Benutzer Diskussion:Lerge 1972: Unterschied zwischen den Versionen
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=== <h3>Nier, Oswald</h3> === | === <h3>Nier, Oswald</h3> === | ||
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| + | ''',,Ein Franzose in Berlin – Oswald Nier, der „Ungegypste“, Weingroßhändler"''' <br><br> | ||
| + | Veröffentlicht am Juli 12, 2018 | ||
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| + | Am Ende nahm er eine Überdosis Morphium. Oswald Nier (1844-1902), prominenter Berliner Weingroßhändler, in mehr als tausend Handlungen im Deutschen Reich vertreten, bekannt für die preiswerten Menüs in seinen zahlreichen Weinstuben, hatte 1902 einen Großteil seines Vermögens verloren, war in seinem Geschäft nur noch einer von mehreren Partnern. Von seiner Frau hatte er sich schon früher getrennt. Er war herzkrank. All das reichte. Die Öffentlichkeit reagierte bestürzt auf den Tod des „Ungeypsten“, zumal als der Todesnachricht die über den Selbstmord folgte. Doch das Leben ging weiter. Oswald Nier wurde vergessen, zumal die ubiquitäre Werbung seines Geschäftes deutlich reduziert wurde. Historiker haben sich mit ihm nicht beschäftigt, selbst ein Wikipediaartikel fehlt. Was zählt schon historische Bedeutung. Die Lohnschreiber der Unternehmensgeschichte haben andere Schwerpunkte. | ||
| + | 01-Illustrirte Zeitung_078_1882_p415_Weinindustrie_Unternehmer_Oswald-Nier | ||
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| + | Oswald Nier (Illustrirte Zeitung 78, 1882, 416) | ||
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| + | Der Berliner Geschäftsmann war ein waschechter Franzose. Er entstammte einem kleinen Ort bei Nimes, einer Mitte des 19. Jahrhunderts aufstrebenden südfranzösischen Textil- und Weinstadt, mit reichem römischen Erbe und strikten Kämpfen zwischen den dominanten Katholiken und der protestantischen Minderheit, zu der auch Nier gehörte. Seine Familie war im Weinhandel tätig, besaß selbst ein kleines Weingut. Doch bis Berlin war es weit. Anders als seine Werbebiographie suggerierte, agierte er in jungen Jahren in den Fußstapfen seiner Vorfahren. Ein 1877 in Bern angestrengtes Verfahren berichtet über die üblichen Probleme im Weinhandel der frühen 1870er Jahre, den Diskussionen über Zölle, Transportkosten, Weinqualität und Mindergewicht. Man einigte sich, schloss Vergleiche. | ||
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| + | 1876, fünf Jahre nach dem Frankfurter Frieden, begann jedoch die deutsche Karriere des Oswald Nier. Er gründete in Dresden eine Weinhandlung mit angeschlossener Weinstube. Als Einwandererunternehmer nutzte er seine Kenntnisse des französischen Marktes, um in Sachsen preiswerte Alkoholika anzubieten und auch auszuschenken. Nier positionierte sich als Qualitätsanbieter, wollte reinen Naturwein vertreiben. Und das zu niedrigen Preisen. Nier hatte rasch Erfolg. Um dies zu erklären, muss man sich den damaligen Weinmarkt vor Augen führen. | ||
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| + | Wein war noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem ein regionales Produkt. In den frühen 1840er Jahren lag der Konsum in Württemberg bei 30 Liter pro Kopf und Jahr, in Preußen dagegen nur bei zwei (heutzutage liegen die Deutschen bei ca. 21 Liter). Der Großhandel konzentrierte sich vor allem auf bürgerliche Käufer. Es dominierten Weine des Rheinlandes und der Mainregion. Frankreich, Italien und Ungarn waren die wichtigsten Importländer, deckten einen gehobeneren Bedarf ab. Generell präferierte man eher süße Weine, entsprechend hoch schätzte man Port- und Dessertweine aus Spanien und Portugal. | ||
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| + | Doch ehe wir heutige Konsummuster und Weinarten in die Vergangenheit projizieren, müssen wir uns die Andersartigkeit des Weinbaus in der Mitte des 19. Jahrhunderts vor Augen führen. Weinanbau war eine Profession für Hunderttausende, die von den Erträgen ihrer Arbeit unmittelbar abhängig waren. Kühle Sommer und Schädlingsbefall hatten entsprechend widrige Auswirkungen, nicht umsonst waren die Weinanbaugebiete Zentren der deutschen Auswanderung. Praktiker und dann auch Chemiker tüftelten an vielfältigen, oft landes- und regionsspezifischen Verfahren, um saure Weine süß und gefällig zu machen, um ihre Farbe zu verändern, ihnen mehr Gehalt zu geben. In Deutschland, zumal der Moselregion, dominierte seit den frühen 1850er Jahren das sog. Gallisieren. Die vom Frühsozialisten und praktischen Reformer Ludwig Gall (1791-1863) entwickelte Technik sah den Zusatz von Zuckerwasser zu sauren Mosten vor. Ähnliche Verfahren setzten in Frankreich deutlich früher ein, etwa das vor allem in Burgund praktizierte Petiotisieren (eine Nachgärung des Tresters unter Zusatz von Wein und Wasser) sowie das 1801 eingeführte Chaptalisieren (Zuckerzusatz). Doch nicht nur sozialpolitische Aspekte sprachen für derartige auch heute noch vielfach angewandte „Veredelungsverfahren“. Praktiker und insbesondere Chemiker argumentierten, dass Wein sich durch sein Aroma, sein Bouquet auszeichne, also durch die festen, teils mineralischen Bestandteile der Beeren. Der Zuckergehalt sei nur ein unspezifischer Nebeneffekt. Die Weinschönung galt daher nicht als Verfälschung, sondern als eine Art Normalisierung, um dem jeweils spezifischen Aroma eines Weines das angemessene Umfeld zu bieten. Ähnlich war die Argumentation auch beim sog. Gipsen der Weine, das seit Mitte des Jahrhunderts im gesamten Mittelmeerbereich, vor allem aber in Südfrankreich weit verbreitet war. Der Zusatz von Gips, also Kaliumsulfat, zur Maische führte zu einem höheren Säuregehalt, der nicht nur den Geschmack verbesserte, sondern vor allem Rotweinen eine feurige Farbe verlieh. Derartig behandelte Weine suggerierten Kraft und Gehalt. Es war dieses Verfahren in seiner südfranzösischen Heimat, dem Oswald Nier den Kampf ansagte. | ||
| + | 02-Fliegende Blätter_060_1874_p092_Weinfälschung_Nahrungsmittelfälschung_Kunstwein_Farbstoffe_Chemie | ||
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| + | Kunstweinproduktion in der Karikatur (Fliegende Blätter 60, 1874, 92) | ||
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| + | Mit der „Veredelung“ aber war das Ziel, „die Forschungen der Wissenschaft in klingendes Gold umzuprägen“ (Bersch, 1868), nur ansatzweise umrissen. Die chemische Analyse der Weine reduzierte diese Mitte des 19. Jahrhunderts auf Stoffkonglomerate – unabhängig davon, dass die meisten Aromastoffe unbekannt waren. Dies schuf neue Gestaltungsmärkte. Kunstweine wurden produziert, „selbst besser als der Naturwein und von diesem nicht unterscheidbar, unschädlich für die Gesundheit, haltbar, ohne besondere Geräthschaften in jeder Wirthschaft und Haushaltung ausführbar“ – so der Tenor einer üblichen Ratgeberanpreisung (Leipziger Tageblatt und Anzeiger 1855, Nr. 120 v. 30. April, 4). Produzenten schufen eine neue, künstliche Natur, wandelten Stoffe in vermeintlich höherwertige Kunstprodukte um. Ähnlich klang die Rechtfertigung für die noch größere Zahl von Façon- und Verschnittweinen. | ||
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| + | Diese tiefgreifenden Veränderungen der Weinproduktion waren möglich, weil die moderne Chemie zwar neue Marktchancen eröffnete, sie zugleich aber analytisch nicht in der Lage war, ein umfassendes Kontrollsystem aufzubauen, um bestimmte Standards zu sichern und Fälschungen nachzuweisen. Die Definitionen klangen eindeutig: „Naturwein ist das aus unverändertem Moste festgestellte, ohne jeden weiteren Zusatz anderer Stoffe erzielte abgegohrene Gährungsprodukt des Ersteren von bestimmter Rebenlage“ (Zehnter und Elfter Jahresbericht der Chemischen Zentralstelle für öffentliche Gesundheitspflege in Dresden, Dresden 1882, 78). Doch dies war eine willkürliche Setzung, da die Abhängigkeiten von Lage, Klima, Düngung und Bodenbeschaffenheit nicht auf einen verbindlichen chemischen Nenner gebracht werden konnten. Das erste deutsche Weingesetz von 1892 machte daher aus der Not eine Tugend und erlaubte die „anerkannte Kellerbehandlung“ wie Verschnitt, Zuckerung, Entsäuerung und Haltbarmachung. Der nationalliberale Politiker und Bankier Ludwig Bamberger (1823-1899) kritisierte im Reichstag denn auch den „Ehrlichkeitsfanatismus“ vieler Experten: Lassen „Sie uns in Ruhe und warten Sie, bis wir uns beschweren. […] Im ganzen Leben gehört zum Genuß auch ein gewisser schöner Schein, und den wollen wir uns nicht nehmen lassen“ (Allgemeine Zeitung [München] 1887, Nr. 6 v. 6. Januar, 1-3, hier 3). | ||
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| + | Oswald Nier, Naturweinpropagandist, sah das natürlich anders. Er stand nicht für eine klar definierte Zusammensetzung seiner Weine, sondern für einen ehrlichen Umgang mit dem Produkt: „Naturwein ist nicht ein nach Willkür stets gleichmässig zusammengestelltes Fabrikat, sondern Produkt der selbst schaffenden Natur, deshalb nicht immer gleich in Farbe oder Geschmack, stets aber gesunder und besser in seinem primitiven u. natürlichen Zustand, als verbesserter, gegypster, entgypster, mundgerecht oder wer weiss womit krystallschön gemachter Wein“ (Fliegende Blätter 84, 1886, Nr. 2120, Beiblatt, 8). Daraus entwickelte er ein unternehmerisches Leitbild und eine gesellschaftspolitische Zielsetzung: „Ohne Zwischenhändler zwischen Frankreich und Deutschland meine gesunden ächten, garantiert reinen ungegypsten Weine dem deutschen Publikum zu offeriren, durch fortwährendes Annoncieren und Bekanntmachen die Aufmerksamkeit der oberen Behörden des Staates auf die Fälscher zu lenken und somit uns selbe Weinbergbesitzern vor den Manipulationen der Weinfabriken zu schützen und die gesundheitsschädliche Weinfabrikation zu vernichten, ist das Ziel meiner Bestrebungen“ (Pharmaceutische Centrallhalle für Deutschland 24, 1883, 3. S. n 376). Die Latte war hoch gelegt: Der Unternehmer setzte auf den Markt als Klärungsinstanz einer abstrakten Debatte von Experten und Interessenvertretern. | ||
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| + | Nier eröffnete im Oktober 1876 eine kombinierte Weinhandlung und Weinstube in der sächsischen Hauptstadt Dresden. Damit begann er in einer relativ wohlhabenden Region mit nur geringem Weinkonsum. Doch es ging nicht um ein Einzelgeschäft. Die späten 1870er Jahren waren in Deutschland durch den immer deutlicheren Durchbruchserfolg von (Massen-)Filialbetrieben gekennzeichnet (vgl. „Basis der Konsumgesellschaft“, Kapitel 4.35). Nier etablierte 1877 ein zweites Hauptgeschäft in Berlin, es folgten Breslau und Stettin (1878), dann Leipzig (1879). | ||
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| + | Neben die Zentralgeschäfte, in denen Groß- und Einzelhandel sowie ein Weinstuben- bzw. Restaurantbetrieb gekoppelt wurden, traten zweitens sog. Filialen. Das waren faktisch Verkaufsgeschäfte und Gaststätten, in denen man die Nierschen Weine kaufen und auch trinken konnte. Zeitgenössisch nannte man dies auch Niederlagen. Drittens erfolgte eine Verdichtung vor Ort. Diese begann in Berlin, setzte sich 1882 dann in Dresden fort. Die Reichshauptstadt stand dabei klar an der Spitze. 1894 lagen dort 28 der 46 Zentralgeschäfte und 300 der mehr als eintausend Filialen. Um diese rasche Expansion zu ermöglichen, entwickelte Nier ein Franchisesystem: Die Berliner Zentrale gab Standards vor, lieferte Weine, gab Hilfestellungen für die Speisenauswahl, Küchen- und Lagertechnik sowie die Werbung. Nier blieb so überall präsent, auch wenn viele Hauptgeschäfte formal Eigentümerbetriebe waren. Die Gewinne blieben größtenteils vor Ort, doch Nier partizipierte über den Weinverkauf, eventuell auch über Franchisegebühren. | ||
| + | 03-Illustrirte Zeitung_078_1882_p416_Weinhandel_Filialbetrieb_Oswald-Nier_Karte | ||
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| + | 1882 beschäftigte Nier 350 Personen, darunter auch viele Franzosen. 20 Zentralgeschäfte und 320 Filialen zeugten vom Anspruch des Weinhändlers, südfranzösischen Naturwein in Nord-, Mittel- und Ostdeutschland abzusetzen, also in Regionen mit relativ niedrigem Weinkonsum. Zugleich baute Nier ein Versandgeschäft auf, welches vorrangig von Berlin aus geführt wurde. Sein Aufstieg war zugleich verbunden mit dem Bruch damals gängiger betriebswirtschaftlicher Grundprinzipien. An die Stelle des üblichen langfristigen Kreditierens der Ware setzte er auf Kauf und Verkauf gegen Cassa, also auf Barzahlung. Dieses war in einem weitverzweigten Filialsystem mit immanenter Konkurrenz der verschiedenen Filialen gewiss einfacher durchzusetzen als im Geschäftsverkehr von mittleren Handelshäusern. | ||
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| + | Nier spielte bewusst mit gängigen Vorurteilen über französisches „savoir vivre“, ohne dabei beckmesserisch zu sein. Er bot seine südfranzösischen Naturweine in Weinstuben „nach Pariser Zuschnitt“ an. Flaschenweine dominierten (noch gegen Pfand), doch Nier ließ Wein auch vom Faß zapfen. Seine Restaurationen waren geschmückt mit Szenen französischen Landlebens, doch ebenso fanden sich dort Schweizer Alpenpanoramen. Einwandererunternehmer wissen ihre Heimat auf konsumerabele Versatzstücke zu reduzieren, wissen dass dies nötig ist, um im Lande gar eines „Erbfeindes“ Erfolg zu haben. In den Anfangsjahren schmückte sich Oswald Nier entsprechend auch mit Ehrenbezeichnungen seiner französischen Heimat und präsentierte sich als Besitzer eines kleinen Schlosses, des Chateaux des deux Tours, das Anfang der 1880er Jahre auch zu einem Erkennungs- und Markenzeichen wurde. | ||
| + | 04-Fliegende Blätter_082_1885_Nr2064_Beibl_p02_Wein_Naturwein_Oswald-Nier_Garantiemarke | ||
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| + | Stolze Präsentation des Nierschen Netzwerkes des Weinabsatzes 1885 (Fliegende Blätter 82, 1885, Nr. 2064, Beiblatt, 2) | ||
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| + | Kommen wir zum Sortiment: Dessen Kern bildeten leichte südfranzösische Landweine, weiß und rot, die in Fässern von 600-700 Litern direkt aus der Herkunftregion Niers importiert, in den Kelleranlagen der Hauptgeschäfte gelagert und vielfach auf Flaschen gezogen wurden. 1877 nannte der Preiscourant einen Garrigues, also einen leichten Tischwein, den auch heute noch angebotenen Clairette sowie Handelsmarken mit den Bezeichnungen Plaines du Rhone, Chateaux Bagatelle und Chateaux des deux Tours. Nier handelte aber nicht nur mit französischen Weinen. Schwerere Handelsweine, wie etwa Baisse (Ungarnwein), Gres (Portwein), Malaga und Madeira, waren ebenfalls verfügbar, selbstverständlich auch Kognak oder Champagner. In der redaktionellen Werbung lobte man die südfranzösischen Naturweine ob ihres „sehr angenehmen, charakteristischen Geschmack[s], der von dem der Bordeaux-Rothweine erheblich abweicht.“ Die meisten Besucher hoben jedoch nicht den guten Geschmack, sondern das vorzügliche Preis-Leistungsverhältnis hervor. Niers Weine mochten zwar manchmal sauer sein, doch die Preise waren konkurrenzlos. Er bot sie zudem konsumnah an, neben die Liter- und Halbliterflasche trat schon bald eine Viertelliterflasche. Das Nebensortiment wurde immer wieder neu variiert, nicht jedoch der Kernbereich der Naturweine. | ||
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| + | Ab 1892 begann der Absatz auch von Medizinalweinen, erst ein Duflot, ein Antigicht- und Antirheumatismuswein, dann 1894 auch ein „Kraftwein“, der den geschwächten Magen stärken sollte. Für Nier war dieser Wein nicht Genuss-, sondern Heilmittel: „Die Aerzte verordnen Weine als Medicinen, und die Weinhändler werden zu Apothekern, das geht Hand in Hand“ (Volks-Zeitung 1894, Nr. 575 v. 25. Dezember, 3). Weintrinker, so sein Credo, lebten gesund und froh. Gleichwohl war die Anpreisung dieser „Wunderweine“ medizinisch nicht gedeckt. | ||
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| + | Die öffentliche Resonanz auf den Franzosen in Berlin war jedoch nicht nur produktbezogen. In der Erinnerungskultur finden sich eher Reminiszenzen an die jeweiligen Hauptsitze mit ihren abgestuften Gaststätten und Restaurants. Oswald Nier begann 1877 in der Jerusalemer Str. 48, dem drei Jahre zuvor gebauten Mosseschen Haus, mit Weinverkauf und kalter Küche. Seit Oktober 1877 lockten dann auch warme Speisen in das sich ausbildende Presseviertel in Berlin-Mitte. Platz war für etwa 500 Personen vorhanden, doch die Räumlichkeiten erwiesen sich rasch als zu klein. | ||
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| + | Wein und mehr: Angebote der Weinstube 1877 (Deutsche Montags-Blatt 1877, 26. November, 6) | ||
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| + | Nier verlagerte seinen Hauptfirmensitz wohl 1881 ostwärts, mietete in der Wallstraße 25 ein großes Anwesen mit beeindruckenden Lagerkellern an. Hier zelebrierte er französische Gastfreundschaft bzw. bot seine Naturweine zusammen mit sehr preiswerten und reichlich bemessenen Speisen an. Damit erreichte er ein Mittelstandspublikum sowie die preisbewusste Kulturboheme der Reichshauptstadt. Ein Stammfrühstück kostete warm oder kalt je 30 Pfg., ein Mittagstisch mit 5 Gängen 95 Pfg., all dies auch als halbe Portionen zu haben. Nier zielte auf Kundenbindung, entsprechend reduzierte sich der Preis für Abonnenten, zehn Essen kosteten 6 M. Die Anmietung einzelner Säle war möglich, integrierte so Familien und Vereine. Niers Restaurants wurden im Baedecker empfohlen, die Kellerräume waren zeitweise eine Touristenattraktion der aufstrebenden Millionenstadt. Hier gewann der Name des Unternehmens – Aux Caves de France – reale Gestalt. | ||
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| + | Weinlagerräume in der Geschäftszentrale in Berlin (Illustrirte Zeitung 78, 1882, 415) | ||
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| + | Höhe- und Wendepunkt des Nierschen Unternehmens war gewiss die Verlagerung des Hauptgeschäftes in Berlins teuerste Gegend. Der Weinkomplex Leipzigerstraße 119-120, bewusst überschrieben mit „Zum Ungeypsten“, wurde 1890 übernommen und „glänzend“ ausgestattet. Doch das Stammpublikum folgte diesem Westschwenk nicht. Das zahlungskräftigere Publikum verlangte mehr als günstiges Essen und Trinken. Dabei hatte Nier das Angebot verbreitert und auch verbessert. Die soziale Differenzierung war ausgeprägt, im Restaurant gab es einen großen Mittagstisch für 10, 15, 25 oder 35 Pfg. pro Portion. Speisen an der Table d’hôte kostete 2,50 M, im Abonnement 2,20 M. Dafür bekam man einen halben Liter Clairette und „5 Gänge nach Wahl unter 10 Gerichten deutscher u. französischer Küche“ (Kladderadatsch 45, 1892, Nr. 27, 8). Speisen a la carte war ebenfalls möglich. Nier steuerte gegen, eröffnete beispielweise 1894 eine exquisite Weinbar, ließ die Speisebetriebe rund um die Uhr öffnen. Englische Küche am offenen Grillofen wurde integriert, französische Küche ergänzte die deutschen „Happenpappen“. Moderne Technik wurde zelebriert, etwa mit rollenden Thermophoren, mit automatischen Frontbratern oder belegten Brötchen in fliegensicherem Glasambiente. Trotzig verlautbarte die Werbung: „Das heutige Nier’sche Geschäft ist ein Weltgeschäft“ (Volks-Zeitung 1894, Nr. 575 v. 25. Dezember, 3). 1895 gab es zweimal täglich vierstündige Freikonzerte, Weinkneipfässchen wurden zum Spottpreis angeboten, um Gruppen anzulocken. Doch es half nichts, die schönen, teils mit deutschen und französischen Flaggen dekorierten Räume mussten 1896 aufgegeben werden. Das Niersche Geschäft zerbröselte von seinem Zentrum her. Der Franzose verlagerte sein Hauptgeschäft in die Linienstraße 130, am oberen Ende der Friedrichstraße, in ein – so die Werbung – noch „imposanteres“ Haus. Hier lagen auch seine Privaträume, hier sollte er die Überdosis Morphium zu sich nehmen. | ||
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| + | Dieses Ende war in den späten 1870er Jahren nicht absehbar. Oswald Nier war ein Meister der Öffentlichkeitsarbeit, der Maßstäbe im modernen Marketing setzte – und dies lange bevor nach gängigen Stufentheorien entsprechende Entwicklungen einsetzten. Im Mittelpunkt seiner kommerziellen Kommunikation stand die Differenzqualität seiner „Naturweine“. Er verband den expliziten Vorwurf an die große Mehrzahl der Weinbauern, unreine und mit Gips versetzte Weine zu verkaufen, mit der lichten Gegenwelt seiner eigenen reinen Produkte ohne Zusätze. Er mobilisierte damit Alltagswünsche nach genussvollen und gleichsam natürlichen Waren, auch wenn „Veredelung“ nicht gegen geltendes Recht verstieß. Nier nutzte den Begriff „Naturwein“ offensiv, forderte rückfragende Konkurrenten explizit auf, „das Strafgesetz gegen ihn aufzurufen“ (Namslauer Kreisblatt 1884 Nr. 41 v. 9. Oktober, 430), wohlwissend, dass dieses faktisch nicht greifen konnte. Parallel ließ er sein Kernsortiment chemisch analysieren und nutzte die Analysen in vielen Anzeigen. Konkurrenzangebote französischer Weine ließ er in Dresden 1878 ebenfalls untersuchen, um so seinen Vorwurf zu untermauern, dass er allein ungeschönte Artikel verkaufe. Zum „Ungegypsten“ wurde Oswald Nier gleichwohl erst seit 1880. Anfangs propagierte er vorrangig „die Einführung chemisch untersuchter, französischer, als rein garantirter Weine“ (Berliner Tageblatt 1878, Nr. 238 v. 8. Oktober, 7), und die ersten Anzeigen gaben lediglich eine „Garantie für Echtheit und Reinheit“ (Deutsches Montags-Blatt 1877, Ausg. v. 5. November, 7). Als aber in Frankreich 1880 die Grenze von höchstens zwei Prozent Gipszusatz durch den aus Nimes stammenden Justizminister Jules Cazot (1821-1912) auf Druck der Winzerlobby aufgehoben wurde, begann Niers Kreuzzug gegen das Gipsen – und dies blieb sein Kernanliegen. | ||
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| + | Reiner ungegypster Naturwein zum Trinken, Einkaufen oder per Versand (Illustrirte Frauen-Zeitung 13, 1886, 144) | ||
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| + | Um dieses zu unterstützen, forcierte er nicht allein den Verkauf von Flaschen, sondern versah diese mit Garantiemarken: „Dringend bitte ich, beim Bezug meiner Weine diejenigen Flaschen als unecht zurückzuweisen, welche entweder gar kein Siegel haben, oder eine Verletzung meines Namenssiegels zeigen“ (Kladderadatsch 30, 1877, Nr. 52 v. 11. November, 2. Beiblatt, 4). Das Verschlußsystem gab den Käufern die Chance, Nier oder seine Repräsentanten gerichtlich zu belangen, sollte der Inhalt nicht der Reinheitsgarantie entsprechen. Zugleich denunzierte er andere, sehr wohl bestehende Garantiesysteme als unzureichend, als Sand in den Augen des Publikums. | ||
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| + | Qualitätsmarke der Nierschen Naturweine (Der Bazar 33, 1887, 392) | ||
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| + | All diese Maßnahmen zielten auf Popularität und Akzeptanz des Franzosen in Berlin. Doch Nier wählte auch andere gängige Maßnahmen. Slogans und Leitsprüche prägten viele Anzeigen. Da hieß es etwa „Wer Oswald Nier’s Wein nicht trinkt, sich selbst den grössten Schaden bringt.“ Besondere Bedeutung hatte die Wertschätzung des Reichskanzlers Otto von Bismarck, passionierter Trinker und Kunde von Nier. Sein Dankesschreiben enthielt den Wunsch: „Wein muss das National-Getränk der deutschen Nation werden“ – und der Einwandererunternehmer propagierte diese Sentenz daraufhin stetig. Bismarcks Geburtstag wurde mehrfach gewürdigt. 1897 verschenkte der Franzose am 1. April nicht weniger als 50.000 1,5 m² große Porträts des früheren Reichskanzlers als Zugabe. | ||
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| + | Die mit solchen Aktionen verbundene direkte Kundenansprache hatte Tradition bei Nier. Preisausschreiben prägten schon in den 1880er Jahren seine Werbung am Jahresende. Ein Preisrebus war zu lösen, unter den richtigen Einsendern wurden dann Weinkisten verlost. Alle Teilnehmenden erhielten zudem kleine Werbegeschenke, etwa Taschenkalender oder Humoristisches. Zugleich konnte er so seine Adresskarteien aktualisieren. | ||
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| + | Das Andocken an zeitgenössische Trends zeigte sich auch an seiner relativen Nähe zur Temperenzbewegung, die moderate Alkoholika wie Wein und Bier anstelle des Giftes der Spirituosen propagierte. Der vermeintlich gesundheitsfördernde Konsum von Wein wurde vor allem in den 1890er Jahren propagiert – im Einklang mit eugenischen Argumentationen. Wein stärke den Körper und schütze ihn jederzeit gegen epidemische, rheumatische oder sonstige Krankheiten, während Bier „das Fleisch des Körpers weich und lasch macht“ (Berliner Tageblatt 1894, Nr. 478 v. 10. Dezember, 12). Zugleich wurde immer wieder hervorgehoben, dass die preiswerten Weine Niers nicht teurer seien als Bier. Wichtiger aber war das Positive, wenn etwa im Sinne heutigen Performance Food behauptet wurde, dass Wein der „Erhaltung und Stärkung der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit“ (Berliner Börsenzeitung 1898, Nr. 591 v. 18. Dezember, 12) diene. Wichtiger aber noch sei, dass Wein Frohsinn und Lebensseligkeit garantiere. | ||
| + | 09-Volks-Zeitung_1901_05_24_Nr239_p02_Oswald-Nier_Temperenzbewegung_Wein-Bier-Schnaps | ||
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| + | Wein als gesundes Getränk (Volks-Zeitung 1901, Nr. 239 v. 5. Januar, 2) | ||
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| + | Derartige Vorstellungen einer glücklichen Gesellschaft lassen sich auch mit Oswald Niers strategischer Nutzung von Wohltätigkeit koppeln. Der Weinhändler investierte hohe Summen in kontinuierliche Anzeigenwerbung, doch zugleich sah er die Chancen redaktioneller Werbung von Beginn an. Wiederum nutzte er nationale Feiertage, etwa Kaisers Geburtstag, um dann einen Teil der Tageseinnahmen für Bedürftige zu spenden. Zugleich diente das der Gewinnung neuer Kundengruppen, wenn er 1880 etwa nicht nur an die Armendirektion spendete, sondern auch an die Berliner Schutzmannschaft oder das Invalidenkorps. Ähnliches galt gegenüber seiner Belegschaft, die mit werbeträchtigen Weinfesten bei Laune gehalten wurde, die gemeinsam mit den interessierten Konsumenten zelebriert wurden. Wie kann die Welt doch schön sein, nach Tanz, Bühnenspaß, dem Festspiel „Ein Stündchen bei Oswald Nier“ und einer abschließenden Champagnerverlosung – so geschehen 1900. | ||
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| + | Nier nutzte ferner lange vor den in den 1890er Jahren intensivierten Verbotsforderungen der Mittelstandsbewegung Wertzugaben zur Kundenbindung. Proben waren möglich, neu eingeführte Produkte wurden mit gut ausgestatteten Broschüren erklärt. Stammkunden konnten schon einmal gratis Austern essen – verbunden mit einem „Noblesse oblige!“ und einer tiefen Verbeugung vor der werten Kundschaft und dem geehrten Publikum. Am Jahresende gab es Kleinigkeiten, doch Kunden konnten auch begehrte Zugaben erhalten, etwa ein Bonbuch mit Eintrittskarten der wichtigsten Attraktionen der Pariser Weltausstellung 1900. | ||
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| + | Schließlich nutzte Oswald auch die Preisoptionen im Marketingmix. Reklamekisten, etwa ein „Göttertrank“ mit 12 Flaschen und 30 Proben anderer Weinsorten plus Überraschung wurden für 15 Mark von Berlin aus versendet. Bezeichnender aber waren gezielte Preisreduktionen zur Ankurbelung des Geschäftes. Anfangs hatte es dies nicht gegeben, die Preise stiegen in den 1880er Jahren moderat. 1892 wurden die Preise für Wein jedoch deutlich reduziert, etwa der einfachste Minerve (Médoc-Wein) von 1,40 auf 1 M pro Liter oder der Garrigues von 1,80 auf 1,20 M. Dies war die andere Seite des Abenteuers Leipziger Straße, versuchte man doch eine Klientel des unteren Mittelstandes mit derartigen Kampfpreisen an sich zu binden. Anders war dies bei den nach der Jahrhundertwende einsetzenden Rabatten, die bis zu 15% betragen konnten. Sie ersetzten die tradierten Weihnachtszugaben, waren jedoch auch Ausdruck wachender Probleme des Nierschen Weinimperiums. | ||
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| + | Zum einen nutzte sich der Lockreiz der jungen französischen „Naturweine“ langsam ab, zumal es durch die in den frühen 1880er Jahren kumulierende Reblauskatastrophe zu einer Reduktion des Weinanbaus und einem langsamen Übergang zu höheren Qualitäten kam. Gravierender aber waren die immer wieder thematisierten Qualitätsprobleme bei Nier selbst. Der hohe Anspruch des Anfangs erwies sich peu a peu als Bumerang: 1883 bezeichnete etwa der Nürnberger Nahrungsmittelchemiker Robert Kayser den Nierschen „Garrigues“ als Kunstwein und kritisierte die Ergebnisse seiner Berliner Kollegen als Reklamegutachten (Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie 1884, 871). Für Oswald Nier war dies Störfeuer der Konkurrenz, und er legte sich eine Art Schweigegelübde auf: „Dem sehr g. Publikum erlaube ich mir wieder in Erinnerung zu bringen, dass ich auf jedwede, gegen mich oder meine Weine gerichtete Angriffe, Verläumdungen, sowie auf Extrablätter, enth. s. g. chemische Analysen, Denunciationen (stets ohne Folge) u.s.w. (deren Zweck, u.a. mich durch kostspielige Erwiderung zu ermüden, Jedem klar ist) durchaus und prinzipiell keine Antwort mehr gebe, […] “ (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland 24, 1883, 5. S. n. 580). Ein Weinfälschungsprozess in Danzig endete 1886 mit einem Freispruch für die dortigen Nierschen Repräsentanten, doch Zweifel blieben (Dresdner Nachrichten 1886, Nr. 150 v. 30. Mai, 2). Untersuchungen der Hauptsorten hoben 1891 hervor: „Nach den Ergebnissen der Analyse zu schliessen, liegen hier mit Wasser und Sprit reichlich versetzte Rothweine vor. […] Nr. 2, 3, 4 schmeckten dünn und wässerig, Nr. 1 ekelerregend, eigenthümlich bitter“ (Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung und Hygiene 5, 1891, 142). 1892 ergab schließlich die Analyse eines Nierschen Rotweines in Breslau, dass dieser ein „gallisierter, alkoholisierter Wein“ war (Chemisches Zentralblatt 65, 1894, 297). Die Folge war ein weit rezipierter Prozess in dem Nier „wegen Rothweinfälschung zu der höchst zulässigen Strafe von 150 Mark verurtheilt“ wurde (Scranton Wochenblatt 1893, 10. November, 7). Weitere rückfragende Analysen folgten, auch wenn diese die einzige Verurteilung wegen Nahrungsmittelfälschung blieb. Die sich langsam verbessernde Weinanalytik stellte Annoncen des reinen Naturweines jedenfalls in Frage. | ||
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| + | Hinzu kamen wachsende Liquiditätsprobleme. Belastbare Angaben fehlen, doch in der Presse kursierten Gerüchte. Oswald Nier war Mitte der 1880er Jahre Millionär, wohl mehrfach, doch verlor er beträchtliche Summen im Panamaskandal 1888. In der Berliner Börsenzeitung hieß es pointiert: „Von dieser Zeit an regulirte N. nur mit Wechseln.“ Nier gab wohl viel Geld „für allerhand noble Passionen“ aus, “namentlich für das ‚Ewig-Weibliche‘“ (Hamburger Anzeiger 1902, Nr. 86 v. 13. April, 13). Gerüchte über jährliche Besuche im Spielkasino in Monaco wurden dementiert, doch von seiner seit den 1890er Jahren in Marseille ansässigen Frau Jenny, geborene Imaryjeon, lebte er getrennt. Hinzu kamen die nach Hundertausenden zählenden Verluste des Abenteuers Leipziger Straße von 1890 bis 1896. Das öffentliche Fazit entsprach der einseitigen Einschätzung eines Franzosen im damaligen Berlin: „Er selbst aber hat keine Schätze Deutschlands gesammelt, leicht verausgabt, was ihm – früher mehr, später weniger – die Konjunktur brachte“ (Neue Hamburger Zeitung 1902, Ausg. v. 13. April, 2). In Berlin war er als „vollendeter Cavalier“ geschätzt (Berliner Börsenzeitung 1902, Nr. 159 v. 6. April, 5). | ||
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| + | Doch der vermeintlich leichtlebige Franzose zog aus alledem schließlich die richtigen unternehmerischen Konsequenzen. Er sicherte den Bestand des Unternehmens durch eine am 1. April 1902 erfolgte Umwandlung von einer Personalgesellschaft in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Er band zwei langjährige Mitarbeiter, Ernst Koch und Adolf Gontarski, als Geschäftsführer mit Prokura in die Unternehmensführung ein, und zahlte mit dem Kaufpreis seine Schulden. Und doch konnte er sich mit dieser partiellen Übergabe des Geschäftes offenbar nicht anfreunden. Schon beim Vertragsabschluss erlitt der seit langem herzkranke Nier einen Schwächeanfall. Am 4. April 1902 übergab er offiziell die Geschäfte an die Gesellschafter. Bis Mitternacht saß er mit Freunden zusammen. Dann zog er sich in seine Räume zurück, wo er Abschiedsbriefe an ehemalige Angestellte und die neue Gesellschaft schrieb, um dann zum Morphium zu greifen, das er seit längerem gegen seine Schlaflosigkeit nahm. Kurz vor 3 Uhr vernahm Niers Haushälterin ein tiefes Röcheln. Man brach die Tür zu seinen Privatgemächern auf. Oswald Nier wurde per Krankenwagen in die Charité gebracht, wo die Ärzte Tod durch Herzversagen feststellten. Dieses Urteil wurde nach Durchsuchung seiner Wohnung revidiert. | ||
| + | 10-Berliner Tageblatt_1902_04_06_Nr172_p11_Oswald-Nier_Todesanzeigen | ||
| + | |||
| + | Formale Trauer – Todesanzeigen der getrennt lebenden Gattin und der Partner Niers (Berliner Tageblatt 1902, Nr. 172 v. 6. April, 11) | ||
| + | |||
| + | Es folgten rasche, recht formal gehaltene Todesanzeigen. Oswald Nier, der „Ungegypste“, der Franzose in Berlin, wurde als „ein Berliner Original in des Wortes bester Bedeutung“ (Berliner Börsenzeitung 1902, Nr. 159 v. 6. April, 5) gewürdigt, der seinen Kunden immer wieder „harmlos-frohe Stunden“ bereitet hatte. Doch über einen Selbstmörder sprach man nicht gerne. Und auch Historiker haben sich seiner Biographie und seinem Unternehmen bis dato nicht gewidmet. Die Firma „Oswald Nier, Aux Caves de France“ wurde am 10. Februar 1903 aus dem Berliner Firmen-Register gelöscht (Volks-Zeitung 1903, Nr. 74 v. 13. Februar, 3). Die GmbH wurde fortgeführt, konzentrierte sich auf den Weingroßhandel, während die Einzelgeschäfte zumeist in Privatbesitz überführt wurden. Die Anzeigen für „Oswald Nier“ ebbten rasch ab, lediglich die Medizinalweine wurden ab und an annonciert. Es blieb nicht viel von diesem Pionier des Filialhandels, diesem Virtuosen des Marketing, diesem Spieler im weiten Felde künstlicher Natur. | ||
| + | |||
| + | Uwe Spiekermann, 12. Juli 2018 | ||
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| + | https://uwe-spiekermann.com/2018/07/12/ein-franzose-in-berlin-oswald-nier-der-ungegypste-weingrosshaendler/ | ||
| + | <br> | ||
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Version vom 15. April 2020, 06:45 Uhr
Ich hoffe, dass es niemendem aufstößt, dass ich hier ergänzend zu der Papiergeld-Sammlung von Breslau auch weitere gesammelte Exponate präsentieren möchte, die auch interessante Einblicke gewähren und dem heute vermehrt auftretendem "Heimatsammler" interessieren. Ich wünsche viel Freude damit. |
Inhaltsverzeichnis
- 1 Notgeldmünzen
- 1.1 ARATO Werk
- 1.2 Archimedes Aktiengesellschaft für Stahl- & Eisen-Industrie (Kriegsgefangenenlager 1.WK)
- 1.3 Eisenbahn Werkstätten Amt - (Kriegsgefangenenlager)
- 1.4 Eisenbahn Werkstätten Amt 1 - (Kriegsgefangenenlager)
- 1.5 Kemna, Julius, Eisengießerei & Maschinenfabrik
- 1.6 Niedlich, A. & Co. - Maschinenfabrik
- 1.7 Trelenberg, Gustav - Eisenwerk (Frelenberg Fehlprägung) - (Kriegsgefangenenlager)
- 1.8 Tuchscherer, Carl - Deutsche Holzbauwerke
- 2 Marken: Bier- & Pfandmarken, Werbemarken, Jetons
- 2.1 Adolph, Johannes
- 2.2 Anger, B. A.
- 2.3 AVIATIK - Zigarettenfabrik
- 2.4 Bahnhof - Breslau
- 2.5 Balhorn, Rudolph - Seifen u. Parfum Fabrik (Briefmarkenkapselgeld)
- 2.6 Barasch, Gebr. - Warenhaus
- 2.7 Barthel, W. Jr. (Glasfabrik)
- 2.8 Bohne, Heinrich
- 2.9 B.B.B. - Breslauer Bürger-Bräu
- 2.10 BBBB - (Brauerei)
- 2.11 Breslauer Bier Consum Verein ,,Bavaria" e.G.
- 2.12 Breslauer Generalanzeiger
- 2.13 Breslauer Konzerthaus
- 2.14 Breslauer Molkerei E.G.m.u.H.
- 2.15 B.U.B. - Breslauer Union Brauerei
- 2.16 Buchwald, Paul
- 2.17 Bürgersaele - Gaststätte
- 2.18 Busch - Circus Breslau
- 2.19 Camphausen, F.M. - Bierhandlung
- 2.20 Corps Lusatia Breslau (Studentenverbindung)
- 2.21 Delahon, Emmo - Papier & Schreibwaren (Briefmarkenkapselgeld)
- 2.22 Deutsches Haus (Restaurant)
- 2.23 Dinter & Co
- 2.24 Dinter & Rüster
- 2.25 Donnar & Comp. - Hutfabrik
- 2.26 Dorndorf - Mechanische Schuhfabrik
- 2.27 Eisenbahn - Polizei
- 2.28 Eisenbahnwerk Breslau
- 2.29 Engelhardt Brauerei AG - Abteilung Breslauer Union Brauerei
- 2.30 Engelhardt Brauerei Breslau
- 2.31 Ers. Btl. Ost - Kantine (SS - Ersatzbataillion Ost)
- 2.32 FAMO - Fahrzeug- und Motorenwerke
- 2.33 Feist, A. - Restaurant
- 2.34 Feuerwehr Breslau
- 2.35 Fliegerhorst Breslau - Luftwaffe / Wehrmacht
- 2.36 Freiburger Hof - Gaststätte
- 2.37 Fruchtklinke - Früchtehandlung
- 2.38 Fuchs, Albert - Posamentierwaren
- 2.39 Gassmann, Alfred - Arbeitercommisionär
- 2.40 Gebhardt, R. - Papierhandlung
- 2.41 Goldstein & Rettig - Damenkleider & Stoffe (Briefmarkenkapselgeld)
- 2.42 Haase, E. - Brauerei
- 2.43 Hauffe, (Helena)- Zigarrenhandel
- 2.44 Heimann, L. - Handschuhfabrik
- 2.45 Heinerici, Paul
- 2.46 Henel, Julius - Bekleidungshaus
- 2.47 Hilbig, H.
- 2.48 Hilbig
- 2.49 Hocke, Gustav (Paschkes Restaurant)
- 2.50 Hopf & Görke - Brauerei & Gaststätten
- 2.51 Hotel du Nord
- 2.52 Janus, Fritz
- 2.53 KCBV "B" EG (Konsumverein)
- 2.54 Keller Amt
- 2.55 Kessler, Robert - Weingroßhandlung
- 2.56 Kipke - Brauerei & Gaststätten
- 2.57 Kirschberg - Gaststätte (Breslau-Lissa)
- 2.58 Knoblich, A. (Amand) - Schreibheftfabrik & Papierhandlung
- 2.59 Lask & Mehrländer - Papierhandlung
- 2.60 Lenort, J. (Modellfabrik)
- 2.61 Liebich Breslau - Zaubermeister Kassner
- 2.62 Liebich - Betriebe
- 2.63 Liebich´s Etablissement
- 2.64 Liebigshöhe - Gaststätte an der
- 2.65 Lunapark (Gaststätte)
- 2.66 Maschinenmarkt Breslau
- 2.67 Meinecke, H. Aktiengesellschaft
- 2.68 Meissner, Gotthard (Brauerei & Gaststätte ,,Alter Weinstock)
- 2.69 Mosler, Emanuel
- 2.70 Münchner Bürgerbräu - Gustav Schüssler (Gaststätte)
- 2.71 Nier, Oswald
- 2.72 Olff . Köpke & Co
- 2.73 Otto - Kantine - I.R. 51 (Infantrieregiment 51)
- 2.74 Pannier, Hermann - Papierhandlung
- 2.75 Pfeifferhof - Brauerei & Gaststätten - Carl Scholtz
- 2.76 Peiser, Albert - Papier & Schreibwaren (Briefmarkenkapselgeld)
- 2.77 Peiser & Laqueur - Papierhandlung
- 2.78 Pniok & Wulsten (Bekleidungshaus)
- 2.79 Raiffeisen Breslau - (Ratsweinkeller & Weinstuben)
- 2.80 Reuter (Abzeichen)
- 2.81 Richter, Bruno (Knopf)
- 2.82 Ritter, H. & Kallenbach - Papierhandlung
- 2.83 Rosenbaum, W.
- 2.84 Sagasser Betriebe - (Gaststätten)
- 2.85 Schäffer, Herrmann - Getreide- und Weinbrennerei & Likeurfabrik
- 2.86 Schierse, Joseph (Brotfabrik)
- 2.87 Schiesswerder - (Gaststätte)
- 2.88 Schmidt, Karl
- 2.89 Schönberg, Hermann (Briefmarkenkapselgeld)
- 2.90 Sckeyde, Julius Kom. Ges. - Haus- & Küchengeräte (Briefmarkenkapselgeld)
- 2.91 Scheitniger Park (Gaststätte)
- 2.92 Schlachthof Breslau (Gaststätte)
- 2.93 Schlesische Feuersozität Breslau (Versicherung)
- 2.94 Schultheiss - Patzenhofer Abteilung V (Brauerei)
- 2.95 Schulz, F.H. - Lebensmittel
- 2.96 Sedlatzek, A. - Gravieranstalt
- 2.97 Sedlatzek, Fr. - Fabrik für Stempel & Schablonen & Medaillen
- 2.98 SSW Breslau (Siemens Schuckert Werk)
- 2.99 Stadt Breslau - (Notgeldmünzen 1806)
- 2.100 Stadt Breslau - Entwürfe 1921 (Notgeldmünzen aus Keramik)
- 2.101 Stadt Breslau - Hundesteuermarken
- 2.102 Städtische Lesehallen Breslau
- 2.103 Städtische Gaswerke Breslau
- 2.104 Städtisches Speisehaus Breslau
- 2.105 Städtische Straßenbahn Breslau
- 2.106 Steingutfabrik Breslau
- 2.107 Süd Park (Gaststätte)
- 2.108 Tichauer, M. (Putz- und Modewaren)
- 2.109 Tiger, Gebr. - Frisir & Haarschneide-Cabinet
- 2.110 Trieb, F.
- 2.111 V. G. F. Breslau
- 2.112 Vogel (Brauerei)
- 2.113 Vogdt, Ernst - Juwelier
- 2.114 Wappenhof - Gaststätte
- 2.115 Wasserwerk Breslau
- 2.116 Westindia Bananen - Früchtehandlung
- 2.117 Wohlwert Breslau (Gaststätte)
- 2.118 Zeltgarten Breslau (Gaststätte)
- 3 Münzen
- 4 Medaillen
- 5 Plaketten
- 6 Abzeichen
- 7 Varia
Notgeldmünzen
ARATO Werk
Archimedes Aktiengesellschaft für Stahl- & Eisen-Industrie (Kriegsgefangenenlager 1.WK)
Firemnportrait: entnommen aus einer Werbeanzeige Die Gesellschaft ist ein großen Unternehmen der Kleineisen-Industrie, das sich in der Hauptsache mit der Fabrikation von Schrauben, Muttern, Nieten und Schienennägeln befaßt und erhebliche Mengen dieser Artikel direkt oder indirekt für die preußischen und anderen deutschen und ausländischen Eisenbahn-Verwaltungen liefert. Die Fabrik wurde in kleinem Umfange im Jahre 1875 unter der Firma ,,Breslauer Schrauben- und Muttern-Fabrik" gegründet. Im Jahre 1887 erfolgte die Vereinigung mit der Firma ,,Gebrüder Oberwarth", welche einen Großhandel in Stahl, Maschinen und Werkzeugen betrieb und die Firma wurde in ,,Archimedes, Actien-Gesellschaft für Stahl- und Eisen-Industrie" abgeändert. Die Fabrik hat sich inzwischen zu einer er bedeutendsten auf dem Gebiete der Schrubenfabrikation entwickelt. Das Werk in Breslau besitzt ein eigenes Anschlußgleis und ist mit ausgedehnten Voll- und Schmalspurgleisen innerhalb des Fabrikgeländes, der Werkstätten, Läger und Expeditionsgebäude versehen. Eine eigene elektrische Zentrale erzeugt den für Beleuchtung und Maschinenbetrieb nötigen Strom. Die Firma hat im Jahre 1904 die in Schmiedefeld bei Breslau entstandene Konkurrenzfabrik aufgekauft und den Betrieb dort für eigene Rechnung fortgesetzt. In Breslau und Schmiedefeld werden fabriziert: 1. Rohe und blank bearbeitete Schrauben und Muttern in Handelsmaßen oder nach Angaben, Laschen- und Hakenschrauben für Eisenbahn-Oberbau von Voll-, Klein- und Feldbahnen, Schrauben aller Art für den Bau von Eisenbahnfahrzeugen und Lokomotiven, für den Bedarf der Eisenbahnwerkstätten, für Schiffbau, für den Bedarf von Maschinenfabriken und viele andere Verwendungszwecke. 2. Schienennägel für Eisenbahn-Oberbau. 3. Nieten aller Art für den Bedarf der Eisenbahn-Werkstätten, Lokomotiv- und Waggonfabriken, für Schiffbau, Brückenbau, Eisenkonstruktion und Dampfkessel. 4. Kleineisenzeug für Telegraphenleitungen, Klemmplatten, Unterlegscheiben, Splinte usw. 5. Maschinen und Werkzeuge Die Fabrikation dieser Gegenstände erfolgt in modernen Anforderungen entsprechenden und mit erstklassigen Maschinen und Hilfsmitteln ausgestatteten Werkstätten. Hervorzuheben ist die Fabrik für blank bearbeitete Schrauben und Muttern, die zu den leistungsfähigsten Fabriken Deutschland zu zählen ist. In besonderen Werkstätten werden die für den eigenen Betrieb erforderlichen und für den Verkauf bestimmten Fabrikationsmaschinen und Werkzeuge hergestellt. In Berlin besitzt die Firma ein großes eigenes Grundstück mit ausgedehnten Lägern und Fabrikräumen. Auch fabriziert dieselbe dort in ihrer Fassondreherei und Metallschraubenfabrik kleiner blanke Schrauben, Muttern und sonstige Fassonartikel. Außerdem betreibt die Gesellschaft in Berlin ein Groß-Handels-Geschäft und unterhält großes Lager in Werkzeugen und Maschinen; Stahl und Stahlblechen: Thomas-, S. M und Bessemer-Stahl, weich und härtbar, roh gewalzt, blank gezogen und blank gedreht; komprimierte und gedrehte blanke Stahlwellen; Werkzeug- Gußstahl, worin die Firma den Vertrieb vorzüglich bewährter Marken hat; Röhren (Gas- und Siederröhren, geschweißt und nahtlos gewalzt, blank gezogene Stahlröhren) und Röhren-Verbindungsstücke aller Art. In Berlin, Breslau und Schmiedefeld werden insgesamt rund 1300 Angestellte und Arbeiter beschäftigt. Später wurde das Archimedes-Werk von dem Linke-Hofmann-Konzern übernommen. Das Werk hat auch Notgeldscheine herausgegeben: siehe: Archimedes Aktiengesellschaft - Notgeldscheine |
Eisenbahn Werkstätten Amt - (Kriegsgefangenenlager)
Anmerkung: Angeblich soll es, lt. Noske bzw. Lesiuk u. Paskiewicz auch Münzen zu 1, 2 und 5 Mark geben. Diese sind jedoch meines Erachtens nicht eindeutig belegt und die Existenz fragwürdig. Quelle: http://www.lokhersteller.de/lokbau/trelenberg.htm |
Eisenbahn Werkstätten Amt 1 - (Kriegsgefangenenlager)
Kemna, Julius, Eisengießerei & Maschinenfabrik
Hier ein Auszug aus Deutsche Biographien: Julius Kemna kam aus Barmen nach Schlesien und war zunächst in der Landwirtschaft tätig. 1867 gründete er in Breslau eine Werkstätte für den Bau landwirtschaftlicher Maschinen. 1871 nahm er den Vertrieb englischer Dampfdreschsysteme, 1882 die Produktion von Straßenbaumaschinen auf. Die Entwicklung des Unternehmens zum industriellen Großbetrieb begann um die Jahrhundertwende; nach Kapazitätserweiterungen wurden 1905 etwa 900 Arbeitnehmer auf einem 52 000 qm großen Industriegelände beschäftigt. Mit einem Gespür für kommende Entwicklungen hatte K. erkannt, daß die Dampfmaschine nicht nur für die Industrie revolutionierend war, sondern auch in der Landwirtschaft und im Straßenbau. Wesentlich für den anhaltenden Aufschwung des Unternehmens waren seine langjährigen Erfahrungen mit englischen Dampfpflugsystemen (Fowler-Patente). Die Firma Julius Kemna wurde das führende Dampfpflug-Unternehmen auf dem europäischen Kontinent und drang auf dem Weltmarkt in die Monopolstellung englischer Firmen ein. Historisch ist der Dampfpflug das erste Gerät zur Bodenbearbeitung, das tierische Kräfte durch maschinelle ersetzte. Das Dampfpflügen mit 2 Lokomobilen, zwischen denen der Pflug hin- und hergezogen wurde, ist dann in den 20er Jahren nach und nach durch den von Kohle und Wasser unabhängigen Traktor abgelöst worden. Auf diese Marktsituation stellte sich das Unternehmen durch Produktionsverlagerung ein. Es brachte 1923 als erstes in Deutschland eine Straßenwalze mit einem Rohölmotor (Deutz-Diesel-Motor) auf den Markt. Die Maschinenfabrik →Julius Kemna bestand bis 1945, ihr Produktionsprogramm wurde dann in Lizenz von der Firma Hagelstein, Travemünde, übernommen. In der Bundesrepublik existiert noch heute (1975) die Firma Kemna Bau Andreae & Co. in Pinneberg (früher Kemna KG Hamburg), die 1931 aus der Schlesischen Maschinenfabrik hervorgegangen ist. Quelle: https://www.deutsche-biographie.de/sfz40522.html Anmerkung: Die Firma Kemna existiert auch heute noch. Hier ein Link zur Historie der Firma und die Wikipediaseite zum Unternehmen + Wiki-Wand: Unternehmensgeschichte 2 |
Niedlich, A. & Co. - Maschinenfabrik
Trelenberg, Gustav - Eisenwerk (Frelenberg Fehlprägung) - (Kriegsgefangenenlager)
Firmen-Geschichte Gustav Trelenberg gründete 1869 eine Kunst- und Bauschlosserei, die von seinen Söhnen 1906 in den Breslauer Vorort Gräbschen verlegt wurde. Hier konnten auf einer Fläche von 90.000 m² moderne Hallen und Arbeitsräume errichtet werden, die überbaute Fläche erreichte annähernd 30.000 m². Es wurden Anschlußgleise zum nahen Bahnhof gelegt, die eine Anbindung fast aller Werkhallen ermöglichte. Quelle: http://www.lokhersteller.de/lokbau/trelenberg.htm |
Tuchscherer, Carl - Deutsche Holzbauwerke
| Carl Tuschscherer GmbH / AG - Deutsche Holzbauwerke, Breslau 13, Hohenzollernstraße 82. Weitere Niederlassung auch in Ohlau. Dort gab es auch Papiernotgeld. In wie fern, dies auch in Breslau gültigkeit hatte kann man nur spekulieren. Die Kommunalbank für Niederschlesien in Breslau hat dies auch entgegen genommen. |
Marken: Bier- & Pfandmarken, Werbemarken, Jetons
Adolph, Johannes
Anger, B. A.
AVIATIK - Zigarettenfabrik
Bahnhof - Breslau
Balhorn, Rudolph - Seifen u. Parfum Fabrik (Briefmarkenkapselgeld)
| Die Fabrik befand sich in der Steinstraße. |
Barasch, Gebr. - Warenhaus
Barthel, W. Jr. (Glasfabrik)
Bohne, Heinrich
B.B.B. - Breslauer Bürger-Bräu
BBBB - (Brauerei)
Breslauer Bier Consum Verein ,,Bavaria" e.G.
Breslauer Generalanzeiger
Breslauer Konzerthaus
Breslauer Molkerei E.G.m.u.H.
B.U.B. - Breslauer Union Brauerei
Buchwald, Paul
Bürgersaele - Gaststätte
Busch - Circus Breslau
,,Auszug aus Geschichte der Busch-Dynastie" Von Paul Vinzenz Theodor Busch und seiner Ehefrau Constanze am 29.Juni 1884 in Svendborg gegründet, erobert der Circus Busch die Herzen Europas. Die „Buschens“ besitzen schon im Jahre 1891 in Hamburg, 1892 in Wien und 1895 in Berlin feste Bauten mit bis zu 4300 Plätzen. 1902 und 1903 erwerben sie zudem Gebäude des Circus Renz in Hamburg und Breslau. Paul Busch stieg somit zum neuen Circuskönig auf. 1886 wird Tochter Paula Busch geboren, 1911 heiratete sie Dr. Alois Uhl, 1913 erblickt die gemeinsame Tochter Micaela das Licht der Welt. Paula Busch wird 1917 erst Mit- und nach dem Tode ihres Vaters 1927 Allein-Direktorin des Busch-Imperiums. Zugleich ist die „Grande Dame des deutschen Circus“, wie sie später genannt wird, als Schriftstellerin tätig und schreibt nicht nur Manegenschaustücke für den eigenen Circus, sondern auch Romane, Kinderbücher und ihre Memorien „Das Spiel meines Lebens“. 1936 heiratet Micaela Busch den Geschäftsführer des Unternehmens Emil Wacker, am 15.März 1937 wird der gemeinsame Sohn Paul Busch geboren. Im gleichen Jahr wird der Berliner Bau von den Nazis abgerissen. 1944 feiert Paula Busch in Breslau das 60. Jubiläum des Circus Busch. Nur ein Jahr später muss sie von dort Flüchten und rettet sich mit 60 Pferden, 10 Exoten, 12 Wagen und 40 Mitarbeitern nach Berlin. 1946 wird als Arena, also unter freiem Himmel, im Zoologischen Garten gespielt, 1947 in einem gemieteten Zelt. 1948 gibt der Circus seine letzte Vorstellung und Paula geht zu ihrer Tochter Micaela nach Schweden, die dort mit ihrem Mann ebenfalls einen Circus betreibt. 1952 wagt Paula Busch den Neuanfang mit einem neuen Zeltgeschäft. Premiere ist Northeim, im Sommer spielt sie zweieinhalb Monate in Berlin am Funkturm. Quelle: https://www.circus-paul-busch.de/inhalt_-1_history.htp Weitere Informationen zum Zirkus Busch findet Ihr hier: https://www.circus-paul-busch.de http://www.divergingfates.eu/index.php/2019/01/03/paula-busch-1886-1973-die-grande-dame-des-deutschen-zirkus-als-krisenmanagerin-in-dunklen-zeiten/?lang=de https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Korth-Cortini http://www.zauber-pedia.de/index.php?title=Cortini |
Camphausen, F.M. - Bierhandlung
Corps Lusatia Breslau (Studentenverbindung)
Auszug aus der Geschichte: ,,Nach der Kgl. preußischen Kabinettsorder vom 24. November 1811 wurde die Brandenburgische Universität Frankfurt nach Breslau verlegt. Nachdem sich im Oktober 1821 ein Corps Sileso-Lusatia in der schlesischen Hauptstadt aufgetan hatte, gründete stud. iur. Emil Thiele mit sechs anderen Stiftern am 6. November 1832 das Corps Lusatia. Nach Borussia (1819) und Silesia (1821) war es das dritte Corps an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Der Wahlspruch war Lusatia vita carior. Die blau-rot-goldenen Farben wurden 1843 in Dunkelblau-Gold-Rot, im Wintersemester 1848 in Hellblau-Gold-Rot geändert; damit sollten die ursprünglichen Landesfarben der Lausitz herausgestellt werden. Im katholischen Schlesien wurden viele Breslauer Studenten der Katholischen Theologie Corpsstudenten. Neben einigen früh verstorbenen Kandidaten hatte Lusatia (mindestens) neun Erz-/Priester und Bischöfe in ihren Reihen. In den 1860er Jahren musste Lusatia einige Semester suspendieren. Mit dem Breslauer Preußen Waldemar Dyhrenfurth als Senior machte sie 1869 wieder auf. 1885 bezog Lusatia das erste eigene Corpsheim in der Kupferschmiedestraße 22/23, 1890 das zweite in der Altbüßerstraße 11. Das neue eigene Corpshaus in der Rosenthalerstraßer 5 (heute ul. Dubois) wurde 1907 eingeweiht. Am Ersten Weltkrieg nahmen 81 der damals 134 Lausitzer teil. Achtzehn fielen oder starben an den Verwundungen. Nachdem 1910 die Technische Hochschule Breslau eröffnet worden war und „Techniker“ aktiv geworden waren, konnten ab 1923 auch Studenten der Landwirtschaftlichen Hochschule Lausitzer werden. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Corps_Lusatia_Breslau
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Deutsches Haus (Restaurant)
Dinter & Co
Dinter & Rüster
Donnar & Comp. - Hutfabrik
Dorndorf - Mechanische Schuhfabrik
Die Dorndorf Schuhfabrik GmbH & Co. KG war ein großer deutscher Schuhhersteller. Das Unternehmen wurde 1876 von Raphael Dorndorf in Pöpelwitz bei Breslau gegründet und kam 1897 mit der Eingemeindung von Pöpelwitz nach Breslau. Am 13. Juni 1931 erwarb die Schuhfabrik Langermann & Co. in Pirmasens zum Preis von 300.000 RM die Schuhfabrik R. Dorndorf in Breslau. Das Unternehmen wurde unter der Firma „Dorndorf GmbH“ weitergeführt. Das seit 1926 im Besitz der Familie Langermann befindliche Werk in Niederauerbach kam 1938 mit der Eingemeindung von Niederauerbach zur Stadt Zweibrücken. Im gleichen Jahr wurde das Unternehmen zwangsarisiert. Aufkäufer war Richard Greiling. Die Produktion wurde nach dem Krieg in Zweibrücken-Niederauerbach weitergeführt. 1952 erwarb der Schuhfabrikant Dietrich Bahner das Unternehmen. 1960 wurden mit über 3.000 Beschäftigten täglich 12–13.000 Paar Schuhe in dem Hauptwerk in Zweibrücken-Niederauerbach und Zweigbetrieben in München und Frankfurt am Main hergestellt. 1970 fusionierte die Dorndorf-Gruppe mit der Servas-Gruppe in Rodalben zur Schuh-Union AG, welche seit 2002 zum Rieker Konzern gehört. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dorndorf_Schuhfabrik Anmerkung: Noske bezieht sich ín seinem Katalog Nr. 15.5. auf Keller und Meyer, demnach soll es auch Notgeld zu 1 Goldmark geben. Ein tatschächlichen Nachweis oder ein Bild ist nicht bekannt. </ |
Eisenbahn - Polizei
Eisenbahnwerk Breslau
Engelhardt Brauerei AG - Abteilung Breslauer Union Brauerei
Engelhardt Brauerei Breslau
Ers. Btl. Ost - Kantine (SS - Ersatzbataillion Ost)
FAMO - Fahrzeug- und Motorenwerke
Als Fahrzeug- und Motoren-Werke GmbH (FAMO) wurde die Straßenfahrzeug-Fertigung des Junkers-Konzerns in Breslau bezeichnet. Im Jahr 1935 hatte dieser den Sektor von den Linke-Hofmann-Busch-Werken (LHB) übernommen. Das Unternehmen bestand in dieser Form von 1935 bis 1945. Teile des Werkes wurden 1945 nach Schönebeck (Elbe) ausgelagert; daraus ging später das Traktorenwerk Schönebeck hervor. Hierbei wurden auch KZ-Häftlinge des KZ Groß-Rosen im Außenlager (Lager 1 FAMO-Werke) genutzt. Egon von Eickstedt war in der Verwaltung der FAMO-Werke kriegswichtig eingesetzt. Neben der Fertigung von Traktoren und Raupenschleppern verschiedener Größe und Leistung bestand in geringem Umfang auch eine LKW-Fertigung. Bekannt geworden ist der Name vor allem durch den FAMO-Zugkraftwagen bzw. -Schlepper der Wehrmacht. Hierbei handelt es sich um ein schweres Halbkettenfahrzeug für über 18 t Anhängelast, das offiziell Schwerer Zugkraftwagen 18 t (s.Zgkw. 18 t) bzw. Sd.Kfz. 9 (Sonder-Kraftfahrzeug 9) hieß und das größte und stärkste jemals gebaute Halbkettenfahrzeug war. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrzeug-_und_Motoren-Werke |
Feist, A. - Restaurant
Feuerwehr Breslau
Fliegerhorst Breslau - Luftwaffe / Wehrmacht
Freiburger Hof - Gaststätte
Fruchtklinke - Früchtehandlung
Fuchs, Albert - Posamentierwaren
Gassmann, Alfred - Arbeitercommisionär
Gebhardt, R. - Papierhandlung
Goldstein & Rettig - Damenkleider & Stoffe (Briefmarkenkapselgeld)
Haase, E. - Brauerei
Hauffe, (Helena)- Zigarrenhandel
Heimann, L. - Handschuhfabrik
Heinerici, Paul
Henel, Julius - Bekleidungshaus
Hilbig, H.
Hilbig
Hocke, Gustav (Paschkes Restaurant)
Hopf & Görke - Brauerei & Gaststätten
Hotel du Nord
Janus, Fritz
KCBV "B" EG (Konsumverein)
Keller Amt
Kessler, Robert - Weingroßhandlung
Kipke - Brauerei & Gaststätten
Kirschberg - Gaststätte (Breslau-Lissa)
Knoblich, A. (Amand) - Schreibheftfabrik & Papierhandlung
Lask & Mehrländer - Papierhandlung
Lenort, J. (Modellfabrik)
Liebich Breslau - Zaubermeister Kassner
| Anmerkung: Es git noch weiter Marken mit der Abb. des Zaubermeister Kassner, die in einigen Publikationen Breslau zugeodnert werden. Da dieser aber auch in anderen Städten aufgetreten ist, möchte ich diese nicht unbedingt der Stadt Breslau zuordnen. |
Liebich - Betriebe
Liebich´s Etablissement
Liebigshöhe - Gaststätte an der
Lunapark (Gaststätte)
Maschinenmarkt Breslau
Meinecke, H. Aktiengesellschaft
Meissner, Gotthard (Brauerei & Gaststätte ,,Alter Weinstock)
Mosler, Emanuel
Münchner Bürgerbräu - Gustav Schüssler (Gaststätte)
Nier, Oswald
,,Ein Franzose in Berlin – Oswald Nier, der „Ungegypste“, Weingroßhändler" Veröffentlicht am Juli 12, 2018 Am Ende nahm er eine Überdosis Morphium. Oswald Nier (1844-1902), prominenter Berliner Weingroßhändler, in mehr als tausend Handlungen im Deutschen Reich vertreten, bekannt für die preiswerten Menüs in seinen zahlreichen Weinstuben, hatte 1902 einen Großteil seines Vermögens verloren, war in seinem Geschäft nur noch einer von mehreren Partnern. Von seiner Frau hatte er sich schon früher getrennt. Er war herzkrank. All das reichte. Die Öffentlichkeit reagierte bestürzt auf den Tod des „Ungeypsten“, zumal als der Todesnachricht die über den Selbstmord folgte. Doch das Leben ging weiter. Oswald Nier wurde vergessen, zumal die ubiquitäre Werbung seines Geschäftes deutlich reduziert wurde. Historiker haben sich mit ihm nicht beschäftigt, selbst ein Wikipediaartikel fehlt. Was zählt schon historische Bedeutung. Die Lohnschreiber der Unternehmensgeschichte haben andere Schwerpunkte. 01-Illustrirte Zeitung_078_1882_p415_Weinindustrie_Unternehmer_Oswald-Nier Oswald Nier (Illustrirte Zeitung 78, 1882, 416) Der Berliner Geschäftsmann war ein waschechter Franzose. Er entstammte einem kleinen Ort bei Nimes, einer Mitte des 19. Jahrhunderts aufstrebenden südfranzösischen Textil- und Weinstadt, mit reichem römischen Erbe und strikten Kämpfen zwischen den dominanten Katholiken und der protestantischen Minderheit, zu der auch Nier gehörte. Seine Familie war im Weinhandel tätig, besaß selbst ein kleines Weingut. Doch bis Berlin war es weit. Anders als seine Werbebiographie suggerierte, agierte er in jungen Jahren in den Fußstapfen seiner Vorfahren. Ein 1877 in Bern angestrengtes Verfahren berichtet über die üblichen Probleme im Weinhandel der frühen 1870er Jahre, den Diskussionen über Zölle, Transportkosten, Weinqualität und Mindergewicht. Man einigte sich, schloss Vergleiche. 1876, fünf Jahre nach dem Frankfurter Frieden, begann jedoch die deutsche Karriere des Oswald Nier. Er gründete in Dresden eine Weinhandlung mit angeschlossener Weinstube. Als Einwandererunternehmer nutzte er seine Kenntnisse des französischen Marktes, um in Sachsen preiswerte Alkoholika anzubieten und auch auszuschenken. Nier positionierte sich als Qualitätsanbieter, wollte reinen Naturwein vertreiben. Und das zu niedrigen Preisen. Nier hatte rasch Erfolg. Um dies zu erklären, muss man sich den damaligen Weinmarkt vor Augen führen. Wein war noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem ein regionales Produkt. In den frühen 1840er Jahren lag der Konsum in Württemberg bei 30 Liter pro Kopf und Jahr, in Preußen dagegen nur bei zwei (heutzutage liegen die Deutschen bei ca. 21 Liter). Der Großhandel konzentrierte sich vor allem auf bürgerliche Käufer. Es dominierten Weine des Rheinlandes und der Mainregion. Frankreich, Italien und Ungarn waren die wichtigsten Importländer, deckten einen gehobeneren Bedarf ab. Generell präferierte man eher süße Weine, entsprechend hoch schätzte man Port- und Dessertweine aus Spanien und Portugal. Doch ehe wir heutige Konsummuster und Weinarten in die Vergangenheit projizieren, müssen wir uns die Andersartigkeit des Weinbaus in der Mitte des 19. Jahrhunderts vor Augen führen. Weinanbau war eine Profession für Hunderttausende, die von den Erträgen ihrer Arbeit unmittelbar abhängig waren. Kühle Sommer und Schädlingsbefall hatten entsprechend widrige Auswirkungen, nicht umsonst waren die Weinanbaugebiete Zentren der deutschen Auswanderung. Praktiker und dann auch Chemiker tüftelten an vielfältigen, oft landes- und regionsspezifischen Verfahren, um saure Weine süß und gefällig zu machen, um ihre Farbe zu verändern, ihnen mehr Gehalt zu geben. In Deutschland, zumal der Moselregion, dominierte seit den frühen 1850er Jahren das sog. Gallisieren. Die vom Frühsozialisten und praktischen Reformer Ludwig Gall (1791-1863) entwickelte Technik sah den Zusatz von Zuckerwasser zu sauren Mosten vor. Ähnliche Verfahren setzten in Frankreich deutlich früher ein, etwa das vor allem in Burgund praktizierte Petiotisieren (eine Nachgärung des Tresters unter Zusatz von Wein und Wasser) sowie das 1801 eingeführte Chaptalisieren (Zuckerzusatz). Doch nicht nur sozialpolitische Aspekte sprachen für derartige auch heute noch vielfach angewandte „Veredelungsverfahren“. Praktiker und insbesondere Chemiker argumentierten, dass Wein sich durch sein Aroma, sein Bouquet auszeichne, also durch die festen, teils mineralischen Bestandteile der Beeren. Der Zuckergehalt sei nur ein unspezifischer Nebeneffekt. Die Weinschönung galt daher nicht als Verfälschung, sondern als eine Art Normalisierung, um dem jeweils spezifischen Aroma eines Weines das angemessene Umfeld zu bieten. Ähnlich war die Argumentation auch beim sog. Gipsen der Weine, das seit Mitte des Jahrhunderts im gesamten Mittelmeerbereich, vor allem aber in Südfrankreich weit verbreitet war. Der Zusatz von Gips, also Kaliumsulfat, zur Maische führte zu einem höheren Säuregehalt, der nicht nur den Geschmack verbesserte, sondern vor allem Rotweinen eine feurige Farbe verlieh. Derartig behandelte Weine suggerierten Kraft und Gehalt. Es war dieses Verfahren in seiner südfranzösischen Heimat, dem Oswald Nier den Kampf ansagte. 02-Fliegende Blätter_060_1874_p092_Weinfälschung_Nahrungsmittelfälschung_Kunstwein_Farbstoffe_Chemie Kunstweinproduktion in der Karikatur (Fliegende Blätter 60, 1874, 92) Mit der „Veredelung“ aber war das Ziel, „die Forschungen der Wissenschaft in klingendes Gold umzuprägen“ (Bersch, 1868), nur ansatzweise umrissen. Die chemische Analyse der Weine reduzierte diese Mitte des 19. Jahrhunderts auf Stoffkonglomerate – unabhängig davon, dass die meisten Aromastoffe unbekannt waren. Dies schuf neue Gestaltungsmärkte. Kunstweine wurden produziert, „selbst besser als der Naturwein und von diesem nicht unterscheidbar, unschädlich für die Gesundheit, haltbar, ohne besondere Geräthschaften in jeder Wirthschaft und Haushaltung ausführbar“ – so der Tenor einer üblichen Ratgeberanpreisung (Leipziger Tageblatt und Anzeiger 1855, Nr. 120 v. 30. April, 4). Produzenten schufen eine neue, künstliche Natur, wandelten Stoffe in vermeintlich höherwertige Kunstprodukte um. Ähnlich klang die Rechtfertigung für die noch größere Zahl von Façon- und Verschnittweinen. Diese tiefgreifenden Veränderungen der Weinproduktion waren möglich, weil die moderne Chemie zwar neue Marktchancen eröffnete, sie zugleich aber analytisch nicht in der Lage war, ein umfassendes Kontrollsystem aufzubauen, um bestimmte Standards zu sichern und Fälschungen nachzuweisen. Die Definitionen klangen eindeutig: „Naturwein ist das aus unverändertem Moste festgestellte, ohne jeden weiteren Zusatz anderer Stoffe erzielte abgegohrene Gährungsprodukt des Ersteren von bestimmter Rebenlage“ (Zehnter und Elfter Jahresbericht der Chemischen Zentralstelle für öffentliche Gesundheitspflege in Dresden, Dresden 1882, 78). Doch dies war eine willkürliche Setzung, da die Abhängigkeiten von Lage, Klima, Düngung und Bodenbeschaffenheit nicht auf einen verbindlichen chemischen Nenner gebracht werden konnten. Das erste deutsche Weingesetz von 1892 machte daher aus der Not eine Tugend und erlaubte die „anerkannte Kellerbehandlung“ wie Verschnitt, Zuckerung, Entsäuerung und Haltbarmachung. Der nationalliberale Politiker und Bankier Ludwig Bamberger (1823-1899) kritisierte im Reichstag denn auch den „Ehrlichkeitsfanatismus“ vieler Experten: Lassen „Sie uns in Ruhe und warten Sie, bis wir uns beschweren. […] Im ganzen Leben gehört zum Genuß auch ein gewisser schöner Schein, und den wollen wir uns nicht nehmen lassen“ (Allgemeine Zeitung [München] 1887, Nr. 6 v. 6. Januar, 1-3, hier 3). Oswald Nier, Naturweinpropagandist, sah das natürlich anders. Er stand nicht für eine klar definierte Zusammensetzung seiner Weine, sondern für einen ehrlichen Umgang mit dem Produkt: „Naturwein ist nicht ein nach Willkür stets gleichmässig zusammengestelltes Fabrikat, sondern Produkt der selbst schaffenden Natur, deshalb nicht immer gleich in Farbe oder Geschmack, stets aber gesunder und besser in seinem primitiven u. natürlichen Zustand, als verbesserter, gegypster, entgypster, mundgerecht oder wer weiss womit krystallschön gemachter Wein“ (Fliegende Blätter 84, 1886, Nr. 2120, Beiblatt, 8). Daraus entwickelte er ein unternehmerisches Leitbild und eine gesellschaftspolitische Zielsetzung: „Ohne Zwischenhändler zwischen Frankreich und Deutschland meine gesunden ächten, garantiert reinen ungegypsten Weine dem deutschen Publikum zu offeriren, durch fortwährendes Annoncieren und Bekanntmachen die Aufmerksamkeit der oberen Behörden des Staates auf die Fälscher zu lenken und somit uns selbe Weinbergbesitzern vor den Manipulationen der Weinfabriken zu schützen und die gesundheitsschädliche Weinfabrikation zu vernichten, ist das Ziel meiner Bestrebungen“ (Pharmaceutische Centrallhalle für Deutschland 24, 1883, 3. S. n 376). Die Latte war hoch gelegt: Der Unternehmer setzte auf den Markt als Klärungsinstanz einer abstrakten Debatte von Experten und Interessenvertretern. Nier eröffnete im Oktober 1876 eine kombinierte Weinhandlung und Weinstube in der sächsischen Hauptstadt Dresden. Damit begann er in einer relativ wohlhabenden Region mit nur geringem Weinkonsum. Doch es ging nicht um ein Einzelgeschäft. Die späten 1870er Jahren waren in Deutschland durch den immer deutlicheren Durchbruchserfolg von (Massen-)Filialbetrieben gekennzeichnet (vgl. „Basis der Konsumgesellschaft“, Kapitel 4.35). Nier etablierte 1877 ein zweites Hauptgeschäft in Berlin, es folgten Breslau und Stettin (1878), dann Leipzig (1879). Neben die Zentralgeschäfte, in denen Groß- und Einzelhandel sowie ein Weinstuben- bzw. Restaurantbetrieb gekoppelt wurden, traten zweitens sog. Filialen. Das waren faktisch Verkaufsgeschäfte und Gaststätten, in denen man die Nierschen Weine kaufen und auch trinken konnte. Zeitgenössisch nannte man dies auch Niederlagen. Drittens erfolgte eine Verdichtung vor Ort. Diese begann in Berlin, setzte sich 1882 dann in Dresden fort. Die Reichshauptstadt stand dabei klar an der Spitze. 1894 lagen dort 28 der 46 Zentralgeschäfte und 300 der mehr als eintausend Filialen. Um diese rasche Expansion zu ermöglichen, entwickelte Nier ein Franchisesystem: Die Berliner Zentrale gab Standards vor, lieferte Weine, gab Hilfestellungen für die Speisenauswahl, Küchen- und Lagertechnik sowie die Werbung. Nier blieb so überall präsent, auch wenn viele Hauptgeschäfte formal Eigentümerbetriebe waren. Die Gewinne blieben größtenteils vor Ort, doch Nier partizipierte über den Weinverkauf, eventuell auch über Franchisegebühren. 03-Illustrirte Zeitung_078_1882_p416_Weinhandel_Filialbetrieb_Oswald-Nier_Karte 1882 beschäftigte Nier 350 Personen, darunter auch viele Franzosen. 20 Zentralgeschäfte und 320 Filialen zeugten vom Anspruch des Weinhändlers, südfranzösischen Naturwein in Nord-, Mittel- und Ostdeutschland abzusetzen, also in Regionen mit relativ niedrigem Weinkonsum. Zugleich baute Nier ein Versandgeschäft auf, welches vorrangig von Berlin aus geführt wurde. Sein Aufstieg war zugleich verbunden mit dem Bruch damals gängiger betriebswirtschaftlicher Grundprinzipien. An die Stelle des üblichen langfristigen Kreditierens der Ware setzte er auf Kauf und Verkauf gegen Cassa, also auf Barzahlung. Dieses war in einem weitverzweigten Filialsystem mit immanenter Konkurrenz der verschiedenen Filialen gewiss einfacher durchzusetzen als im Geschäftsverkehr von mittleren Handelshäusern. Nier spielte bewusst mit gängigen Vorurteilen über französisches „savoir vivre“, ohne dabei beckmesserisch zu sein. Er bot seine südfranzösischen Naturweine in Weinstuben „nach Pariser Zuschnitt“ an. Flaschenweine dominierten (noch gegen Pfand), doch Nier ließ Wein auch vom Faß zapfen. Seine Restaurationen waren geschmückt mit Szenen französischen Landlebens, doch ebenso fanden sich dort Schweizer Alpenpanoramen. Einwandererunternehmer wissen ihre Heimat auf konsumerabele Versatzstücke zu reduzieren, wissen dass dies nötig ist, um im Lande gar eines „Erbfeindes“ Erfolg zu haben. In den Anfangsjahren schmückte sich Oswald Nier entsprechend auch mit Ehrenbezeichnungen seiner französischen Heimat und präsentierte sich als Besitzer eines kleinen Schlosses, des Chateaux des deux Tours, das Anfang der 1880er Jahre auch zu einem Erkennungs- und Markenzeichen wurde. 04-Fliegende Blätter_082_1885_Nr2064_Beibl_p02_Wein_Naturwein_Oswald-Nier_Garantiemarke Stolze Präsentation des Nierschen Netzwerkes des Weinabsatzes 1885 (Fliegende Blätter 82, 1885, Nr. 2064, Beiblatt, 2) Kommen wir zum Sortiment: Dessen Kern bildeten leichte südfranzösische Landweine, weiß und rot, die in Fässern von 600-700 Litern direkt aus der Herkunftregion Niers importiert, in den Kelleranlagen der Hauptgeschäfte gelagert und vielfach auf Flaschen gezogen wurden. 1877 nannte der Preiscourant einen Garrigues, also einen leichten Tischwein, den auch heute noch angebotenen Clairette sowie Handelsmarken mit den Bezeichnungen Plaines du Rhone, Chateaux Bagatelle und Chateaux des deux Tours. Nier handelte aber nicht nur mit französischen Weinen. Schwerere Handelsweine, wie etwa Baisse (Ungarnwein), Gres (Portwein), Malaga und Madeira, waren ebenfalls verfügbar, selbstverständlich auch Kognak oder Champagner. In der redaktionellen Werbung lobte man die südfranzösischen Naturweine ob ihres „sehr angenehmen, charakteristischen Geschmack[s], der von dem der Bordeaux-Rothweine erheblich abweicht.“ Die meisten Besucher hoben jedoch nicht den guten Geschmack, sondern das vorzügliche Preis-Leistungsverhältnis hervor. Niers Weine mochten zwar manchmal sauer sein, doch die Preise waren konkurrenzlos. Er bot sie zudem konsumnah an, neben die Liter- und Halbliterflasche trat schon bald eine Viertelliterflasche. Das Nebensortiment wurde immer wieder neu variiert, nicht jedoch der Kernbereich der Naturweine. Ab 1892 begann der Absatz auch von Medizinalweinen, erst ein Duflot, ein Antigicht- und Antirheumatismuswein, dann 1894 auch ein „Kraftwein“, der den geschwächten Magen stärken sollte. Für Nier war dieser Wein nicht Genuss-, sondern Heilmittel: „Die Aerzte verordnen Weine als Medicinen, und die Weinhändler werden zu Apothekern, das geht Hand in Hand“ (Volks-Zeitung 1894, Nr. 575 v. 25. Dezember, 3). Weintrinker, so sein Credo, lebten gesund und froh. Gleichwohl war die Anpreisung dieser „Wunderweine“ medizinisch nicht gedeckt. Die öffentliche Resonanz auf den Franzosen in Berlin war jedoch nicht nur produktbezogen. In der Erinnerungskultur finden sich eher Reminiszenzen an die jeweiligen Hauptsitze mit ihren abgestuften Gaststätten und Restaurants. Oswald Nier begann 1877 in der Jerusalemer Str. 48, dem drei Jahre zuvor gebauten Mosseschen Haus, mit Weinverkauf und kalter Küche. Seit Oktober 1877 lockten dann auch warme Speisen in das sich ausbildende Presseviertel in Berlin-Mitte. Platz war für etwa 500 Personen vorhanden, doch die Räumlichkeiten erwiesen sich rasch als zu klein. Wein und mehr: Angebote der Weinstube 1877 (Deutsche Montags-Blatt 1877, 26. November, 6) Nier verlagerte seinen Hauptfirmensitz wohl 1881 ostwärts, mietete in der Wallstraße 25 ein großes Anwesen mit beeindruckenden Lagerkellern an. Hier zelebrierte er französische Gastfreundschaft bzw. bot seine Naturweine zusammen mit sehr preiswerten und reichlich bemessenen Speisen an. Damit erreichte er ein Mittelstandspublikum sowie die preisbewusste Kulturboheme der Reichshauptstadt. Ein Stammfrühstück kostete warm oder kalt je 30 Pfg., ein Mittagstisch mit 5 Gängen 95 Pfg., all dies auch als halbe Portionen zu haben. Nier zielte auf Kundenbindung, entsprechend reduzierte sich der Preis für Abonnenten, zehn Essen kosteten 6 M. Die Anmietung einzelner Säle war möglich, integrierte so Familien und Vereine. Niers Restaurants wurden im Baedecker empfohlen, die Kellerräume waren zeitweise eine Touristenattraktion der aufstrebenden Millionenstadt. Hier gewann der Name des Unternehmens – Aux Caves de France – reale Gestalt. Weinlagerräume in der Geschäftszentrale in Berlin (Illustrirte Zeitung 78, 1882, 415) Höhe- und Wendepunkt des Nierschen Unternehmens war gewiss die Verlagerung des Hauptgeschäftes in Berlins teuerste Gegend. Der Weinkomplex Leipzigerstraße 119-120, bewusst überschrieben mit „Zum Ungeypsten“, wurde 1890 übernommen und „glänzend“ ausgestattet. Doch das Stammpublikum folgte diesem Westschwenk nicht. Das zahlungskräftigere Publikum verlangte mehr als günstiges Essen und Trinken. Dabei hatte Nier das Angebot verbreitert und auch verbessert. Die soziale Differenzierung war ausgeprägt, im Restaurant gab es einen großen Mittagstisch für 10, 15, 25 oder 35 Pfg. pro Portion. Speisen an der Table d’hôte kostete 2,50 M, im Abonnement 2,20 M. Dafür bekam man einen halben Liter Clairette und „5 Gänge nach Wahl unter 10 Gerichten deutscher u. französischer Küche“ (Kladderadatsch 45, 1892, Nr. 27, 8). Speisen a la carte war ebenfalls möglich. Nier steuerte gegen, eröffnete beispielweise 1894 eine exquisite Weinbar, ließ die Speisebetriebe rund um die Uhr öffnen. Englische Küche am offenen Grillofen wurde integriert, französische Küche ergänzte die deutschen „Happenpappen“. Moderne Technik wurde zelebriert, etwa mit rollenden Thermophoren, mit automatischen Frontbratern oder belegten Brötchen in fliegensicherem Glasambiente. Trotzig verlautbarte die Werbung: „Das heutige Nier’sche Geschäft ist ein Weltgeschäft“ (Volks-Zeitung 1894, Nr. 575 v. 25. Dezember, 3). 1895 gab es zweimal täglich vierstündige Freikonzerte, Weinkneipfässchen wurden zum Spottpreis angeboten, um Gruppen anzulocken. Doch es half nichts, die schönen, teils mit deutschen und französischen Flaggen dekorierten Räume mussten 1896 aufgegeben werden. Das Niersche Geschäft zerbröselte von seinem Zentrum her. Der Franzose verlagerte sein Hauptgeschäft in die Linienstraße 130, am oberen Ende der Friedrichstraße, in ein – so die Werbung – noch „imposanteres“ Haus. Hier lagen auch seine Privaträume, hier sollte er die Überdosis Morphium zu sich nehmen. Dieses Ende war in den späten 1870er Jahren nicht absehbar. Oswald Nier war ein Meister der Öffentlichkeitsarbeit, der Maßstäbe im modernen Marketing setzte – und dies lange bevor nach gängigen Stufentheorien entsprechende Entwicklungen einsetzten. Im Mittelpunkt seiner kommerziellen Kommunikation stand die Differenzqualität seiner „Naturweine“. Er verband den expliziten Vorwurf an die große Mehrzahl der Weinbauern, unreine und mit Gips versetzte Weine zu verkaufen, mit der lichten Gegenwelt seiner eigenen reinen Produkte ohne Zusätze. Er mobilisierte damit Alltagswünsche nach genussvollen und gleichsam natürlichen Waren, auch wenn „Veredelung“ nicht gegen geltendes Recht verstieß. Nier nutzte den Begriff „Naturwein“ offensiv, forderte rückfragende Konkurrenten explizit auf, „das Strafgesetz gegen ihn aufzurufen“ (Namslauer Kreisblatt 1884 Nr. 41 v. 9. Oktober, 430), wohlwissend, dass dieses faktisch nicht greifen konnte. Parallel ließ er sein Kernsortiment chemisch analysieren und nutzte die Analysen in vielen Anzeigen. Konkurrenzangebote französischer Weine ließ er in Dresden 1878 ebenfalls untersuchen, um so seinen Vorwurf zu untermauern, dass er allein ungeschönte Artikel verkaufe. Zum „Ungegypsten“ wurde Oswald Nier gleichwohl erst seit 1880. Anfangs propagierte er vorrangig „die Einführung chemisch untersuchter, französischer, als rein garantirter Weine“ (Berliner Tageblatt 1878, Nr. 238 v. 8. Oktober, 7), und die ersten Anzeigen gaben lediglich eine „Garantie für Echtheit und Reinheit“ (Deutsches Montags-Blatt 1877, Ausg. v. 5. November, 7). Als aber in Frankreich 1880 die Grenze von höchstens zwei Prozent Gipszusatz durch den aus Nimes stammenden Justizminister Jules Cazot (1821-1912) auf Druck der Winzerlobby aufgehoben wurde, begann Niers Kreuzzug gegen das Gipsen – und dies blieb sein Kernanliegen. Reiner ungegypster Naturwein zum Trinken, Einkaufen oder per Versand (Illustrirte Frauen-Zeitung 13, 1886, 144) Um dieses zu unterstützen, forcierte er nicht allein den Verkauf von Flaschen, sondern versah diese mit Garantiemarken: „Dringend bitte ich, beim Bezug meiner Weine diejenigen Flaschen als unecht zurückzuweisen, welche entweder gar kein Siegel haben, oder eine Verletzung meines Namenssiegels zeigen“ (Kladderadatsch 30, 1877, Nr. 52 v. 11. November, 2. Beiblatt, 4). Das Verschlußsystem gab den Käufern die Chance, Nier oder seine Repräsentanten gerichtlich zu belangen, sollte der Inhalt nicht der Reinheitsgarantie entsprechen. Zugleich denunzierte er andere, sehr wohl bestehende Garantiesysteme als unzureichend, als Sand in den Augen des Publikums. Qualitätsmarke der Nierschen Naturweine (Der Bazar 33, 1887, 392) All diese Maßnahmen zielten auf Popularität und Akzeptanz des Franzosen in Berlin. Doch Nier wählte auch andere gängige Maßnahmen. Slogans und Leitsprüche prägten viele Anzeigen. Da hieß es etwa „Wer Oswald Nier’s Wein nicht trinkt, sich selbst den grössten Schaden bringt.“ Besondere Bedeutung hatte die Wertschätzung des Reichskanzlers Otto von Bismarck, passionierter Trinker und Kunde von Nier. Sein Dankesschreiben enthielt den Wunsch: „Wein muss das National-Getränk der deutschen Nation werden“ – und der Einwandererunternehmer propagierte diese Sentenz daraufhin stetig. Bismarcks Geburtstag wurde mehrfach gewürdigt. 1897 verschenkte der Franzose am 1. April nicht weniger als 50.000 1,5 m² große Porträts des früheren Reichskanzlers als Zugabe. Die mit solchen Aktionen verbundene direkte Kundenansprache hatte Tradition bei Nier. Preisausschreiben prägten schon in den 1880er Jahren seine Werbung am Jahresende. Ein Preisrebus war zu lösen, unter den richtigen Einsendern wurden dann Weinkisten verlost. Alle Teilnehmenden erhielten zudem kleine Werbegeschenke, etwa Taschenkalender oder Humoristisches. Zugleich konnte er so seine Adresskarteien aktualisieren. Das Andocken an zeitgenössische Trends zeigte sich auch an seiner relativen Nähe zur Temperenzbewegung, die moderate Alkoholika wie Wein und Bier anstelle des Giftes der Spirituosen propagierte. Der vermeintlich gesundheitsfördernde Konsum von Wein wurde vor allem in den 1890er Jahren propagiert – im Einklang mit eugenischen Argumentationen. Wein stärke den Körper und schütze ihn jederzeit gegen epidemische, rheumatische oder sonstige Krankheiten, während Bier „das Fleisch des Körpers weich und lasch macht“ (Berliner Tageblatt 1894, Nr. 478 v. 10. Dezember, 12). Zugleich wurde immer wieder hervorgehoben, dass die preiswerten Weine Niers nicht teurer seien als Bier. Wichtiger aber war das Positive, wenn etwa im Sinne heutigen Performance Food behauptet wurde, dass Wein der „Erhaltung und Stärkung der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit“ (Berliner Börsenzeitung 1898, Nr. 591 v. 18. Dezember, 12) diene. Wichtiger aber noch sei, dass Wein Frohsinn und Lebensseligkeit garantiere. 09-Volks-Zeitung_1901_05_24_Nr239_p02_Oswald-Nier_Temperenzbewegung_Wein-Bier-Schnaps Wein als gesundes Getränk (Volks-Zeitung 1901, Nr. 239 v. 5. Januar, 2) Derartige Vorstellungen einer glücklichen Gesellschaft lassen sich auch mit Oswald Niers strategischer Nutzung von Wohltätigkeit koppeln. Der Weinhändler investierte hohe Summen in kontinuierliche Anzeigenwerbung, doch zugleich sah er die Chancen redaktioneller Werbung von Beginn an. Wiederum nutzte er nationale Feiertage, etwa Kaisers Geburtstag, um dann einen Teil der Tageseinnahmen für Bedürftige zu spenden. Zugleich diente das der Gewinnung neuer Kundengruppen, wenn er 1880 etwa nicht nur an die Armendirektion spendete, sondern auch an die Berliner Schutzmannschaft oder das Invalidenkorps. Ähnliches galt gegenüber seiner Belegschaft, die mit werbeträchtigen Weinfesten bei Laune gehalten wurde, die gemeinsam mit den interessierten Konsumenten zelebriert wurden. Wie kann die Welt doch schön sein, nach Tanz, Bühnenspaß, dem Festspiel „Ein Stündchen bei Oswald Nier“ und einer abschließenden Champagnerverlosung – so geschehen 1900. Nier nutzte ferner lange vor den in den 1890er Jahren intensivierten Verbotsforderungen der Mittelstandsbewegung Wertzugaben zur Kundenbindung. Proben waren möglich, neu eingeführte Produkte wurden mit gut ausgestatteten Broschüren erklärt. Stammkunden konnten schon einmal gratis Austern essen – verbunden mit einem „Noblesse oblige!“ und einer tiefen Verbeugung vor der werten Kundschaft und dem geehrten Publikum. Am Jahresende gab es Kleinigkeiten, doch Kunden konnten auch begehrte Zugaben erhalten, etwa ein Bonbuch mit Eintrittskarten der wichtigsten Attraktionen der Pariser Weltausstellung 1900. Schließlich nutzte Oswald auch die Preisoptionen im Marketingmix. Reklamekisten, etwa ein „Göttertrank“ mit 12 Flaschen und 30 Proben anderer Weinsorten plus Überraschung wurden für 15 Mark von Berlin aus versendet. Bezeichnender aber waren gezielte Preisreduktionen zur Ankurbelung des Geschäftes. Anfangs hatte es dies nicht gegeben, die Preise stiegen in den 1880er Jahren moderat. 1892 wurden die Preise für Wein jedoch deutlich reduziert, etwa der einfachste Minerve (Médoc-Wein) von 1,40 auf 1 M pro Liter oder der Garrigues von 1,80 auf 1,20 M. Dies war die andere Seite des Abenteuers Leipziger Straße, versuchte man doch eine Klientel des unteren Mittelstandes mit derartigen Kampfpreisen an sich zu binden. Anders war dies bei den nach der Jahrhundertwende einsetzenden Rabatten, die bis zu 15% betragen konnten. Sie ersetzten die tradierten Weihnachtszugaben, waren jedoch auch Ausdruck wachender Probleme des Nierschen Weinimperiums. Zum einen nutzte sich der Lockreiz der jungen französischen „Naturweine“ langsam ab, zumal es durch die in den frühen 1880er Jahren kumulierende Reblauskatastrophe zu einer Reduktion des Weinanbaus und einem langsamen Übergang zu höheren Qualitäten kam. Gravierender aber waren die immer wieder thematisierten Qualitätsprobleme bei Nier selbst. Der hohe Anspruch des Anfangs erwies sich peu a peu als Bumerang: 1883 bezeichnete etwa der Nürnberger Nahrungsmittelchemiker Robert Kayser den Nierschen „Garrigues“ als Kunstwein und kritisierte die Ergebnisse seiner Berliner Kollegen als Reklamegutachten (Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie 1884, 871). Für Oswald Nier war dies Störfeuer der Konkurrenz, und er legte sich eine Art Schweigegelübde auf: „Dem sehr g. Publikum erlaube ich mir wieder in Erinnerung zu bringen, dass ich auf jedwede, gegen mich oder meine Weine gerichtete Angriffe, Verläumdungen, sowie auf Extrablätter, enth. s. g. chemische Analysen, Denunciationen (stets ohne Folge) u.s.w. (deren Zweck, u.a. mich durch kostspielige Erwiderung zu ermüden, Jedem klar ist) durchaus und prinzipiell keine Antwort mehr gebe, […] “ (Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland 24, 1883, 5. S. n. 580). Ein Weinfälschungsprozess in Danzig endete 1886 mit einem Freispruch für die dortigen Nierschen Repräsentanten, doch Zweifel blieben (Dresdner Nachrichten 1886, Nr. 150 v. 30. Mai, 2). Untersuchungen der Hauptsorten hoben 1891 hervor: „Nach den Ergebnissen der Analyse zu schliessen, liegen hier mit Wasser und Sprit reichlich versetzte Rothweine vor. […] Nr. 2, 3, 4 schmeckten dünn und wässerig, Nr. 1 ekelerregend, eigenthümlich bitter“ (Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung und Hygiene 5, 1891, 142). 1892 ergab schließlich die Analyse eines Nierschen Rotweines in Breslau, dass dieser ein „gallisierter, alkoholisierter Wein“ war (Chemisches Zentralblatt 65, 1894, 297). Die Folge war ein weit rezipierter Prozess in dem Nier „wegen Rothweinfälschung zu der höchst zulässigen Strafe von 150 Mark verurtheilt“ wurde (Scranton Wochenblatt 1893, 10. November, 7). Weitere rückfragende Analysen folgten, auch wenn diese die einzige Verurteilung wegen Nahrungsmittelfälschung blieb. Die sich langsam verbessernde Weinanalytik stellte Annoncen des reinen Naturweines jedenfalls in Frage. Hinzu kamen wachsende Liquiditätsprobleme. Belastbare Angaben fehlen, doch in der Presse kursierten Gerüchte. Oswald Nier war Mitte der 1880er Jahre Millionär, wohl mehrfach, doch verlor er beträchtliche Summen im Panamaskandal 1888. In der Berliner Börsenzeitung hieß es pointiert: „Von dieser Zeit an regulirte N. nur mit Wechseln.“ Nier gab wohl viel Geld „für allerhand noble Passionen“ aus, “namentlich für das ‚Ewig-Weibliche‘“ (Hamburger Anzeiger 1902, Nr. 86 v. 13. April, 13). Gerüchte über jährliche Besuche im Spielkasino in Monaco wurden dementiert, doch von seiner seit den 1890er Jahren in Marseille ansässigen Frau Jenny, geborene Imaryjeon, lebte er getrennt. Hinzu kamen die nach Hundertausenden zählenden Verluste des Abenteuers Leipziger Straße von 1890 bis 1896. Das öffentliche Fazit entsprach der einseitigen Einschätzung eines Franzosen im damaligen Berlin: „Er selbst aber hat keine Schätze Deutschlands gesammelt, leicht verausgabt, was ihm – früher mehr, später weniger – die Konjunktur brachte“ (Neue Hamburger Zeitung 1902, Ausg. v. 13. April, 2). In Berlin war er als „vollendeter Cavalier“ geschätzt (Berliner Börsenzeitung 1902, Nr. 159 v. 6. April, 5). Doch der vermeintlich leichtlebige Franzose zog aus alledem schließlich die richtigen unternehmerischen Konsequenzen. Er sicherte den Bestand des Unternehmens durch eine am 1. April 1902 erfolgte Umwandlung von einer Personalgesellschaft in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Er band zwei langjährige Mitarbeiter, Ernst Koch und Adolf Gontarski, als Geschäftsführer mit Prokura in die Unternehmensführung ein, und zahlte mit dem Kaufpreis seine Schulden. Und doch konnte er sich mit dieser partiellen Übergabe des Geschäftes offenbar nicht anfreunden. Schon beim Vertragsabschluss erlitt der seit langem herzkranke Nier einen Schwächeanfall. Am 4. April 1902 übergab er offiziell die Geschäfte an die Gesellschafter. Bis Mitternacht saß er mit Freunden zusammen. Dann zog er sich in seine Räume zurück, wo er Abschiedsbriefe an ehemalige Angestellte und die neue Gesellschaft schrieb, um dann zum Morphium zu greifen, das er seit längerem gegen seine Schlaflosigkeit nahm. Kurz vor 3 Uhr vernahm Niers Haushälterin ein tiefes Röcheln. Man brach die Tür zu seinen Privatgemächern auf. Oswald Nier wurde per Krankenwagen in die Charité gebracht, wo die Ärzte Tod durch Herzversagen feststellten. Dieses Urteil wurde nach Durchsuchung seiner Wohnung revidiert. 10-Berliner Tageblatt_1902_04_06_Nr172_p11_Oswald-Nier_Todesanzeigen Formale Trauer – Todesanzeigen der getrennt lebenden Gattin und der Partner Niers (Berliner Tageblatt 1902, Nr. 172 v. 6. April, 11) Es folgten rasche, recht formal gehaltene Todesanzeigen. Oswald Nier, der „Ungegypste“, der Franzose in Berlin, wurde als „ein Berliner Original in des Wortes bester Bedeutung“ (Berliner Börsenzeitung 1902, Nr. 159 v. 6. April, 5) gewürdigt, der seinen Kunden immer wieder „harmlos-frohe Stunden“ bereitet hatte. Doch über einen Selbstmörder sprach man nicht gerne. Und auch Historiker haben sich seiner Biographie und seinem Unternehmen bis dato nicht gewidmet. Die Firma „Oswald Nier, Aux Caves de France“ wurde am 10. Februar 1903 aus dem Berliner Firmen-Register gelöscht (Volks-Zeitung 1903, Nr. 74 v. 13. Februar, 3). Die GmbH wurde fortgeführt, konzentrierte sich auf den Weingroßhandel, während die Einzelgeschäfte zumeist in Privatbesitz überführt wurden. Die Anzeigen für „Oswald Nier“ ebbten rasch ab, lediglich die Medizinalweine wurden ab und an annonciert. Es blieb nicht viel von diesem Pionier des Filialhandels, diesem Virtuosen des Marketing, diesem Spieler im weiten Felde künstlicher Natur. Uwe Spiekermann, 12. Juli 2018 https://uwe-spiekermann.com/2018/07/12/ein-franzose-in-berlin-oswald-nier-der-ungegypste-weingrosshaendler/ |
Olff . Köpke & Co
Otto - Kantine - I.R. 51 (Infantrieregiment 51)
Pannier, Hermann - Papierhandlung
Pfeifferhof - Brauerei & Gaststätten - Carl Scholtz
Peiser, Albert - Papier & Schreibwaren (Briefmarkenkapselgeld)
Peiser & Laqueur - Papierhandlung
Pniok & Wulsten (Bekleidungshaus)
Raiffeisen Breslau - (Ratsweinkeller & Weinstuben)
Reuter (Abzeichen)
Richter, Bruno (Knopf)
Ritter, H. & Kallenbach - Papierhandlung
Rosenbaum, W.
Sagasser Betriebe - (Gaststätten)
Schäffer, Herrmann - Getreide- und Weinbrennerei & Likeurfabrik
Schierse, Joseph (Brotfabrik)
Schiesswerder - (Gaststätte)
Schmidt, Karl
Schönberg, Hermann (Briefmarkenkapselgeld)
Sckeyde, Julius Kom. Ges. - Haus- & Küchengeräte (Briefmarkenkapselgeld)
Scheitniger Park (Gaststätte)
Schlachthof Breslau (Gaststätte)
Schlesische Feuersozität Breslau (Versicherung)
Schultheiss - Patzenhofer Abteilung V (Brauerei)
Schulz, F.H. - Lebensmittel
Sedlatzek, A. - Gravieranstalt
Sedlatzek, Fr. - Fabrik für Stempel & Schablonen & Medaillen
SSW Breslau (Siemens Schuckert Werk)
Stadt Breslau - (Notgeldmünzen 1806)
Stadt Breslau - Entwürfe 1921 (Notgeldmünzen aus Keramik)
Stadt Breslau - Hundesteuermarken
Städtische Lesehallen Breslau
Städtische Gaswerke Breslau
Städtisches Speisehaus Breslau
Städtische Straßenbahn Breslau
Steingutfabrik Breslau
Süd Park (Gaststätte)
Tichauer, M. (Putz- und Modewaren)
Tiger, Gebr. - Frisir & Haarschneide-Cabinet
Trieb, F.
V. G. F. Breslau
Vogel (Brauerei)
Vogdt, Ernst - Juwelier
Wappenhof - Gaststätte
Wasserwerk Breslau
Westindia Bananen - Früchtehandlung
Wohlwert Breslau (Gaststätte)
Zeltgarten Breslau (Gaststätte)
Münzen
Medaillen
Plaketten
Abzeichen
Veranstaltungen nach Jahren
Gesangsvereine
Sängerbund der Vereinigten Breslauer Kaufleute und Kolonialwarenhändler Größe: 22 x 20 mm Material: Ms / emailliert Vs.: Laute im geschwungenen Schriftband: SÄNGERBUND v. VER. BRL. KAUFL. D. KOL.W. BR. Rs.: Nadel / gepunzt: PAUL KÜST BERLIN O19 Prägeanstalt / Medailleur: PAUL KÜST BERLIN O19 Jaschke-Maerker: - siehe auch: http://genwiki.genealogy.net/RIR_229 |
Militär
Schlesisches Leibkürassier Regiment - Spange Größe: 32 x 43 mm Material: Ms / Stoff Vs.: Stoffspange m . aufgel. Metallspange (Balken m. Krone, 2 gekr. Gewehre u. Helm) Schrift: SCHLES LB KÜR RGT 1 Rs.: - Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: http://wiki-de.genealogy.net/Gren.R_11 |
2. Schles. Gren. Rgt. 11 Größe: Maße Spange 32 x 43 mm, Maße Kreuz 38 x 38 mm Material: Ms / Stoff Vs.: Regimentskreuz, mittig Krone, oben 2 gekr. Schwerter Schrift a. Kreuz: FÜR KÖNIG UND VATERLAND ,m. Stoffspange m. aufgel. Metallspange (Balken m. Krone, 2 gekr. Gewehre u. Helm) Schrift: 2.SCHLES.GREN.R.11 Rs.: - Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Leib-K%C3%BCrassier-Regiment_%E2%80%9EGro%C3%9Fer_Kurf%C3%BCrst%E2%80%9C_(Schlesisches)_Nr._1#Aufstellung |
Grenzschutz Ost - Ärmelabzeichen Größe: - mm Material: Stoff bestickt Vs.: bestickter Stoff mit 2 Fahnen / Krone / Schrift: ,,Und doch" Rs.: - Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Grenzschutz_Ost |
Landwehrkameradschaft Breslau 1872 e.V. Größe: 29 mm Material: Ms / emailliert Vs.: gelb/schwarz emaillierte Abzeichen, mit hinterlegtem silbernen Kranz, Eisernes Kreuz im weißen Feld, darum gelber Kreis m. Umschrift: LANDW. KAMERADSCHAFT Breslau 1872 E.V. Rs.: Nadel / gepunzt: MAX REICH BRESLAU, 800 Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: http://genwiki.genealogy.net/Landwehr-Bataillon_Breslau |
Landerkriegerverband, Ehrenabzeichen für 25-jährige Mitgliedschaft Größe: 140 x 28 mm Material: Metall / Stoffband Vs.: 3 teilig oben Wappenschild mit 25 im Ehrenkranz und Krone, daran schwarz-weiß geteiltet Schild mit Preußenadler daran 2 schwarz-weiße Bänder, mit je 2 Schriftzeilen: Preussischer / Landes-Kriegerverband u. Breslauer Krieger- / Verein, Bänder jew. m. Fransenplaketten Rs.: Nadel / Heinr. Timm Berlin Prägeanstalt / Medailleur: Heinr. Timm Berlin Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://www.ehrenzeichen-orden.de/deutsche-staaten/preusischer-landeskriegerverband-mitgliedsabzeichen-fur-25-jahre-1-form.html |
Landwehrverein Breslau 1872 - Kreuz Größe: 29 mm Material: Metall / Stoffband Vs.: Schwarzes Kreuz mit Schrift: BRESL. LANDW.VEREIN 1872 an Stoffband mit Metallspange, Aufschr.: Deutscher Kriegerbund Rs.: Nadel : Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: http://genwiki.genealogy.net/Landwehr-Bataillon_Breslau |
RIR 229 (Reserve Infantrie Regiment 229) Größe: 20,5 x 14 mm Material: Ms / emailliert Vs.: Vs. 2 Z.: R.I.R. 229 darunter grüne Lorbeerblätter auf weißem Grund Rs.: Öse mit Bogennadel-Verschluss Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: http://genwiki.genealogy.net/RIR_229 |
Sport
Fußball
BFV 06 - Breslauer Fußballverein 1906 e. V. Größe: Ø - mm Material: Ms / emailliert Vs.: BFV 06 Rs.: - Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Breslauer_FV_06 |
Breslauer Sportklub 08 Größe: Ø - mm Material: Ms / emailliert Vs.: BRESLAUER SPORTKLUB 08 E.V. Rs.: - Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Breslauer_SC_08 |
Breslauer Sportvereinigung Komet 1905 Größe: Ø - mm Material: Ms / emailliert Vs.: 3 get. Wappenschild (blau/weiß/gelb), außen weißer Ring m. Umschrift: BRESL. SPORTVEREINIGUNG 1905 - KOMET (E.V.) Rs.: Nadel Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Breslauer_SpVgg_05_Komet |
DFB Gau IV Größe: Ø - mm Material: Ms / emailliert Vs.: weiß-gelb-schwarz emaill. Abzeichen, schwarzer Schlesienadler m. Halbmond u. Kreuz, dahinter hälftig geteilter weiß-gelb. Hinterg., Schrift 1.Z. GAU IV D.F.B. Rs.: gepunzt HERM. SAUER / BRESLAU Prägeanstalt / Medailleur: Hersteller: HERM. SAUER / BRESLAU Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Gauliga_Schlesien |
SC Pfeil Größe: Ø - mm Material: Ms / emailliert Vs.: Ball / SC PFEIL BRESLAU Rs.: - Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Breslauer_FV_06 |
SC Schlesien - Ehrennadel Größe: Ø - mm Material: Au / emailliert Vs.: S.C. / SCHLESIEN / BRESLAU Rs.: - Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/SC_Schlesien_Breslau |
SOFV (Südostdeutscher Fußballverband) Größe: Ø - mm Material: Ms / emailliert Vs.: Breslauer Stadtwappen / oben: GAU BRESLAU / unten: •S•O•F•V• Rs.: - Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdostdeutscher_Fu%C3%9Fball-Verband |
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VfB - Verein für Bewegungsspiele 1898 Breslau e.V. (mglw. nach 1945 gefertigt) Größe: Ø - mm Material: Ms / emailliert Vs.: schwarzer 6 zack. Stern in Kreis a. weißem Grund, schwarzer Außenmkreis m. Umschrift: VEREIN FÜR BEWEGUNGSSPIELE E.V. BRESLAU 1898 Rs.: Nadel / gepunzt: OTTO BRUSCHKE BRESLAU Prägeanstalt / Medailleur: OTTO BRUSCHKE BRESLAU Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/VfB_Breslau |
VfB - Verein für Bewegungsspiele 1898 Breslau e.V. - Ehrennadel (mglw. nach 1945 gefertigt) Größe: Ø - mm Material: Ms / emailliert Vs.: schwarzer 6 zack. Stern in Kreis a. weißem Grund, schwarzer Außenmkreis m. Umschrift: VEREIN FÜR BEWEGUNGSSPIELE E.V. BRESLAU 1898 auf silb. Lorbeerkranz Rs.: Nadel - Prägeanstalt / Medailleur: - Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/VfB_Breslau |
Vereinigte Breslauer Sportfreunde Größe: Ø - mm Material: Ms / emailliert Vs.: VEREINIGTE BRESLAUER SPORTFREUNDE E.V. Rs.: - Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Breslauer_Sportfreunde |
Radsport
weitere Sportarten
R.V.W. All Heil - Breslau Größe: 23 mm Material: Ms / emailliert Vs.: 4 geteilt: o. rot Schrift R.V.W. 1908, u. rot Schrift: Breslau E.V., l.weiß Schrift: All, r. gelb Schrift: Heil Rs.: Nadel / gepunzt: MEINHARD BRESLAU Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Breslauer_Sportfreunde |
Ski Klub-Breslau Größe: 42,7 x 28,3 mm Material: Ms / emailliert Vs.: kniender Skiläufer / SKI-KLUB BRESLAU Rs.: - Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Vereinigte_Breslauer_Sportfreunde |
Turnverein Vorwärts Breslau Größe: 15 mm Material: Metall / emailliert Vs.: schwarze Buchst. T über.V in schwarz. Kreis a. weißem Grund, silb. Außenkreis m. Umschrift: TURNVEREIN VORWÄRTS BRESLAU Rs.: Nadel Prägeanstalt / Medailleur: Jaschke-Maerker: - siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/TV_Vorw%C3%A4rts_Breslau |
Verschiedenes
Firmen & Unternehmen
Diverse Vereine / Clubs / etc.
Wappen-Abzeichen & Motiv-Abzeichen
Varia