Raubtiere

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Raubtiere

Obwohl das Leben täglich lehrt,
Daß nur bestehn kann, wer sich wehrt,
Sagt Ihr getrost, der Mensch ist gut,
Ihr hofft, daß er nicht wieder tut,
Was er - nur aus verwirrtem Wahn -
Seit Ur-Ur-Zeiten hat getan.

Mit Wut, die der Beschreibung spottet,
Gemordet den und ausgerottet,
Der ihm beim Fraß kam in die Quer,
Der andrer Meinung war als er,
Gebt Ihr nicht nach, nein, eisern glaubt Ihr,
Der Mensch sei harmlos und kein Raubtier,
Und ich will gern, als Mensch und Christ,
Annehmen, daß dem auch so ist.

Als erstes Raubtier unbedingt
Die Katze uns ins Auge springt.
Die Katze kommt als Leisetreter,
Die Krallen zeigt sie uns erst später.

Drum ist's - ex ungue - heißts, leonem -
Auch durchwegs ratsam, erst bei so 'nem
Untier zu schauen auf die Pfoten:
Die größte Vorsicht ist geboten!


Kenia, P-13b, 20 Shillings, 1975 - 1977, Löwenfamilie


Kenia, P-13b, 20 Shillings, 1975 - 1977, Löwenfamilie .jpg


Es lebt der Löwe noch zur Frist,
Er, der der Tiere König ist.
Hebt er die Stimme furchterregend,
Im Grimme seinen Schwanz bewegend,
Dann wirds - wies schon beschrieben Schiller -
Im weiten Umkreis still und stiller.

Der Löwe galt seit alter Zeit
Als Muster wilder Tapferkeit.
Dann wurde durch die neuen Foscher
Dergleichen Meinung morsch und morscher,
Denn die erklären frank und frei,
Daß er ein großer Feigling sei.

Trotzdem, wir wollen nicht vergessen,
Daß er schon manchen aufgefressen
Und tun drum gut dran, wie die Alten
Für höchst gefährlich ihn zu halten.
Bekannt ist wohl dem Leser lang
Die beste Art von Löwenfang:
Man gräbt ein Loch im Wüstensand,
Deckts zu mit Reisig und Verstand;
Der Tiere König geht aus Trotz
Und fällt ins Loch mit Plump und Plotz.

Drauf ziehn ihm ab das Fell die Neger,
Verkaufen es als Bettvorleger
An Leute, welche gern sich rühmen
Der Jagd nach solchen Ungetümen.

Im Berberlande, wie am Kap
Wird leider schon der Vorrat knapp.
In Persien wurde klein die Zahl,
Noch viele gibts im Senegal.

Recht milde Sorten wir erwarten,
Durch Züchtung jetzt im eignen Garten:
Der Löwe nämlich, der beweibt sich
Und pflanzt sich sogar fort in Leipzig,
Und mancher ist geborner Sachse,
Statt daß er in der Wüste wachse.


Bayern, PS-923, 100 Mark, 1922, Löwen als Wappentiere


Bayern, PS-923, 100 Mark, 1922, Löwen als Wappentiere .jpg


Zwar noch im Dunkeln tappen wir,
Seit wanns ihn gibt als Wappentier.
Im Schilde wird geführt der Leu
Von Löwenherz und Löwenbräu,
Von Löwenwirt nach altem Brauch
Und Löwenapotheke auch.

In Bayern gern der Löwe wohnt,
Hier hat der Schwarze ihn geschont.
Doch was bei uns herumläuft, preußlich,
Benimmt sich gegen ihn oft scheußlich,
Sodaß man Grund genug entdeckt,
Dafür, daß er die Zunge bleckt.


Nepal, P-35b, 500 Rupees, 1981 - 2000, Tiger


Nepal, P-35b, 500 Rupees, 1981 - 2000, Tiger .jpg


Der Tiger wird vier Meter lang.
Mit seinem leisen Katzengang
Ging er noch jüngst vom Amur-Fluß
Bis weither in den Kaukasus.

Wenn es dem Tiger wohl ist, schnurrt er,
Doch wenn er grantig wird, dann knurrt er.
Dann ist es - wenns nicht schon zu spät -,
Die höchste Zeit, daß einer geht!


Brasilien, P-246j, 50 Reais, 1994, Jaguar


Brasilien, P-246j, 50 Reais, 1994, Jaguar .jpg


Den Jaguar erkennt man schnell
An dem getüpfelt braunen Fell.
Von Mexico bis Paraguay
Ists sicher, daß es einer sei.
In Asien ists ein Verwandter,
Der (fast zwei Meter lange) Panther.


Belgisch-Kongo, P-16a, 50 Francs, 1941-1952, Leopard


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Und einen Leoparden sah,
Wer ihn erspäht in Afrika.
Soferne man im Zoo sie trifft,
Hält man sich an die Überschrift.


Costa Rica, P-273a, 10.000 Colones, 1997, Puma


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Weil sehr weit weg Amerika,
Und wir aus Zufall grade da,
Erwähnen wir hier gleich den Puma.
Ihn sahn zuerst bei Montezuma
Die Spanier in Mexico
Im kaiserlich aztek'schen Zoo.


Italienisch Somalia, P-16, 5 Somali, 1951, Gepard


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Den Gepard auch ganz kurz ich nenn,
Sonst meint Ihr, daß ich ihn nicht kenn.
Man schätzt ihn wegen seiner Schnelle
Und jagt mit ihm auf die Gazelle.


Litauen, P-36a, 25 Talonas, 1991, Luchs


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Er war im ganzen Mittelalter
Für scharfen Blick der Titelhalter.
Sodaß das Sprichwort draus erwuchs
Man habe Augen wie ein Luchs.

Er läßt, man luchse rechts und Lynx,
Sich nicht mehr sehn in Deutschland rings.
Die Preußen sagen zwar, in Bayern
Würd er noch goldne Hochzeit feiern.
Die Bayern meinen ihrerseits,
Es gäb noch welche in der Schweiz.
Die Schweizer aber glauben gern,
Er haus in Preußens Forsten fern.

So weist das abgefeimte Vieh
Noch immer nach sein Alibi.


Gemeinde Raa-Besenbek, 70 Pfennig, Notgeld, Anfang 1920er Jahre


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Aus überreichem Weisheitsschatze
Schöpft unser Volk in puncto Katze.
Sprichwörter gibts da einen Haufen:
Man soll sie nicht im Sacke kaufen,
Doch auch nicht aus demselben lassen,
Man sagt, wie Hund und Katz sich hassen,
Gleich ihr verbergen seine Krallen,
Stets wieder auf die Füße fallen,
Wie sie gehn um den heißen Brei,
Daß alles für die Katz nur sei,
Daß man ihr nicht den Speck vertrau,
Daß nachts sei'n alle Katzen grau,
Daß sie das Mausen nie verlerne,
Kurz, ziemlich lieblos ists im Kerne,
Was man so von der Katze spricht;
Mit einem Wort: Man traut ihr nicht.

Die Welt zu entkatzifizieren
Die Mäuse Tag und Nacht studieren.

Der Hund gehorcht noch dem Befehle,
Die Katze nur der eignen Seele.
Ihr Rätselblick (nach Baudelaire)
Trifft haargenau das Ungefähre.

Man muß sie nehmen, wie sie ist,
Und ihr noch danken, wenn sie frißt.
Selbst dort, wo man sie schlecht behandelt,
Bleibt sie im Grunde unverwandelt.
Verhungert, struppig und verlassen
Schleicht sie im Süden durch die Gassen,
Doch ihren Willen keiner bricht:
Sie stirbt, doch sie ergibt sich nicht.

Die Katz, nach wildestem Gestreune,
Wirft Junge, oft gleich "alle Neune",
Wie da und dort der Volksmund meint,
Was freilich übertrieben scheint.

Es geht der Katze fast genau,
Im Leben so wie einer Frau:
So lang sie jung ist, lieb und nett,
Nähm jeder gern sie mit ins Bett.
"Die alte Katz!" ein jeder stöhnt,
Doch ist er sie dann schon gewöhnt.


Litauen, P-35a, 10 Talonas, 1991, Marder


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Der Marder selbst, mit langem Wedel
Gilt wunderlicherweis als edel;
Er dürft von gleichem Adel sein,
Wie der Raubritter Heinz von Stein.

Der Marder lebt in unsrer Welt,
Teils von der Etsch bis an den Belt,
Teils bei den Schotten, Türken, Schweden,
Von Rußland gar nicht erst zu reden.

Fürs Männchen spielt, das liebestolle,
Die Rollzeit eine große Rolle.
Das Weibchen zeigt sich teilnahmslos,
Es wartet auf den Sieger bloß.


Litauen, P-42, 100 Talonas, 1992, Fischotter


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Weit übers Land soll schnell er reisen;
Oft fängt man ihn im Tellereisen.
Gewiß, er greift auch Gans und Schwan;
Mit seinen scharfen Zähnen an;
Dadurch hält sich der Mensch berechtigt,
Daß er des Otters sich bemächtigt.

Der Schütz scheint das nur vorzuschützen:
Es geht ihm um die Ottermützen!


Litauen, P-44, 500 Talonas, 1992, Braunbär


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Es hauste einst der braune Bär
In ganz Europa ungefähr.
Im Lauf der Zeiten freilich schwand
Er sogar aus dem Alpenland,
Angeblich wegen seinem Schaden.
Der letzte fiel in Berchtesgaden.

Gewiß, ein Bär bringt wenig Nutzen,
Man schoß ihn ab in den Abruzzen.
Als Kinder in der Schul wir lernten,
Es gäbe Bären noch in Kärnten.
Doch hat nun dort auch längst man jetzt
Den letzten Meister Petz verpetzt.


Grönland, P-15a, 5 Kroner, 1926 - 1952, Eisbär


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Der Eisbär haust am kalten Pol,
Und ohne allen Alkohol!
Doch schwimmt auch gut und geht zu Fuß
Oft weit Ursus maritimus.


Litauen, P-46, 500 Talonas, 1992, Wölfe


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Die Redensart ein jeder kennt:
Spricht man vom Wolf, kommt er gerennt.
Und wer Lateinisch kann, sagt da: "Ecce! Lupus in fabula!"

In Deutschland Wölfe nicht mehr leben,
Doch ists von Wölfen ganz umgeben.
In Frankreich sind sie zwar im Sterben,
Doch bei den Polen, bei den Serben,
In Rußlands weiten Steppen gar,
Da wimmelt es ganz schauderbar.

Von dem gefährlichen Gelichter.
Und Jäger, Reisende und Dichter -
Münchhausen etwa, der Baron -
Berichteten uns immer schon,
Treu schildernd Rußlands Art und Sitten,
Daß winters hinter jedem Schlitten,
Sogar durch Städte quer hindurch -
Natürlich nicht grad Petersburg -
Von Wölfen mindestens fünf Dutzend,
Herhetzten, so, daß weg sie putzend,
Neuladend, schnaufend, Wodka saufend,
Beschäftigt warn die Leute laufend.



¹) Verse aus Eugen Roth, Tierleben, Carl Hanser Verlag, München 1948

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