutschen Oberbefehlshaber Ost, Prinz Leopold von Bayern unterstellt. Die Verwaltung dieses neu eroberten Gebietes mit ethnischer und religiöser Vielfalt sowie einer Bevölkerungszahl von etwa drei Millionen Menschen gestaltete sich schwierig. Auf deutscher Seite lagen zudem kaum konkrete Pläne zur Besatzung vor. Erst die im Jahre 1916 erlassene Verwaltungsordnung teilte Ober Ost in sechs Verwaltungsbezirke ein. Dabei fanden die ethnographischen Grenzen der dort lebenden Volksgruppen keine Berücksichtigung. Auch hierin wurde der rein militärische Charakter der Besatzung sichtbar. Man findet deshalb auch die Bezeichnung Militärstaat Ober Ost. Nahezu sämtliche Mitarbeiter der Verwaltung gehörten dem Militär an. Die Versorgung der besetzten Gebiete mit Zahlungsmitteln erfolgte durch die Ostbank für Handel und Gewerbe. Die Bank war 1898 aus der Provinzial-Aktienbank des Großherzogtums Posen hervorgegangen. Seit 1916 gab sie durch ihre Darlehnskasse Ost in Posen Darlehnskassenscheine in Rubelwährung aus, 1918 auch durch die Darlehnskasse Ost in Kowno solche in Markwährung. Der Umrechnungskurs von Rubel zu Mark lag bei einem konstanten Verhältnis von 2:1. Zur Deckung der Ausgabe begab das Deutsche Reich eine Anleihe von 110 Millionen Ostmark.
Nach Gründung der baltischen Republiken im Jahre 1918 schufen Estland und Lettland sehr bald eigene Währungen. Litauen dagegen erklärte durch Gesetz vom 26. Februar 1919 die Scheine der Darlehnskasse Ost zum gesetzlichen Zahlungsmittel. Sie wurden erst mit der Einführung der Litas-Währung am 9. August 1922 abgelöst.

Die Darlehnskasse Ost in Posen gab Papiergeld in Rubelwährung in Werten von 20 Kopeken bis 100 Rubel aus. Diese tragen die Unterschriften "Michalowsky, Hamburger und Kauffmann".
Carl Michalowsky war zum Zeitpunkt der Emission der Darlehnskassenscheine Mitglied des Reichsbankdirektoriums in Berlin, Carl (Ludwig Bernhard) Kauffmann seit Kriegsbeginn 1914 Devisendezernent der Reichsbank und später Direktor der Ostbank.

Die Banknoten der Darlehnskasse Ost in Kowno wurden in Markwährung zu Werten von 1/2 Mark bis 1.000 Mark emittiert und tragen die Unterschriften "Fischer, v.d. Marwitz und Moritz".
Im Ersten Weltkrieg war Otto Christian Fischer als Offizier zwei Jahre an der Front beim Feldartillerie-Regiment 6 und verwaltete zuletzt beim Hauptquartier Ost die Darlehnskasse Ost.

Beide Ausgaben (Posen und Kowno) sind ähnlich gestaltet, teilweise unterscheiden sie sich lediglich durch die Währungsbezeichnung und die verwendeten Druckfarben (siehe Abb. 2). Gedruckt wurden die Papiergeldausgaben der Darlehnskasse Ost (beide Ausgaben) auf unterschiedlichem Wasserzeichenpapier in der Reichsdruckerei Berlin, bei Giesecke und Devrient in Leipzig und zum Teil auch bei C. Naumann in Frankfurt.

Abb. 2: Ausgaben der Darlehnskasse Ost in Posen zu 100 Rubel und Kowno zu 100 Mark


Neben den Besatzungsausgaben der Darlehnskasse Ost kursierten im besetzten Russland städtische Notgeldscheine, besonders der Städte Libau und Mitau.

Quellen:
Pick/Rixen, Papiergeld-Spezialkatalog Deutschland, S. 241.
Rosenberg/Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871, 18. Auflage, S.330.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ober_Ost