Notgeld:Strasburg Uckermark

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Strasburg in der Uckermark


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Postkarte mit dem Eckhaus C.Hartwig. Nachf. in Strasburg/Uckermark

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Postkartenausschnitt; links Carl Hardwig Nachf. und rechts Expedition der Strasburger Zeitung



- Abschrift -
G e d e n k b l a t t zum fünfzigjährigen Bestehen der „Strasburger Zeitung“
Ein halbes Jahrhundert ist verflossen, seit dem die erste Nummer der Strasburger Zeitung unter dem damaligen Titel „Wochenblatt für Strasburg Uckermark und Umgegend“ herausgegeben wurde. Da ziemt es sich wohl, in unserer rastlos hastenden Zeit einen Blick rückwärts zu werfen auf den Weg, den die Zeitung in enger Verknüpfung mit ihrer Heimatstadt in dieser langen Zeit zurückgelegt hat. Welch eine Unsumme von geistiger und körperlicher Tätigkeit schließt diese Zeitspanne ein, welch eine Fülle von zeitgeschichtlichem Material tritt uns beim Durchblättern der einzelnen Jahrgänge entgegen! In folgendem soll versucht werden, in kurzen Umrissen ein Bild von der Entwicklung der Zeitung in diesen 50 Jahren zu geben. Hat sich dieselbe auch nur stets in bescheidenen Grenzen halten können, ihrem beschränkten Verbreitungsgebiet entsprechend, so ist ihr doch auch ein guter Teil kulturelle Mitarbeit, ihr stetes Streben in Bezug auf Heimat- und Vaterlandsliebe wohl auch weiterhin bemüht bleiben, in möglichster Unparteilichkeit die Interessen ihrer engeren Heimat und deren Bewohner zu pflegen und zu fördern helfen. Alle diejenigen aber, die sich mit ihr in dieser Beziehung eins fühlen, werden um freundliche Unterstützung auch fernerhin gebeten, des Dankes können Sie stets sicher sein.

Ein Vorläufer der „Strasburger Zeitung“
Während in den meisten umliegenden Städten schon zu Anfang des18. Jahrhunderts Wochenzeitungen gegründet wurden oder bereits bestanden – so wurde in unserer Kreisstadt Prenzlau im Jahre 1796 mit der Herausgabe einer periodischen Wochenzeitung begonnen - machten sich in unserem lieben Strasburg, das ja damals noch bedeutend kleiner war, erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts Bestrebungen auf Herausgabe eines periodischen Blattes geltend. Diese Bestrebungen scheiterten immer wieder mangels einer geeigneten Persönlichkeit die ..... Ausführungen dieses Unternehmens bereit erklärt hätte. Da entschloss sich im Jahre 1856 der Buchbindermeister T h e o d o r C h r i s t a n n , der sich 1851 von Lassan kommend, hier etabliert hatte, zur Herausgabe einer wöchentlich einmal erscheinenden Zeitung. Er reichte bei der königlichen. Regierung ein Gesuch um Genehmigung dieses Unternehmens ein, das von der hiesigen Behörde unterstützt wurde. Unterm 18. Dez. 1856 erhielt Christann die polizeiliche Erlaubnis, ein Wochenblatt herausgeben zu dürfen, unter der Bedingung, dass soziale und politische Fragen in demselben ausgeschlossen bleiben und nur Anzeigen aus dem täglichen Verkehr, polizeiliche Bekanntmachungen und Familienanzeigen aufgenommen werden durften. Es sollte einmal wöchentlich in der Größe eines halben Bogens erscheinen. Am Mittwoch, den 24. Dezember 1856, also zum Weihnachtsfest, gab Christann eine Probenummer heraus, in der er das regelmäßige Erscheinen ab Neujahr 1857 ankündigt und zum Abonnement einladet. Das Blatt war im Quart- Format gehalten und führte den Titel:
„ W o c h e n b l a t t f ü r S t r a s b u r g i . d . U . u n d U m g e g e n d .
U n t e r h a l t u g s - u n d A n z e i g e n b l a t t “ .
Der vierteljährliche Abonnementspreis betrug 9 Silbergroschen. Gedruckt wurde das Blatt bei Gentz in Neubrandenburg. (Vorstehend ist die genaue Faksimilenachbildung der ersten Seite dieser Nummer wiedergegeben.) Nur kurze Zeit konnte sich Christann ungestört seines Werkes erfreuen und für die Folge sollte ihm dasselbe recht reichlich Kummer und Sorgen bereiten. Bereits am 20. Jan. 57 ist von der königlichen Regierung zu Potsdam eine Verfügung ergangen, nach der das Blatt nicht in den Grenzen des § 17 Nr. 1 des 1851 erlassenen Pressgesetzes geblieben war, wodurch das Blatt kautionspflichtig wurde. Christann, der eine Kaution bei der Gründung stellen sollte, dazu aber nicht imstande war, wurde die weitere Herausgabe des Blattes untersagt. Er richtet sofort eine Eingabe an die Regierung, in der er um die Erlaubnis zum weitererscheinenlassen des Blattes bat und sich verpflichtete, in Zukunft den Abdruck derartiger Artikel zu unterlassen. Diese Erlaubnis wurde ihm am 10.Febr. gegeben. Doch bereits im Juni desselben Jahres, in Nr. 22, hatte Christann wieder den § 17 des genannten Gesetzes verletzt, er wurde verwarnt und ihm mit Strafe gedroht. Christann bemühte sich nun, die Bestimmungen des genannten Paragrafen zu beachten; wahrscheinlich hat es ihm aber an Stoff gefehlt, denn schon am 21. Dez. 1857 wurde gegen ihn Anklage von der Staatsanwaltschaft wegen Pressvergehens erhoben, weil er sich in den Nummern 37 und 38 wiederum gegen den bewussten Paragrafen vergangen hatte. Am 11. Februar 1858 erfolgte seine Verurteilung zu 20 Thlr. Geldbuße, der am 25.Oktober 1859 eine weitere Bestrafung wegen desselben Vergehens, diesmal mit 30 Thlr. , folgte. Am 6. Dez. 1859 wurde Ch. von der Polizeiverwaltung die fernere Herausgabe der Zeitung ab 1. Jan. 1860 untersagt, falls er bis dahin nicht eine Kaution von 100 Thlr. stellen könne. Da er, wie schon erwähnt, dazu nicht imstande war, weil er kein Vermögen besaß, ging das Blatt am genannten Tage ein. Ch. versuchte zwar mit städtlicher Hilfe das Unternehmen weiterzuführen, indem er im Febr. die Stadtverwaltung um Gewährung eines Vorschusses zur Stellung der Kaution bat, aber diese Bitte konnte ihm nicht gewährt werden. Sein weiterer Versuch, von der Regierung die Erlaubnis zur weiteren Herausgabe eines kautionsfreien Blattes zu erlangen, schlug ebenfalls fehl. Damit war die erste Zeitung Strasburgs endgültig zu grabe getragen.

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1. Seite als Beispiel für eine Augabe Strasburger Zeitung (1917)


Die Gründung der jetzigen Strasburger Zeitung
Im Jahre 1861, am 7. Jan. , stellte der damalige Post - Expediteur Röthling beim Magistrat der Stadt den Antrag, ein wöchentlich zweimal erscheinendes Blatt in derselben Größe für den Preis von 9 Sgr. herausgegeben und für ihn die Kaution von 100 Thlr. zu stellen. Dem Antrag wurde stattgegeben und wurde unter dem 21. Febr. 1861 ein diesbezüglicher Vertrag geschlossen, in den auch der Buchdruckereibesitzer Dietze in Anklam, bei dem das Blatt gedruckt werden sollte, mit einbezogen wurde. Am 1. April 1861 erschien die erste Nummer der neuen Zeitung, von der wir leider kein Exemplar mehr erhalten konnten. Schon am 23. April wurde ihr die amtliche Publikationsbefugnis zugesprochen. Sie zählte bereits zirka 150 Abonnenten. Wie schon erwähnt, wurde das Blatt in Anklam gedruckt, bei den damaligen Verkehrsverhältnissen (eine Bahnverbindung besaß Strasburg noch nicht) mag aber die Beförderung des selben nach hier recht unbequem gewesen sein, so dass im Jahre 1863 Buchdruckereibesitzer Dietze dem Buchdrucker Carl Heinrich Hartwig in Stettin, der 1831 in Anklam geboren war, von Ostern 1847 – 1851 in der Dietz`schen Druckerei gelernt und in derselben später 6 Jahre lang, nämlich von 1856 – 1861 als Gehilfe tätig gewesen war, den Vorschlag machte, sich in Strasburg zu etablieren und den Druck und Verlag des Strasburger Wochenblattes zu übernehmen. Carl Hartwig willigte ein und siedelte anfangs 1864 mit seiner Familie nach Strasburg über, nachdem er zuvor in Greifswald in der Regierungs – Buchdruckerei verbunden mit Buch- und Papierhandlung, und übernahm vom 1. Juli ab von Röthling das „Strasburger Volks- und Wochenblatt“, das selbst druckte. Die für Röthling von der Stadt gestellte Kaution wurde auf seinen Namen überschrieben, zuvor musste er jedoch einen Bürger stellen. Diesen fand er in dem Rentier Kühn von hier. Anfang August 1874 wurde die Kaution zurückgezahlt, da die diesbezüglichen Paragrafen des Pressgesetzes aufgehoben worden waren. Gleichzeitig hörte auch die Zahlung der bisher verlangten Stempelgebühren (pro Blatt und Vierteljahr 10 Pfg.) auf. Das Carl Hartwig die ersten Jahre seiner Tätigkeit in Strasburg mit Sorgen zu kämpfen gehabt, trotzdem er augenscheinlich, besonders von der Geschäftszeit und den Behörden unterstützt wurde, kann man sich vorstellen, wenn man bedenkt, dass sich das Geschäft, Druckerei sowohl wie Buchhandlung, zuerst nur in sehr bescheidenen Grenzen entwickelte und Carl Hartwig außer seiner zahlreichen Familie auch seine alte Mutter zu versorgen hatte. Jedoch, da er ein willensstarker und ehrenhafter Charakter war, setzte er sich durch und bald bot sich auch Gelegenheit, das Geschäft in eine günstigere Stadtgegend zu verlegen. Im Jahre 1865 wurde das Eckhaus des Kaufmanns Marung am Mark verkauft. Carl Hartwig erwarb dasselbe mit Unterstützung einiger Freunde und verlegte sein Geschäft zum 1. April des genannten Jahres dahin. Hier betrieb Carl Hartwig die Buchdruckerei mit Hilfe eines Lehrlings. Er hatte in Stettin eine gebrauchte Druckerei – Einrichtung gekauft. Auf einer eisernen Handpresse wurden die Zeitungen und sonstige Druckarbeiten hergestellt. Zum Arbeitsraum war die große Stube neben dem Eckladen an der Altstädter Seite eingerichtet. Später wurde dazu ein oberes Zimmer benutzt, da aber die Last für die Decke zu groß war, wurde der zweite Laden (jetzt Barbierladen) zur Druckerei eingerichtet. Von Anfang an bestrebt, sein Arbeitsfeld möglichst zu erweitern, hatte Carl Hartwig bereits 1864 auch den Druck und Verlag des Woldegker Wochenblattes (die heutige Woldegker Zeitung) übernommen. Dieses Unternehmen scheint ihm aber später auch mehr Sorgen wie Nutzen gebracht zu haben. Die erst einige hundert betragende Abonnentenzahl ging soweit zurück, dass die Redaktion eines Tages dem letzten Abonnenten humorvoll einen Orden versprach. Die Woldegker Einwohnerschaft verhielt sich eben schon damals, wie auch heute noch, gegen alles, was von auswärts kommt, sehr ablehnend. Die 70er Kriegsjahre brachten jedoch auch in diesem Unternehmen wieder einen Aufschwung, und dies hatte Carl Hartwig seiner außerordentlichen Rührigkeit zu verdanken. Die spät abends eintreffenden Kriegsdepeschen druckte er nämlich sofort und ließ sie noch nachts so wie hier auch in Woldegk anschlagen. Wenn dann früh die Woldegker Bürger aufstanden, konnten sie bereits gedruckt lesen, was am Tage vorher auf dem Kriegsschauplatz passiert war. Bei den damaligen Verkehrsverhältnissen – es musste immer mitten in der Nacht jemand zu Fuß die zwei Meilen nach Woldegk und zurück wandern – gewiss eine Leistung. Im Jahre 1880 trat Carl Hartwig die nunmehrige Woldegker Zeitung an seinen Schwiegersohn Otto Schaffhausen ab, der in Woldegk eine Buchdruckerei einrichtete, die er noch heute in voller Rüstigkeit leitet. In den Jahren 1872/73 druckte Carl Hartwig auch eine zweimal wöchentlich erscheinende Zeitung für Pasewalk. Der dortige Buchdruckereibesitzer Jacob hatte sich den Unwillen der Kaufmannschaft zugezogen, infolgedessen gründete diese eine neue Zeitung und übergab Carl Hartwig den Druck derselben. Nach dem dann Jacob sein Geschäft verkauft hatte, einigte sich sein Nachfolger mit Carl Hartwig und das Blatt ging wieder ein. Da in der damals reichlich 5000 Einwohner zählenden Stadt Strasburg kein besonders reger Geschäftsverkehr herrschte, war naturgemäß auch die Zeitung nur schwach bestellt; außer zu den Jahrmärkten ging sie fast nie über einen halben Bogen (4 Quadratseiten) hinaus. Jedoch nahm sie an allen nennenswerten Vorkommnissen entsprechenden Anteil und berichtete über alle wichtigen Ereignisse getreulich. Durch die Kriege gegen Dänemark und Österreich war reichlich Stoff geboten. Zudem stand Strasburg die erste Bahnverbindung in Aussicht; am 24. Mai 1865 wurde der erste Spatenstich zur Bahn Pasewalk – Strasburg - Landesgrenze getan. Auch die so wichtige, aber bis heute noch nicht gelöste Frage der Versorgung der Stadt mit gutem Trinkwasser gab Anlass zu mancher Epistel. Anfangs 1866 befasste sich eine Stadtverordnetenversammlung mit der Vorlage betr. Herstellung einer Wasserleitung. 1887 wird über die Tätigkeit eines Quellensuchers berichtet, eines Grafen Alexander Wrschowetz, der die Quelle zu dem tiefen Marktbrunnen entdeckt haben sollte. Weiter wurden bei den verschiedentlich auftretenden Epidemien gute Ratschläge und Verhaltungsmaßregeln für die Einwohnerschaft in der Zeitung gegeben. Befürchtet war besonders die Cholera, die 1860 über 100 Opfer in Strasburg gefordert hatte. Bei den früher oft aufgetretenen Bränden und sonstigen Unglücksfällen suchte die Zeitung stets die Mildtätigkeit und Opferfreudigkeit der übrigen Bewohner anzuregen, ebenso bei verschiedenen patriotischen Anlässen, wie bei der Errichtung des Kriegerdenkmals usw.. Das Carl Hartwig persönlich als stiller Wohltäter bei den Armen bekannt war, sei nur nebenbei erwähnt. Aber auch die nähere und weitere Umgebung der Stadt bedacht; wo immer sich ein Unglück ereignete, sofort setzt das Wochenblatt mit seiner Werbetätigkeit ein und ist auf diese Weise gar manche Not gelindert worden. So konnten anlässlich eines in Blumenhagen stattgefundenen großen Brandes, bei den viele arme Familien in große Not geraten waren, außer ansehnlichem Barbetrag zwei Fuhren Gebrauchsgegenstände und Kleidungsstücke von der Redaktion gesammelt und an die Notleidenden gesandt werden. Anfangs 1870 wurde das Format des Blattes etwas vergrößert. Aus verschiedenen Notizen und Berichten konnte man schon den nahenden Krieg voraussehen, bis in der Nummer 57 vom 16. Juli in einem Telegramm die Kriegserklärung Frankreichs gemeldet wird. In einer vom 22. Juli 1870 datierten Extra – Ausgabe wird mitgeteilt, dass während des Krieges das Blatt täglich erscheinen soll, um alle wichtigen Nachrichten vom Kriegsschauplatz den Bewohnern der Stadt, die auch eine ganze Zahl ihrer Söhne ins Feld schicken musste, recht schnell bekannt zu geben. Besonders wichtige Depeschen wurden außerdem durch Extrablätter bekannt gegeben. Diese tägliche Ausgabe trug den Titel „Neueste Nachrichten des Strasburger Volks- und Wochenblattes“, umfasste jedes Mal zwei Folioseiten und wurde für sich nummeriert. („Strasburg“ wurde seit 1865 wieder mit Schluss – s gedruckt, der geänderten amtlichen Schreibweise entsprechend). Die Opferfreudigkeit der Strasburger während dieser Zeit findet in den spaltenlangen Quittungen über Verbandzeug und Geldspenden, letztere in erster Linie für die zurückgebliebenen Familien der eingezogenen Wehrmänner bestimmt, rührenden Ausdruck. Anfangs 1872 wurde das Format der Zeitung abermals vergrößert. Im Mai 1873 konnte die Redaktion stolzerfüllt mitteilen, dass das Strasburger Volks- und Wochenblatt auf der Weltausstellung zu Wien vertreten sei. Ab 1874 wurde dasselbe in Foliogröße gedruckt. Für die vom 20. – 31. Mai 1881 hier stattgefundene große Gewerbe- und Industrie- Ausstellung trat auch das Wochenblatt gebührend ein und mit Genugtuung konnte das vorzügliche Gelingen derselben gemeldet werden. Auch die Druckerei war auf der Ausstellung vertreten; es wurden sogar auf einer kleinen Presse Karten und dergl. gedruckt. Mit der Landwirtschaft hat die Zeitung immer auf gutem Fuß gestanden, von Anfang an wurden stets ausführliche Berichte über die Sitzungen des landwirtschaftlichen Vereins veröffentlicht. Am 26. Mai 1885 starb Carl Hartwig, 54 Jahre alt, nach einem arbeitsreichen Leben. Sein ältester Sohn Carl, der ihm schon eine Reihe von Jahren zur Seite gestanden hatte, übernahm, 33 Jahre alt, das Geschäft und die Redaktion der Zeitung. Er vermählte sich ein Jahr später mit einer Tochter des Kaufmanns W. Klauß und ließ die Firma gerichtlich eintragen. Um die Druckerei etwas zeitgemäßer einzurichten, ließ er 1887 das alte Stallgebäude auf dem Hof abreißen und dafür ein massives Druckereigebäude errichten, auch schaffte er anstelle der alten Handpresse eine Schnellpresse an. Vom 1. Jan.1891 ab ließ er das Stadtwappen anstelle der landwirtschaftlichen Vignette im Kopf führte, dreimal wöchentlich erscheinen. Nachdem im Herbst 1893 das Elektrizitätswerk fertiggestellt war, erhielt die Druckerei auch elektrische Beleuchtung. Nur wenige Jahre konnte sich Carl Hartwig jun. mit ganzer Kraft dem Geschäft widmen, dann fing er an zu kränkeln und starb am 30. März 1896 im frühen Alter von 44 Jahren, nachdem er noch für den 1. April die Vergrößerung des Formats auf die heutige Größe vorbereitet hatte. Schon ein halbes Jahr vorher hatte seine Frau Emmy Hartwig, in der Hauptsache die Leitung des Geschäfts übernehmen müssen. Einige Zeit nach dem Tode ihres Mannes engagierte sie einen Geschäftsführer, da ihr auf die Dauer die Leitung des Betriebes zu schwierig war. Als solcher zeichnet L. M. Schneider vom 19. Jan. 1897 ab verantwortlich für die Redaktion der Zeitung. Vom 1. April 1896 ab wurde die Zeitung zirka ein Jahr lang als kopflose Zeitung gedruckt, die inneren beiden Seiten wurden fertig aus Berlin bezogen. Schneider richtete anfangs 1897 Plattendruck ein, d. h. der Satz wurde zum größten Teil in Platten von einer Zentrale in Berlin geschickt, so dass nur noch der lokale Teil und die Inserate zu setzen waren. Da sich diese Einrichtung aber nicht bewährte (ging mal eine Plattensendung nicht rechtzeitig ein, konnte natürlich auch keine Zeitung herausgegeben werden), so ging man mit Beginn des Jahres 1898 wieder zur vollständigen Herstellung des Satzes über. Vom 20. März 1897 ab war der Titel in „Strasburger Zeitung“ geändert worden. In diesen Jahren besserte sich auch merklich das Inseratengeschäft, das sich bisher nur in bescheidenen Grenzen gehalten hatte. Der genannte Herr Schneider der wohl aus einem größeren Betrieb hervorgegangen war, hatte allerhand weittragende Ideen für die Druckerei im Kopf, die sich aber nicht alle durchführen ließen. Die Anschaffung einer großen Doppelmaschine erwies sich für den verhältnismäßig kleinen Betrieb als verfehlt und musste diese Maschine nach einiger Zeit gegen eine kleinere umgetauscht werden. Vorteilhafter war die Einführung elektrischer Kraft zum Betrieb der Druckmaschine. Ende Febr. 1898 trat Schneider aus dem Geschäft aus und kam ein Herr Paul Bipp an seine Stelle, bis sich Ende 1898 die Witwe Emmy Hartwig mit dem Buchdrucker Alexander Makowsky vermählte, der seiner Zeit in dem Geschäft gelernt hatte und die Leitung desselben vom 1. Jan. 1899 ab übernahm. Bereits im Mai 1904 erlang er jedoch einem tückischen Leiden, das ihn schon mehrere Jahre gehindert hatte, sich einen Stillstand in der Entwicklung zu verzeichnen hatte. Trotzdem wohl jedermann klar sein musste, dass die Verhältnisse für eine Zeitung in einem so kleinem industrielosen Ort nicht gerade übermäßig günstig sein konnten, wurde doch zu verschiedenen Malen versucht, ein zweites Unternehmen dieser Art ins Leben zu rufen, jedoch ohne Erfolg. So gab im Jahre 1891 der Buchhändler E. Manske, der sich kurz vorher hier etabliert hatte, eine Zeitung heraus, die er in Stettin drucken ließ. Auch richtete er sich nach und nach eine kleine Druckerei ein. Die Zeitung musste er aber nach einem halben Jahr wieder eingehen lassen und bald darauf wurde er krank und starb. Im Jahre 1904 richtete der Buchdrucker Richard Ribatzki, Sohn des Gerbermeisters W. Ribatzki hierselbst, im Hause Markt 19 hier eine Druckerei ein. Er soll auch die Absicht gehabt haben, ein Blatt herauszugeben. Anscheinend rentierte sich aber sein Betrieb nicht recht, denn noch vor Ablauf eines Jahres gab er denselben wieder auf und siedelte nach Brüssow über. Einige Jahre später (Winter 1908/09) kam er abermals nach hier und betrieb im Hause Altstädterstr. 22 eine Buchdruckerei. Aber auch diese gab er nach kurzer Zeit die Sache wieder auf und verzog nach Pommern. Vom 1.Okt. 1904 ab übernahm Geschäftsführer B. Maß die Leitung der Druckerei und die Redaktion der Strasburger Zeitung. Er behielt sie bis Ende Juni 1906; zu diesem Zeitpunkt verkaufte die Witwe Makowski das Geschäft an den jetzigen Inhaber, Buchdruckerbesitzer D. Bartsch der in Schlesien eine Druckerei ohne Zeitungsverlag im Besitz gehabt hatte. Am 1. August 1906 trat der Verfasser dieses in den Betrieb ein. Durchgreifende Verbesserungen der Betriebsmittel sind von dem jetzigen Besitzer vorgenommen worden, um die Druckerei leistungsfähiger Tiegeldruckpresse wurden angeschafft, ebenso verschiedene Hilfsmaschinen. Die Räumlichkeiten der Druckerei wurden durch Hinzunahme einer Wohnung im ersten Stock erweitert, ein größeres Papierlager wurde eingerichtet. Auch die Zeitung wurde durch Beilegen einer landwirtschaftlichen Zeitung sowie durch Verbesserung des Nachrichtendienst vervollkommnet; mit Beginn dieses Jahres wurde auch der bis dahin noch fehlende Telefon - Anschluss hergestellt. Leider wurde vor zwei Jahren (am 13. Sept. 1909) die Firma durch ein schweres Brandunglück heimgesucht, wodurch das ganze Hauptgebäude mit Laden und Wohnungseinrichtung vernichtet wurde. Wenn auch das Gebäude nunmehr wieder größer und schöner aus der Asche erstanden ist, so hat doch der Betrieb schwer zu leiden gehabt und manche schlaflose Nacht ist dem Inhaber beschieden gewesen. Doch nun dürfte das Schwerste wohl überstanden sein und ist mit Gottes Hilfe auf eine gedeihliche Weiterentwicklung des Geschäfts und auch der Zeitung zu hoffen.
„Glück auf“
für das zweite halbe Jahrhundert!
1911




Nach Tieste gibt es drei Ausgaben die von dieser Zeitung ausgegeben worden sind.

50 Pfennig
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Vorderseite

50 Pfennig
Karton
Rückseite
handschriftlich 5.3.1917