Bank: Chinese Italian Banking Corporation

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Chinese Italian Banking Corporation

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China, PS-254, 5 Yuan, Chinese Italian Banking Corporation


Zweifelsfrei haben diese Noten mit der Tatsache zu tun, dass Italien 1902 eine Konzession über die Stadt Tientsin erhalten hat. Nach Ende des 1. Weltkriegs wurde aufgrund einer Initiative des italienischen Schatzamts eine Chinesisch-Italienische Bank als internationales Kreditinstitut ins Leben gerufen.
So wurde die Chinese Italian Banking Corporation im Mai 1921 offiziell gegründet. Es war ein italienisch-chinesisches Gemeinschaftsunternehmen, der Hauptsitz war in Peking; Filialen gab es in Tientsin, Shanghai und Hankou.
Die Bank sollte mit einem Kapital von 10 Millionen Yuan eröffnet werden, aber es kamen in Wirklichkeit nur 2,5 Millionen Yuan zusammen. Die auf chinesischer Seite Hauptverantwortlichen hießen Liu Wenkui und Ke Niuliang, die italienischen Verantwortlichen werden in der chinesischen Literatur nicht genannt.
Drei Jahre später zogen sich die Chinesen zurück, die Bank verschmolz mit einer anderen italienischen Bank (Credito Italiano) - es war jetzt also eine rein italienische Institution. Deren Hauptaufgabe war es, die aus dem Boxeraufstand entstandenen Schulden an Italien bzw. Italiener einzutreiben und zu verwalten. Außerdem sollte die Bank die beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen pflegen. Die neue Bank (Italian Bank of China) diente auch als Umtauschstelle von italienischen Lire gegen chinesische Yuan. Man konnte dort Konten in Tael (chinesische Silberwährung), Dollars, Pfund Sterling, französischen Francs und in Gold führen. Die eigentliche Chinese Italian Banking Corporation schloß im Oktober 1925.
Anfang 1921 räumte Finanzminister Gao Lingwei der Bank das Recht ein, Noten zu emittieren. Es wurden zwei Serien in Auftrag gegeben, eine bei der Druckerei des Finanzministeriums selbst (Caizhengbu = Bureau of Engraving and Printing), eine weitere bei der American Banknote Co.
Bisher waren von allen Noten sind nur solche ohne Siegel und ohne Unterschrift bekannt; erst im IBNS Journal #2/2009 wurde erstmals eine gelaufene Note abgebildet. Es handelt sich um einen 5-Yuan-Schein mit der Angabe der Filiale Hankow mittig und einer Signatur links auf der Rückseite. Es darf jedoch weiter angenommen werden, daß die meisten Noten nie zur Ausgabe kamen.

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China, PS-255, 10 Yuan, 1921, Chinese Italian Banking Corporation



Quelle: Erwin Beyer



Die Geschichte der Banknoten der Chinese-Italian Banking Corporation ist so komplex und verworren, daß es trotz vieler Recherchen nicht möglich ist, sichere Aussagen zu treffen. Es bleibt daher bis heute bei Hypothesen.
Nach dem tragischen Krieg gegen Japan 1894/95 war China gezwungen, die Präsenz von Militärdelegationen aus den USA, England, Frankreich, Japan, Spanien und Italien auf seinem Territorium zum Zwecke der Verteidigung zu akzeptieren.
1900, nach dem gescheiterten Boxer-Aufstand erstarkten diese Delegationen noch und etablierten sich in einigen Küstenstädten Chinas. Auch Italien verlangte eine Konzession über ein Gebiet, was anfangs jedoch abgelehnt wurde. Erst am 7. Juni 1902 konnte der Emissär König Viktor Emanuels III in Peking einen Vertrag unterzeichnen, in dem der italienischen Delegation die Verwaltung über einen halben Quadratkilometer Land in Tientsin gewährt wurde.
Mit der Präsenz italienischer Schiffe und Siedler in Tientsin begann die Entwicklung neuer Handelsbeziehungen zwischen Italien und China.
1921 vergab die Chinese-Italian Banking Corporation einen Auftrag für den Druck von Banknoten an die American Bank Note Company in New York.
In allen Katalogen, die bisher weltweit erschienen sind, war man immer der Meinung gewesen, daß es sich bei der Chinese-Italian Banking Corporation um jenes Institut handelte, welches 1920 auf Betreiben des Credito Italiano und einiger chinesischer Finanziers unter dem Namen Sino-Italian Bank gegründet wurde. Diese Bank ging dann 1924 zur Gänze in den Besitz des Credito Italiano über und änderte seinen Namen in Italian Bank of China.
In den Archiven dieses Instituts fand man in der Tat einen Briefwechsel zwischen der Sino-Italian Bank und der American Bank Note Company aus den Jahren 1920-1921. Ebenfalls wurde Korrespondenz mit Thomas de la Rue in London und einer italienischen Druckerei gefunden.
Es ging darin um Probedrucke für Banknoten, deren Ausgabe bereits vom chinesischen Finanzministerium genehmigt war.
Im Januar 1921 wies das Finanzministerium die Bank jedoch an, daß die Banknoten ausschließlich vom Bureau of Engraving and Printing gedruckt werden durften, welches als chinesiches Unternehmen natürlich auch unter dessen Kontrolle lag.
In den Bilanzen der Bank taucht der Druck bzw. die Ausgabe von Banknoten allerdings überhaupt nicht auf.
Und hier beginnt nun das Rätsel.
Im Archiv des Instituts befindet sich ein Brief vom 11. April 1922, in welchem die American Bank Note Company der Chinese-Italian Banking Corporation mitteilt, daß sechs Kisten mit 250.000 1-Yuan und 50.000 Stück 10-Yuan-Noten verschifft worden wären.

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China, PS-253, 1 Yuan, 1921, Chinese Italian Banking Corporation

Das Postamt von Tientsin sandte kurz darauf eine Benachrichtigung, welche die Bank jedoch mit der Begründung zurückgehen ließ, die Lieferung sei nicht für sie bestimmt!
Die Chinese-Italian Banking Corporation hat die Banknoten weder abgeholt noch sich zustellen lasssen. Zumindest gibt es keinerlei Hinweise darauf im Archiv.
Wie ist so etwas möglich?
Wer hat die Banknoten bestellt?
Für wen waren sie bestimmt?
Die Antworten auf diese Fragen könnten sich nur im Archiv der American Bank Note Company bedinden. Dieses ist aber bis zum heutigen Tage offenbar für niemanden zugänglich.
Was man heute weiss und was es erlaubt, eine einigermaßen glaubhafte Hypothese zu formulieren, ist, daß es während des fraglichen Zeitraums zwei italienische Banken gab, die in Tientsin tätig waren.
Die erste war die schon erwähnte durch den Credito Italiano am 25. März 1919 durch Vertrag mit der Königlichen Italienischen Gesandtschaft in Peking gegründete Bank.
Am 15. Januar 1920 beurkundete das italienische Konsulat in Tientsin jedoch die Gründung der Banque Industrielle d'Italiens et Chinois (Industrie-Bank für Italiener und Chinesen), welche nach einigen Monaten ihren Namen in Sino-Italian Bank änderte.
Diese neue Bank geht auf das Betreiben eines reichen Chinesen namens Mr. Tschong-I und eines italienischen Barbiers zurück.
Das italienische Beteiligungskapital an der Bank betrug jedoch nur 2,5%.
Im März 1920 berichtete eine Shanghaier Zeitung, daß die Banque Industrielle d'Italiens et Chinois ihren Namen in Sino-Italian Bank geändert habe.
Die Zeitung wußte weiter zu berichten, daß diese Bank der chinesischen Regierung zwei Millionen Yuan geliehen hatte, und daß der Platz des mittlerweile verstorbenen italienischen Barbiers nun von einem gewissen Mr. Villa eingenommen worden war, den das Blatt jedoch als einen Gauner bezeichnete.
Beunruhigt durch die Aussicht auf etwaige Schwierigkeiten, die dadurch entstehen konnten, setzte sich der Credito Italiano unverzüglich mit dem italienischen Botschafter in Peking, dem italienischen Konsul in Tientsin und der chinesischen Presseagentur in Verbinduing, um jeglichem Mißverständnis sofort entgegenzuwirken.
Aber es war bereits zu spät. Die Verwirrung hatte bereits eingesetzt. Im Mai 1921 veröffentlichten mehrere Zeitungen negative Artikel über die Bank des Mr. Tschong-I. Da aber kaum ein Außenstehender in der Lage war, die beiden Banken auseinanderzuhalten, war dadurch auch die andere Bank (also die vom Credito Italiano gegründete) mehr oder weniger direkt in ein schlechtes Licht geraten.
Trotz aller Proteste des Credito Italiano, welcher auch den britischen Botschafter aufforderte, sich umgehend mit der englischsprachigen Zeitung Shanghai Mercury und der Agentur Reuters in Verbindung zu setzen, um das Mißverständnis richtigzustellen, sorgten weitere Artikel für nur noch mehr Verwirrung. Am 15. Mai 1921 veröffentlichten zahlreiche Shanghaier Zeitungen Artikel über das Chaos in der Sino-Italian Bank.
Es wurde berichtet, daß bei einem Tanzabend zwei chinesische Generäle als Präsident bzw. Vize-Präsident hätten ernannt werden sollen. Zu diesem Ball waren aber weder die beiden Generäle noch andere wichtige geladene Gäste erschienen, und der Veranstalter, Mr. Tschong-I, hätte daraufhin die Veranstaltung verlassen.
Am 30. Mai kam es zu einer Eingabe beim konsularischen Rat in Tientsin, mit der Bitte, nun ein für allemal zu entscheiden, welches Unternehmen den Namen Sino-Italian Bank zu Recht tragen dürfe.
Das Ergebnis dieser Petition ist unbekannt. Da aber jenes Institut, welches vom Credito Italiano betrieben wurde, weiterhin geschäftlich tätig blieb und sich auch erfolgreich entwickelte, muss man annehmen, daß die illegale Konkurrenz wohl aufgehört hatte zu existieren.
Es ist zu hoffen, daß es irgendwann gelingen wird, mehr Licht ins Dunkel der italienischen Finanzpräsenz in China bringen zu können.
Aus Sammlersicht sind die Banknoten im Wert von 1, 5 und 10 Yuan recht häufig.
Vom 50-Yuan-Schein (früher äußerst selten) wurden in den 1990-Jahren ca. 30-40 Stück in China gefunden. Er gilt seither als sehr selten.
Von der 100-Yuan-Note sind nur einige wenige Stücke bekannt, keinesfalls mehr als zehn. Nur eine davon befindet sich in Italien.
1990 wurde ein Teil des Archives der American Bank Note Company in New York versteigert. Eines der Lose enthielt auch Specimen dieser Ausgabe und sieben bis acht 100-Yuan-Noten, die natürlich sofort vom Sammlermarkt aufgesogen wurden.


Quelle: Guido Crapanzano, Soldi d'Italia - Un secolo di cartamoneta Fondazione Cassa di Risparmio di Parma, 1995