Papiergeldgeschichte Brasilien

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Mil Reis

Die Bezeichnung der Währung im grössten südamerikanischen Land war zunächst Mil Reis (= Tausend Reis), genauso wie in Portugal. In den von Portugal kontrollierten Diamantenminen wurde dann auch das erste Papiergeld Brasiliens benutzt. Die Administracão Geral dos Diamantes bezahlte damit erfolgreichen Diamantsuchern ihre Funde. Diese Scheine konnten später gegen Gold eingelöst werden, wurden dann aber vernichtet. Erste Bank mit einem Recht auf Notenausgabe war der 1808 gegründete Banco Publico. Die Bank wurde später in Banco do Brasil umbenannt. Doch schon 1827 musste sie wieder geschlossen werden, da der Staat über die Bank grosse Banknotenmengen in Umlauf gebracht hatte, für die es keine Deckung gab und die so auch nicht mehr eingelöst werden konnten. Die Bank wurde zwar 1851 neu gegründet, blieb aber der inflatiösen Finanzpolitik des Kaiserreichs weiter ausgesetzt. Von 1833 bis zur Revolution 1889 gab zusätzlich auch das Imperio do Brazil (Kaiserreich von Brasilien) Staatspapiergeld aus, ab 1874 häufig mit dem Porträt des zweiten Kaisers Pedro II.


P-A250b, 1 Mil Reis, 1879

1 Mil Reis


Die nach der Revolution ab 1891 neu ausgegebenen Banknoten trugen nun auch den Namen der neuen Republik Republica dos Estados Unidos do Brazil (Republik der Vereinigten Staaten von Brasilien), behielten jedoch die Mil Reis-Währung weiter bei. Ab 1889 erhielten auch etliche Privatbanken im Zuge der nachrevolutionären Reformen ein Notenausgaberecht. Jedoch hatte der Staat so nur wenig Einfluss auf den Notenumlauf und entzog den Banken dieses Privileg bereits 1893 wieder. Der Staat hatte zwar über seine Banco da Republica ab 1891 den Versuch gemacht, die grosse Menge umlaufenden Staatspapiergeldes zu reduzieren und die Banknoten einzuziehen. 1900 war jedoch das Bankkapital aufgebraucht und die Bank brach zusammen. Das Finanzsystem des brasilianischen Staates sollte während des gesamten 19. Jahrhunderts immer wieder ähnliche Probleme bekommen.


P-22, 5 Mil Reis, 1909

5 Mil Reis

Der nächste Versuch eine stabile Währung zu installieren war 1906 der Aufbau der Caixa de Conversion (Konversionskasse). Ihre Banknoten sollten nur gegen Gold ausgegeben werden, aber man konnte sie auch wieder gegen Gold einlösen. Mit der nächsten Staatsfinanzkrise 1914 löste die Regierung die Konversionskasse kurzerhand wieder auf und konnte so über das Gold aus den Beständen verfügen. Per Gesetz erlaubte sich die Regierung dann 1918 bis zum fünffachen des erworbenen Goldes Papiergeld auszugeben, um so die Umlaufmenge in den Krisen des 1. Weltkrieges weiter erhöhen zu können.
1923 wurde dann der Banco do Brasil als zentrale Notenbank wieder eröffnet, seine Noten waren allerdings nicht in Gold einlösbar. Da man aber mit Konversionskasse gute Erfahrungen gemacht hatte, startete man 1926 ein neues Institut das eine Goldwährung ausgeben durfte, die Caixa de Conversao.

P-117, 20 Mil Reis, 1923

20 Mil Reis

Der Beginn des 2. Weltkrieges löste dann neue wirtschaftliche Probleme aus und die finanziellen Schwierigkeiten zwangen den Staat zu einer generellen Veränderung. Man plante die Einführung einer neuen Währung.

Cruzeiro

Am 05.10.1942 führte man die neue Währung ein, den Cruzeiro. Zunächst wurden von der Casa da Moeda die alten Noten mit Cruzeiro-Werten überdruckt. Ab 1943 wurden dann durch den Tesoura Nacional nach und nach die neuproduzierten Scheine mit dem Aufdruck Valor Recebido in Umlauf gebracht.

P-132, 1 Cruzeiro

1 Cruzeiro

Diese Cruzeiro-Ausgaben hatten etwas Ähnlichkeit mit dem US-Dollar. Die Wirtschaft Brasiliens blieb instabil; häufig stark von schwankenden Kaffeepreisen beinflusst. Erst in den Fünfzigern schaffte es Präsident Kubitschek neue, vor allem amerikanische Investoren ins Land zu holen, die die brasilianische Wirtschaft etwas ankurbelten. Der 1961 neu gewählte Präsident Quadros versuchte diese Abhängigkeit von den USA zu lösen, was die Probleme wieder verstärkte. Die Cruzeiro zu dieser Zeit fast unveränderten Motiven in Umlauf. Während bei der ersten Ausgabe von 1943 alle Noten in blau gedruckt waren, war man mittlerweile um Verwechselungen vorzubeugen zu unterschiedlichen Druckfarben übergegangen. Die Nominale waren 1, 2, 5, 10, 20, 50, 100, 200, 500 und 1000 Cruzeiro. Mit der wieder um sich greifenden Inflation kamen 1961 Banknoten zu 5000 und 10.000 Cruzeiros dazu, zudem trugen alle Banknoten den neuen Aufdruck Valor Legal.
1963 kam es zu einem Militärputsch. Das neue Regime unter Marschall Branco unterdrückte die linke Opposition. Ein 1965 verabschiedetes Gesetz schränkte die bürgerlichen Freiheiten ein und sprach der Nationalregierung weitere Machtbefugnisse zu. Diese politische Situation und mangelnden ökonomischen Fähigkeiten der Militärregierung führten zu einem drastischen Kursverfall der Währung.

Per Gesetz vom 31.12.1964 wurde der Banco Central do Brasil als neue Notenbank installiert. Erste wichtige Massnahme war am 13.11.1963 die Einführung des Cruzeiro Novo. Zunächst überdruckte man die alten Noten mit einem runden Stempel in dem der Nominalwert in Cruzeiro Novo und der neue Bankname angegeben war. 1.000 alte Cruzeiros entsprachen 1 Cruzeiro Novo.

P-189b, 10 Cruzeiros Novos, 1967

10 Cruzeiros Novos


1970 wurden dann neu gedruckte Banknoten ausgegeben, diesesmal wurde die gesamte Serie im eigenen Land von der Casa da Moeda hergestellt. Zunächst gab es Werte von 1, 5, 10, 50 und 100, ab 1974 kamen dann Banknoten zu 500 und 1000 Cruzeiros dazu. Den Zusatz Novo in der Währungsbezeichnung liess man wieder weg. 1974 wurde General Geisel zum brasilianischen Präsidenten gewählt. Nach seiner Militärkarriere war er Präsident der Petrobras, der staatlichen Ölmonopolgesellschaft und somit auch ein Mann mit Erfahrungen in der Wirtschaft. Aufgrund der relativen politischen Stabilität und der gezielten Förderung der Industrie war die Zeit unter diesem Militärmachthaber zugleich eine Zeit des Wirtschaftsbooms; viele Investoren - auch aus Deutschland - haben in den 70er Jahren in Brasilien investiert.
Anfang der 80er Jahre schwächte die Militärregierung die Repression deutlich ab, inmitten einer Wirtschaftskrise mit galoppierender Inflation wurden 1985 freie Wahlen zugelassen. Mittlerweile wurden ständig neue Banknoten mit höheren Werten in Umlauf gebracht, höchstes Nominal dieser Serie war eine 100.000-Cruzeiros-Banknote mit dem Porträt von Ex-Präsident Kubitschek.
1986 wurde eine weitere Währungsreform notwendig.

P-191Ac, 1 Cruzeiro

1 Cruzeiro

Cruzado

1986 wurde der Cruzeiro Novo wurde durch den Cruzado abgelöst, Wechselkurs 1.000:1. Die ersten Cruzados-Banknoten waren Überdrucke von Cruzeiro-Novo-Banknoten, es gab sie zu 10, 50 und 100 Cruzados, die auf die Vorderseiten der 10.000, 50.000 und 100.000 Cruzeiros-Novos-Banknoten (auf denen jedoch nur Cruzeiro steht!) einen runden Stempel erhielten. Ab Ende 1986 wurde dann die neuen Banknoten mit der neuen Währungsbezeichnung in den Werten 10, 50, 100, 500, 1.000, 5.000 und 10.000 Cruzados ausgegeben. Auf den Noten von 10 - 100 Cruzados wurde das Motiv der Cruzeiro-Novo-Noten und der Überdruck-Noten verwendet.

P-212d, 500 Cruzados

500 Cruzados

Die weiter andauernde Inflation zwang 1989 zur nächsten Reform: Der Cruzado Novo löst den Cruzado ab, Kurs 1.000:1. Wie schon drei Jahre vorher wurden zunächst drei provisorische Ausgabenin Umlauf gebracht, zu 1, 5 und 10 Cruzados Novos, die Überdrucke der Banknoten über 1.000, 5.000 und 10.000 Cruzados sind. Dieser Überdruckstempel ist dreieckig und auf der Vorderseite.

P-218b, 10 Cruzados Novos

10 Cruzados Novos

Noch im selben Jahr kamen dann die richtigen Cruzado-Novo-Ausgaben, zu 50, 100, 200 und 500 Cruzados Novos heraus.

P-220a, 100 Cruzados Novos

100 Cruzados Novos

Der Cruzado Novo lebte gerade mal ein Jahr, wir schreiben 1990. Man entscheidet sich nun, den Cruzado Novo nur umzubenennen. In Cruzeiro… Kurs 1:1.
Die Folge: Wieder zunächst Überdrucknoten, diesmal rechteckige Stempel auf 50, 100, 200 und 500 Cruzados Novos, die diese Banknoten zum selben Nominalwert machten, aber in der Währung Cruzeiro:

P-223, 50 Cruzeiros

100 Cruzeiros

Das Provisorium gab es nicht lange, dann kamen die richtigen Noten, mit Cruzeiro-Angabe: zu 100, 200, 500, 1.000, 5.000, 10.000, 50.000, 100.000 und 500.000 Cruzeiros.

P-229, 200 Cruzeiros

200 Cruzeiros

Die Inflation lag in diesen Jahren bei bis zu 1000 %. 1993 konnte die Bevölkerung Brasiliens in einem Referendum über die Staatsform entscheiden. Die Wahl fiel dabei eindeutig auf die Republik. Dazu kommt 1993 eine neue Währungsreform. Der Cruzeiro wird durch den Cruzeiro Real abgelöst. Der Kurs: 1 Cruzeiro Real = 1.000 Cruzeiros. Und wieder gibt es erstmal Überdrucke, diesmal wieder runde Überdruckstempel: zu 50, 100 und 500 Cruzeiros Reais, die vorher 50.000, 100.000 und 500.000 Cruzeiros waren. Auch hier waren die Überdrucke natürlich bald durch richtiges Geld abgelöst worden: 1.000, 5.000 und 50.000 Cruzeiros Reais.

P-240, 1.000 Cruzeiros Reais

1.000 Cruzeiros Reais

Real

1994 wurde eine umfassende Währungsreform beschlossen. Durch die neue Währung ("Plano Real" eingeführt von Fernando Henrique Cardoso) endete die Hyperinflation vorerst. Zur weiteren Sanierung des Haushalts beschließt das Parlament zwar die Privatisierung von Staatsmonopolen, lehnt eine Verfassungsänderung allerdings ab. Man entschied man sich diesmal für diesen Umtauschkurs: 1 Real = 2.750 Cruzeiro Reais.
Diesmal standen auch die Reais-Banknoten (Reais ist die Mehrzahl von Real) sofort zur Verfügung und gab folgende Nominale aus: 1, 5, 10, 50 und 100 Reais. 2001 kam dann noch eine 2-Reais-Banknote hinzu und ein Jahr später eine 20-Reais-Banknote dazu.

P-250a, 20 Reais