Briefmarkengeld

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Datei:Briefmarkengeld.jpg
Notgeldschein der ersten Osnabrücker Dampfwaschanstalt

Zur Zeit der Münzknappheit im Ersten Weltkrieg wurden gelegentlich auch Briefmarken als Kleingeldersatz verwendet. Um aber die empfindlichen und wegen ihrer geringen Ausmasse unpraktikablen Marken im täglichen Umgang leichter "greifen" zu können, hat man gelegentlich die Marken auch in Metallbehältnisse eingeschlossen (wie in ein Medaillon).

Für uns Papiergeldsammler ist allerdings interessanter, dass man manchmal auch kleine Papiertütchen - oft mit Sichtfenster - verwendet hat, um den Marken ein grösseres Format zu verleihen. Das Ganze hatte Ähnlichkeit mit einem Geldschein, wobei der Wert allerdings nicht in dem Schein selber bestand, sondern in der darin aufzubewahrenden Briefmarke.
Und da die Werbebranche immer schon findig war, hat man sich die freien Flächen auch noch mit etwas Reklame versehen lassen und dafür noch ein wohl eher geringes Zusatzentgelt kassiert.

Das System hat sich aber nicht durchgesetzt. Es war insgesamt doch zu kompliziert, und vor allem stand der Aufwand (für Herstellung des Tütchens und das Einstecken der Marken etc.) in keiner Relation zu dem doch recht niedrigen Wert.

Vom Briefmarken-Kapselgeld gab es sehr viele verschiedene Kapseln. Vom Briefmarkengeld aus Papier gab es allerdings nur wenige Firmen, welche solches Notgeld ausgaben.


Als Beispiel soll hier ein Notgeldschein der Ersten Osnabrücker Dampfwaschanstalt dienen.
Er ist zur Aufnahme einer 10-Pfennig-Briefmarke vorgesehen.


Literaturhinweise

Über das Briefmarkengeld gab es in der Zeitschrifft "Der Geldscheinsammler" insgesamt 5 Artikel:
02/87: Seite 70 Dr Alexander Persijn Briefmarkengeld
04/87: Seite 174 Gilles Blançon Das rechteckige Briefmarken-Kapselgeld mit Metallfassung
06/87: Seite 287 Gilles Blançon Herkunftsbestimmung von Briefmarken-Kapselgeld ohne Ortsangabe
02/90: Seite 77 Gilles Blançon Die "Maklema" Briefmarkengeld-Ausgaben
01/92: Buchbesprechung Kai Lindman: Das Notgeld von Niedersachsen: Talerscheine und Briefmarkengeld

Das deutsche Briefmarkengeld in Tütenform aus dem Zeitraum 1915-1922 ist im Katalog "Kleingeldersatz aus Papier "Verkehrsausgaben" 1915 - 1922" aus dem Verlag Reinhard Tieste, Bremen erfasst.
Das deutsche Briefmarkengeld in Tütenform aus dem Zeitraum 1945-1949 ist im Katalog "Das Papiergeld im besetzten Deutschland 1945 bis 1949" aus dem Verlag Heinrich Gietl, Regenstauf erfasst.
Das deutschsprachige Briefmarkengeld in Kapselform ist im Katalog "Deutsche Notmünzen und sonstige Geldersatzmarken. 1840 bis 2002" aus dem Verlag Strothotte, Gütersloh erfasst.
Einen ersten Überblick über die Verschiedenartigkeit von Briefmarkengeld liefert Albert Pick in seinem 1970 erschienenen Büchlein "Albert Pick - Briefmarkengeld"
Das französische Briefmarkengeld und Kapselgeld wird umfangreich in "Broustine -- Timbres-Monnaie France et Colonies" 1988 aufgeführt.
Das italienische Briefmarkengeld und Kapselgeld wird ambitioniert aber doch recht einfach in "Gamberini di Scarfea -- Quando Mancano Gli Spiccioli" 1974 behandelt.
Das österreichische Briefmarkengeld und Kapselgeld wird im Katalog von Rudolf Richter "Notgeld Österreich - Deutsch-Österreich und Nachfolgestaaten mit Nebengebieten ab 1918" behandelt.