Katharina II die Große

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Katharina II. von Rußland die Große
(Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst)


Bio katharina II die grosse.jpg

… bei uns entspricht ein Stück Papier dem Zweck von Gold und Silber, sobald es nur von einem Herrscher herausgegeben wird und sein Bildnis aufgedruckt ist…

Katharina die Große vor Beginn des Türkenkrieges

Im Mai 1729 war Sophie Auguste Friederike als eine unbedeutende Prinzessin der bescheidenen deutschen Fürstenfamilie von Anhalt-Zerbst in Stettin geboren.
Die Chance ihres Lebens erwuchs Katharina nicht aus ihrer Abstammung, sondern aus dem Umstand, daß die damalige Kaiserin von Rußland, Elisabeth, eine sentimentale Frau war. Diese war nämlich einmal mit dem Onkel Kdaatharinas verlobt gewesen und hing mit großer Zähigkeit an dieser Erinnerung.
Ein zweiter glücklicher Umstand für Katharina war, daß der deutsche Heiratsmarkt der damaligen Zeit nur sehr wenig diskutable Bräute aufzuweisen hatte, doch war kaum eine so unbedeutend wie Sophie, die Tochter eines Fürsten, der nur über ein Achtel des ohnedies nicht allzu großen Fürstentums Anhalt regierte.
Sophie wäre normalerweise wie so viele ihrer Tanten und Cousinen in das abgestandene Wasser grauer Altjüngferlichkeit geglitten, die in ihren freudlos eingerichteten Schlössern die Zeit mit Bibellektüre und dem Legen von Patiencen totschlugen, Kleider trugen, deren sich jede Kaufmannsfrau geschämt hätte und sich von ihren reicheren Verwandten Wein, Wildbret und Reisespesen schnorrten. Daß sie diesem Los entging, war ein reiner Glücksfall.
Mit ihrem frischen Teint und bezaubernden braunen Augen war Sophie ausgesprochen hübsch. Sie verfügte über einen gut entwickelten Verstand und besaß ein starkes Selbstbewußtsein.
Nachdem Elisabeth von Rußland im Dezember 1741 Iwan VI. abgesetzt hatte, beschäftigte sie sich mit der Frage der Thronfolge. Da sie selbst unverheiratet war, beschloß sie, daß ihr der damals vierzehnjährige Sohn ihrer Schwester, Peter, als einzig möglicher Thronerbe folgen sollte. Sie begann, die passende Braut für ihn zu suchen. Die Wünsche des Neffen blieben selbstverständlich von vornherein außer Acht.
Sophie war noch nicht fünfzehn, als die Einladung, nach Sankt Petersburg zu kommen, Zerbst erreichte. Und Elisabeth fand Gefallen an der jungen Prinzessin. Die Verlobung fand zum vergesehenen Zeitpunkt statt, und aus Sophie wurde die Großfürstin Katharina. Im September 1745 wurde das Paar in der Kasan-Kathedrale von Sankt Petersburg getraut. Nun war sie nach der Kaiserin die Ranghöchste im Land.
Die jungen Leute waren einander nicht fremd. Peter war sogar ein Cousin ersten Grades von Katharina, und sie hatten sich bereits vor zwei Jahren in Eutin kennengelernt. Jetzt war er achtzehn und ein ziemlicher Prahlhans. Auch klagte er fortwährend, daß er Rußland hasse und sich zurück nach Kiel sehne.
Nachdem der Großfürst Peter beim Bankett überaus reichlich getrunken hatte, torkelte er ins eheliche Schlafgemach, warf sich samt seinen Stiefeln aufs Bett und schlief sofort ein, um erst spät am kommenden Morgen zu erwachen. Dies war der Anfang von Katharinas Eheleben, und so setzte es sich auch noch eine Zeitlang fort.
Doch Katharina hatte verstanden, daß einen Prinzen zu heiraten, den sie verachtete, nur der erste Schritt zum Thron war. Sie hatte jedoch in Rußland keine Freunde, die sie auf diesem Wege führen konnte, und so beschritt sie ihn allein. Sie hatte die schwierige, ihr fremde russische Sprache mit unglaublicher Schnelligkeit erlernt und bereitete sich im Geheimen auf die Zukunft vor, indem sie alles über Rußland las, was ihr die Akademie der Wissenschaften nur senden konnte.
Ihr Mann vernachlässigte sie neben seinen zahllosen Liebeleien völlig. Inzwischen war es 1746 geworden, und die Kaiserin wurde langsam unruhig. Katharinas Hofdamen wandten sich mit unzweideutigen Anfragen an die Wäscherinnen, aber keine tröstende Beobachtung konnte an die Kaiserin weitergeleitet werden. Die Thronfolge blieb das gleiche schwere Problem wie Anno 1741. Kanzler Bestuschew, der Katharina nicht mochte und natürlich überall seine Leute hatte, brachte es in einem Bericht auf den Punkt:
Es ist unter den Damen und Herren des großfürstlichen Hofstaates allgemein bekannt, daß Ihre Kaiserlichen Hoheiten keinen Beischlaf miteinander pflegen. Ihre Kaiserliche Hoheit ist immer noch Jungfrau. Seine Kaiserliche Hoheit scheint seine Gunst nur den Hofdamen und Kammerjungfern zu schenken, von denen aber bisher noch keine Mutter geworden ist. Es wäre dringend, die Fähigkeiten Seiner Kaiserlichen Hoheit als Gatte mit den Ärzten Ihrer Majestät zu besprechen. Ihre Kaiserliche Hoheit wurde über eheliche Pflichten offenbar niemals aufgeklärt.
Bald nach Ostern 1746 brach das Gewitter über den Palast herein, und Peter und Katharina wurden "zur Schule" geschickt, wobei ein Hofmeister und eine Hofmeisterin, das Ehepaar Tschoglokow, "alle Angelegenheiten von Bedeutung" überwachen sollten.
Leider rechtfertigte das mustergültige Ehepaar nicht das Vertrauen der Kaiserin. Der Hofmeister verliebte sich in Katharina, und die Hofmeisterin lief ihrem Gatten mit einem verheirateten Mann davon…
Schließlich wurde der Großfürst durch einen chirurgischen Eingriff von seiner Behinderung befreit, und er und Katharina wurden Mann und Frau. Doch keiner hatte am anderen auch nur die geringste Freude. So ging es sechzehn Jahre lang. Katharina durchschaute ihren Gatten voll und ganz. Er haßte Rußland, machte sich über den Glauben und die Sitten des Landes lustig und schmachtete, wenn er in rührseliger Stimmung war, nach seinem Heimatland Holstein und einem Besuch in Potsdam.
Obwohl nicht ein Tropfen russischen Blutes in ihren Adern kreiste, beschloß Katharina, russischer als die Russen selbst zu werden.
Zwischen 1746 und 1754 hatte sie zwei Fehlgeburten, doch 1754 schenkte sie einem Sohn, Paul, das Leben. Das Kinde wurde sofort von der Kaiserin mit Beschlag belegt, die Mutter hatte nichts zu melden. Katharina war nun fünfundzwanzig und hatte bis zu diesem Zeitpunkt schon mindestens zwei Liebhaber gehabt. Paul war jedoch zweifellos der Sohn ihres Gatten.
1754 bis 1761 erwiesen sich als Katharinas bedeutsamste Entwicklungsjahre. Die Kaiserin wurde krank, ihr Gatte vernachlässigte sie nun wieder völlig, und so genoß sie immer mehr Freiheiten. Sie traf Gesandte und lernte nach und nach, das Europa ihrer Zeit zu verstehen. Ihr Name wurde bereits im Ausland genannt. Sie wurde bewundert, aber auch wegen ihrer Affären getadelt. Sie nahm sich Stanislaus Poniatowski, den späteren König von Polen, zum Liebhaber und bekam eine Tochter von ihm.
Schritt für Schritt bahnte sie sich mit genau überlegter Berechnung ihren Weg in den komplizierten Bereich der Staatskunst. Als Elisabeth starb, wußte Katharina, daß ihr Hanswurst von Gatten niemals das Reich regieren konnte. Schließlich drückte er ihr 1762 das Szepter in die Hände, denn nach sechs Monaten völliger Mißherrschaft hatte er jedermann gegen sich aufgebracht. Die formelle Abdankung Peter III. stellte den groteskesten Tiefpunkt der ganzen russischen Geschichte dar. Doch wenige russische Herrscher bestiegen so gut vorbereitet den Thron wie dieses Mädchen aus Zerbst.
Kurz darauf starb Peter. Der Hergang ist bis zum heutigen Tage in völliges Dunkel gehüllt. Es existiert nicht die geringste Spur eines Beweises, daß Katharina direkten Auftrag gegeben hätte, ihren Gatten zu ermorden.
Das Reich braucht vor allem Frieden, erklärte sie den an ihrem Hof akkreditierten Diplomaten. Ein langer Frieden war Voraussetzung dafür, den russischen Haushalt wieder in Ordnung zu bringen. Sie betrachtete die Landkarte ihres gewaltigen Reiches, und Katharina entfachte alle ihre Energien. Sie arbeitete täglich siebzehn Stunden und mehr.
Die ganze Tendenz von Katharinas Außenpolitik kann nur mit einem Wort charakterisiert werden: Frechheit.
Das erste Land, das sie sich aussuchte, um ihre Lehrzeit in praktischer Diplomatie abzuschließen, was das kleine Kurland an der Ostseeküste. "Praktische Diplomatie" ist aber wohl kaum der richtige Ausdruck, um einen von offenen Drohungen eingeleiteten Akt nackter Piraterie zu bezeichnen.
Ihr nächstes Abenteuer war noch unverschämter. Beim Tod König Augusts III. von Polen 1763 sorgte sie dafür, daß ihr Ex-Geliebter Stanislaus Poniatowski dort König wurde.
Ihr Hof erstrahlte in Glanz und Pracht. Doch sie selbst lebte fast spartanisch. Sie stand um sechs Uhr früh auf und begab sich abends um zehn zur Ruhe. Untätigkeit machte sie krank.
Der Kampf mit der Türkei um einen Zugang zum Schwarzen Meer war der Angelpunkt von Katharinas Außenpolitik. Ein Vorfall an der Krimgrenze führte 1767 zum Krieg, just als Katharinas Kriegskasse so gut wie leer und das Militär in einem denkbar desolaten Zustand war. Doch es hat den Anschein, als hätte sich Katharina mit Freude in diesen Feldzug gestürzt. Sie verlor keine Zeit, trieb eine große Anleihe in den Niederlanden auf und gründete ein funktionierendes Kriegsministerium. Kriegsschiffe wurden, wie seinerzeit unter Peter dem Großen, auf Hochtouren gebaut. In weniger als einem Jahr waren drei Flottengeschwader einsatzbereit und segelten unter dem Kommando von Alexej Orlow aus der Ostsee ins Ägäische Meer. Das Heer war nun gut ausgerüstet und marschierte nach Süden.
All die ungeheueren Ausgaben machten Rußland jedoch nicht bankrott. Sie pflegte zu sagen: … daß bei uns ein Stück Papier dem Zweck von Gold und Silber entsprechen würde, sobald es nur von einem Herrscher herausgegeben wird und sein Bildnis aufgedruckt ist…
Ab 1768 wurde also Papiergeld gedruckt und zum gesetzlichen Zahlungsmittel in Rußland.
Nach achtzehn Monaten vernichteten die Geschwader Orlows die gesamte türkische Flotte. Rußlands Erfolge irritierten Europa.
Was die lange Liste ihrer Liebhaber anlangt, so ist diese - mit Ausnahme von Potjomkin und Lanskoj vielleicht - das langweiligste Kapitel in Katharinas Biographie. Nur wenige, wenn überhaupt welche von diesen Herren a titre, waren Herren von Geburt. Irgendein glücklicher Zufall hatte sie einmal die Stufen zum Palast emporgeführt und in den Bereich der Kaiserin geraten lassen. Diese Männer waren nichts mehr als "besondere Diener der Krone".
Potjomkins dunkles Genie erhob sich jedoch hoch über den gewohnten Trott, und Lanskojs Herzenstakt und Geist werteten die ansonsten entwürdigende Situation ein wenig auf.
Die Triumphe des 1774 mit der Türkei geschlossenen Friedensvertrages hatten zwar viel Blut, Geld und Anstrengung gekostet, aber das kühne Programm der Kaiserin nahm rasch Gestalt an. Die Krimtataren waren von der türkischen Herrschaft befreit, russische Schiffe kreuzten ungehindert im Schwarzen Meer, das Dreieck zwischen Dnjepr und Bug und Gebiete am Kaukasus wurden an Rußland abgetreten.
Natürlich gab es auch viele Schatten, die das Bild der Nation verdunkelten. Das Bestechungsunwesen blühte noch immer, die Gesetzgebung hinkte arg.
Die Annexion der Krim 1783 erzürnte die Großmächte sehr. Ihre berühmte Reise auf die Krim 1787 enthüllte wieder einmal ihren genialen Sinn für Publicity, die sich hier jedoch als Fehler erwies. Die Türken warfen den russischen Gesandten in Konstantinopel ins Gefängnis und schickten ein Ultimatum nach Moskau, in welchem sie die sofortige Rückgabe der Krim und das Recht der Kontrolle über die gesamte russische Schiffahrt im Schwarzen Meer verlangten.
Ihre Majestät geruhte zu weinen, als sie das Kriegsmanifest unterzeichnete, schrieb Katharinas Privatsekretär damals in sein Tagebuch.
Die Katastrophen ließen nicht lange auf sich warten. Ein Unwetter über dem Schwarzen Meer wütete so arg, daß die Flotte alle Hoffnug auf eine rasche Seeoffensive aufgeben mußte, und an Land wurden die russischen Regimenter immer wieder zurückgeschlagen. Und Katharina wußte, daß sie allein dastand und die Großmächte nur noch auf ihren Sturz warteten.
Er kam aber nicht, obwohl die kommenden vier Kriegsjahre einen schweren Tribut forderten. Der Sieg war letztendlich teuer erkauft. Das traurigste Kapital in ihrem Leben sollte beginnen. Der Sturm von 1789 vernichtete alles, was ihr an liberaler Gesinnung noch verblieben war.
Sie verfolgte nun alle, die es wagten, sich gegen die Leibeigenschaft zu erheben. Sie hinterließ ihren Nachfolgern ein verhängnisvolles Erbe, die "Geheimkanzlei", aus der später die "Ochrana" Alexanders III. erwuchs, und in weiterer Folge die TSCHEKA des Sowjetstaates und deren neu benannte Erben: GPU, NKWD, MGB, KGB.
Im November 1796 erlitt die Kaiserin eines Morgens einen Schlaganfall. Das Bewußtsein kehrte nicht mehr zurück. Sie starb am Abend desselben Tages.
Katharinas Regime ist zweifellos von vielen Fehlurteilen und falschen politischen Schachzügen gekennzeichnet. Trotzdem war sie eine große Herrscherein. Obwohl sie dem Blute nach mit der Romanow-Dynastie gar nicht verbunden war, gelang es Katharina, sich mit den Romanows zu identifizieren. Lassen wir Katharinas eigene Worte als Epilog für sich sprechen: Ich bin sicher, daß ich niemals etwas unternommen habe, ohne vorher überzeugt zu sein, daß es zum Guten des Reiches war. Doch alles, was ich für Rußland tun konnte, war nur ein Tropfen im Meer…


Rußland, P-13b, 100 Rubel, 1910, Katharina II. die Große

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Transdnestrien, P-41, 500 Rubel, 2004

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