Schiffsmotive: Kühlschiffe

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Kühlschiffe (Reefers)

Erläuterung

Kühlschiffe sind Spezialschiffe, deren Laderäumte auf eine gewünschte Temperatur (meist zwischen -30° bis +20°C) reguliert werden können. Sie dienen daher in erster Linie dem Trasnport von verderblichen Waren, hauptsächlich Lebensmittel.

Man unterschiedet zwischen Frostladung [z.B. Fleisch, Geflügel, Fisch, Krustentiere, FOJC (frozen orange juice concentrate)] und Kühlladung, wie z.B: Kartoffeln (+6°C), Gemüse (+4°C), Trauben und Kernobst (O°C), Agrumen (Zitrusfrüchte, +5°C), Kürbis, Kiwi… und natürlich als weitaus wichtigstes Gut: Bananen.

Französische Karibikbesitzungen

Französisch-Guyana, Martinique und Guadeloupe, P-6a, 50 Nouveaux Francs, 1963, Bananenverschiffung

Bananaguyana.jpg

Ein Kühlschiff aus den 1950er Jahren lädt Bananen in Fort de France auf Martinique.

Bananen sind der Schrecken aller Schrecken für jeden Kühlschiffskapitän. Sie sind ein sehr kompliziertes und empfindliches Ladungsgut. Es beginnt bereits beim Laden. Sie dürfen maximal im Reifegrad 3 sein (also noch ganz grün). Das ist selten das Problem, da die Bananen durchwegs frisch geerntet von der meist nahegelegenen Plantage kommen. Ist die Temperatur des Fruchtfleisches, die Pulptemperatur, jedoch zu hoch - was nach langen Hitzeperioden gerne der Fall ist - wird man nachher Schwierigkeiten haben, die Ware in der vorgeschriebenen Zeit herunterzukühlen.
Bei der Ideal-Temperatur, mit welcher Bananen transportiert werden sollen, scheiden sich noch heute die Geister. United Fruit (Chiquita) zum Beispiel hält 13,4°C für die beste. Del Monte befiehlt 12,8°, während Standard Fruit (Dolé) 12,4°C für die günstigste hält.
Wie auch immer die Temperatur vom Verschiffer befohlen wird, sie muß peinlich genau eingehalten werden. Das ist besonders bei älteren Kühlschiffen, wo die Überwachungsautomatik schon etwas gebrechlich sein kann, nicht immer einfach.
Weiter hat die Banane die verfluchte Eigenschaft, während ihres Reifeprozesses ihren Katalysator selbst zu entwickeln: Äthylen. Dieses Gas, auch Reifegas genannt, läßt die Früchte rasch gelb werden. Es muß also in den Laderäumen des Schiffes während das ganzen Transports stets für ein Maximum an Luftwechseln gesorgt werden (mindestens 90 Luftwechsel pro Stunde), damit die Reifegaskonzentration unter dem Limit bleibt. In schlecht gelüfteten Ecken gelingt das nicht, und im Löschhafen findet man dort gerne gelbe Nester vor.
Eine gelbe Banane wird aber von den Empfängern jedoch nicht mehr abgenommen. Sie ist wertlos und dient nur noch den Bauern als Schweinefutter. Das Schiff wird dann für den Schaden verantwortlich gemacht. Die ideale Banane muß also grün im Bestimmungshafen ankommen. Dort wird die Ware in speziellen Schuppen gelagert (z.B. am Union-Kai in Bremerhaven), sogenannten Reifezentren. Erfolgt dann z.B. ein Abruf einer Warenhauskette in der Schweiz für den folgenden Tag, so wird die bestellte Menge bewußt angegast und geht dann auf die Eisenbahn oder Straße. Liegen die Früchte am nächsten Morgen in den Supermärkten, haben sie genau die makellose gelbe Farbe, die sie haben müssen, damit die Hausfrau sie auch kauft. Eine Banane, die bereits im Schiff gelb wird, hätte an ihrem Bestimmungsort längst schwarze Flecken und wäre unverkäuflich.
Man kann mit Bananen auch viel Schabernack treiben. Will man immensen Schaden anrichten, so gehe man in einem Bananenverschiffungshafen, meinetwegen auf Martinique, an Bord eines Kühlschiffes. Dort verstecke man in einem Laderaum einen Apfel. Der Apfel als mächtiger Äthylen-Produzent ist der größte Feind der Banane. Einem einzigen Apfel ist es ein Leichtes, mit seiner Ausdünstung die Ware eines ca. 4000 m³ großen Laderaums während der Seereise restlos gelb einzufärben und damit zu ruinieren. Das Schiff ist dagegen völlig machtlos. Beim Ziehen der Ladungsproben wird man schon nach einem halben Tag gelbe Bananen finden, und mit fortschreitender Reise werden es immer mehr. So etwas treibt jeden Kühlschiffskapitän in den absoluten Wahnsinn. Man wird den Kühlingenieur fertigmachen, der aber schwört, daß er ohnehin schon fast 100 Luftwechsel pro Stunde fährt und freilich nichts dafür kann.
Kommt das Schiff dann in Europa mit einer vollständig gelben Ladung an, ist natürlich gelinde gesagt die Kacke am Dampfen.

Kamerun

P-10, 100 Francs, 1962, Kühlschiffe in Douala

Reefercamerun.jpg

Auch Afrika exportiert Bananen. Aufgrund von Präferenzabkommen allerdings meist nur in die ehemalige Kolonialmacht. So wird man Kameruner Bananen auf dem deutschen Markt nicht finden, sondern lediglich auf dem Französischen.

Das Bild dürfte der Phantasie eines Zeichners entsprungen sein, der von der Seefahrt nicht allzuviel versteht. Der Mahagoni-Stamm neben dem Schiff hat dort nichts verloren. Daneben darf er ja liegen, nur in das Schiff darf er auf keinen Fall! Mit einem solchen Schiff die schweren und sperrigen Logs zu laden, wäre nicht nur mühselig, sondern eine Todsünde. Die Isolierung im Innern des Kühlschiffs würde dadurch kaputtgeschlagen und völlig ruiniert werden.

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