Golddeckung

Aus Moneypedia
Version vom 14. Oktober 2006, 09:00 Uhr von Monique (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu:Navigation, Suche

Frühere Auffassung, die Menge des umlaufenden Geldes müsse durch die entsprechende Menge Goldes im Besitz des Staates oder der Banken abgesichert sein.

Das deutsche Bankgesetz von 1875 kannte die Dritteldeckung, also 1/3 der Summe der umlaufenden Noten mußte in Gold abgedeckt sein.


Goldbarren


  • Beispiel von 1931:

Verordnung des Reichspräsidenten über die Golddeckung der Noten der Privatbanken.

Vom 22. Juli 1931.

Auf Grund des Artikel 48 Abs. 2 der Reichsverfassung wird verordnet:

§ 1

(1) Wenn die Reichsbank von einer ihr vom Generalrat erteilten Ermächtigung, die Golddeckung (§ 28 Buchstabe a des Bankgesetzes) herabzusetzen, Gebrauch macht, so sind die Privatnotenbanken berechtigt, die Golddeckung ihrer Noten (§ 7 Abs. 1 Buchstabe a des Privatnotenbankengesetzes) in dem gleichen Verhältnis herabzusetzen, in dem die Reichsbank die Golddeckung nach ihrem zuletzt erschienenen Wochenausweis herabgesetzt hat. (2) Erhöht sich die Golddeckung der Reichsbank gegenüber dem zuletzt erschienenen Reichsbankausweis, so sind die Privatnotenbanken verpflichtet, längstens innerhalb von drei Monaten seit dem Erscheinen dieses Ausweises die Golddeckung ihrer Noten dem neuen Deckungsverhältnis der Reichsbank anzupassen.

§ 2

Diese Verordnung tritt am 22. Juli 1931 in Kraft.


Berlin, den 22. Juli 1931.

Der Reichspräsident von Hindenburg


  • Golddeckung der Reichsmark von 1914 - 1933:
Jahr Deckung in %
1914 21,46
1915 26,48
1916 23,80
1917 16,60
1918 10,49
1919 3,64
1920 1,61
1921 1,18
1922 0,28
1923 0,00
1924 18,91
1925 25,14
1926 32,27
1927 34,93
1928 38,60
1929 38,96
1930 41,76
1931 29,37
1932 14,46
1933 8,53

Gedanken zum Goldstandard:

Jahrzehntelang verhinderte ein auf Gold basierendes Währungssystem, der sogenannte Goldstandard, eine ausreichende Geldversorgung. In dieser Zeit entwickelte sich die gesamte Weltwirtschaft nur schleppend. Es gibt aber immer wieder Politiker und Volkswirte, die, je mehr die Wechselkurse schwanken, eine Rückkehr zum Goldstandardsystem fordern.

Worum handelt es sich dabei und warum wäre Goldstandard so schädlich für die Welt?

Der Goldstandard ist schlicht Unfug. Er soll ein Währungsmechanismus sein, der Angebot und Nachfrage in der Wirtschaft ausgleicht. Und zwar sowohl national als auch international. Die Zahlungsbilanzen sollten in Gold reguliert werden und so zu festen Paritäten der Devisen führen.

Genauer sieht das so aus: Der Wert jeder einzelnen Währung wird in Gold festgelegt. Zum Beispiel entspricht ein Dollar x Gramm Gold. Der Notenbank ist dann vorgeschrieben, wieviel Goldreserven sie auf die jeweils umlaufende Geldmenge zu halten hat. Zu dem festgelegten Preis ist sie verpflichtet - mit einer kleinen Spanne zwischen An- und Verkauf – ihre eigene Währung gegen Gold aufzukaufen oder umgekehrt Gold anzukaufen und die eigene Währung dafür auszugeben. Wird nun eine Währung stärker im Ausland angeboten, weil die Handels- oder Zahlungsbilanz des jeweiligen Landes defizitär ist, dann ist die Notenbank dazu verpflichtet, dieses Überangebot ihrer Valuta gegen Gold vom Markt zu nehmen. Damit das bestehende Defizit zum Ausgleich kommt und die eigenen Goldreserven nicht abschmelzen, muß die Notenbank den Kapitalimport erhöhen. Dies tut sie durch Zinserhöhungen und Ausgabenreduzierung, Kreditkürzungen und Steuererhöhungen.

Mit einem Wort: sie betreibt eine radikale Deflationspolitik.

Die Folgen für die Wirtschaft sind verheerend. Das Geld wird aus den Taschen der Verbraucher und Unternehmer gepumpt, die Nachfrage läßt nach, mit der Folge einer hohen Arbeitslosigkeit – alles nur um die Goldreserven zu halten.

Ist die Situation hingegen umgekehrt und die Handelsbilanz des jeweiligen Landes wandelt sich in einen Überschuß, steigt die Nachfrage nach der Währung, und die Goldreserven der Notenbank werden im Austausch gegen die Währung wieder aufgefüllt. Die Zinsen und Steuern können gesenkt werden, es fließt wieder Geld in die Wirtschaft, was dieser zum Wachstum verhilft und die Arbeitslosigkeit reduziert.

Das ist also der ganze Goldstandard, der die Staatsfinanzen in Ordnung bringen soll!

So viel zur immer grauen Theorie.

In Wirklichkeit aber hat das Goldstandardsystem nie funktioniert, und es wird auch nie funktionieren. Keine Regierung wäre jemals bereit, eine so radikale Deflationspolitik zu betreiben, wie es das System verlangen würde. Die sozialen Folgen wären derart grauenvoll, daß die jeweilige Regierung bei der kommenden Wahl zu Recht unterliegen würde. Es gibt dennoch "Währungsexperten", die so vernarrt in den Goldstandard sind, daß sie das Gold einen souveränen Monarchen nennen, der über die Ordnung in der Weltwirtschaft wacht.

Dieser Monarch hat aber keine Armee, der die Regierung zwingen kann, eine radikale Deflationspolitik durchzusetzen.

Am ungeeignetsten ist das Beispiel, mit dem man den Erfolg in der Praxis beweisen will. Man führt gelegentlich die beispielhafte Deflationspolitik an, die in der Weimarer Republik von der Regierung Brüning/Luther betrieben worden ist. Trotz einer schweren Wirtschaftskrise seien die Goldreserven erhöht worden, erklärt man mit Bewunderung. Dem muß man entgegenhalten, wie erfolgreich diese Politik gewesen ist. Ein Jahr später hat Hitler die Macht ergriffen.

Spinnt man diesen Gedanken weiter, kommt man noch auf recht heikle Ergebnisse. Vielleicht wären Hitler, das Dritte Reich, der Zweite Weltkrieg nie geschehen, hätte es den Goldstandard damals nicht gegeben. Denn als zwischendurch die Wirtschaftskrise, in der Deutschland damals steckte, etwas gelindert war, gingen die Stimmen für die NSDAP sofort zurück. Ein Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Lage und den Wahlergebnissen ist unbestreitbar. Revolutionen finden immer dann statt, wenn es den Menschen schlecht geht.

Es gibt Leute, die vor dem Zusammenbruch der Weltwirtschaft warnen, kehre man nicht sofort zum klassischen Goldstandard zurück.

Man braucht jedoch kein Goldstandardsystem, um eine Inflation zu bekämpfen. Es hängt nicht davon ab, ob die Währungen durch Gold gedeckt sind oder frei floaten. Entscheidend sind die Macht und das Vertrauen, das eine Regierung genießt. Die Deflationspolitik Ronald Reagans kurz nach seiner Amtsübernahme beweist es. Zunächst erhöhte er die Zinsen radikal und verschärfte die Wirtschaftskrise, die ihm Carter hinterlassen hatte, noch weiter, bevor er nach erfolgreicher Inflationsbekämpfung die Wirtschaft mit billigem Geld ankurbeln konnte.

Und auch umgekehrt hat der Goldstandard nie funktioniert. So hätten zum Beispiel Länder, deren Währungen unter ständigem Aufwertungsdruck standen wie Deutschland und die Schweiz, nicht am Geldmarkt intervenieren dürfen, um die Nachfrage nach ihren Währungen zu befriedigen. Die Folge wären erhöhte Goldimporte und eine aufgeblähte Geldmenge gewesen – ein Zustand, den die Bundesbank noch nie geschätzt hat. Stattdessen werteten sie ihre Währungen auf und zahlten zeitweise Negativzinsen auf Bankdepots.

Der Goldstandard wäre mit der Lösung der großen Probleme unserer Zeit völlig überfordert. Der Grund für das Scheitern liegt in der Annahme einer falschen Tatsache. Die Befürworter des Systems glauben, die Qualität einer Währung hinge von den Goldreserven ab, die ihr Behüter, also die Notenbank, im Keller hat. Und das ist Unsinn.

Die Wirtschaftskraft eines Landes an erster und das Management der Staatsfinanzen nur an zweiter Stelle machen die Stärken oder Schwächen einer Währung aus, so wie ein gesunder kräftiger Körper durch eine Erkältung nicht zu erschüttern ist und ein kränklicher Mensch nicht durch eine noch so gute ärztliche Betreuung zu einem rundum gesunden Menschen wird. Gold fließt in ein Land, in dem die Menschen fleißig sind und die Tugenden gewinnen. Siegt jedoch das Laster, reichen alle Goldreserven dieser Welt nicht aus, die Währung zu retten.

Die Deutsche Bundesbank hat mit Null-Golddeckung angefangen, und trotzdem hat die D-Mark innerhalb weniger Jahre den Status erlangt, eine der stabilsten Währungen der Welt zu sein.

Die Regierung de Gaulle hatte bis 1968 in der Banque de France gigantische Goldreserven angehäuft, die innerhalb von 14 Tagen während der damaligen politischen Krise wie Butter in der Sonne dahinschmolzen.

Den Goldstandard heute einzuführen wäre noch unmöglicher als je zuvor. Die Devisenströme sind so gigantisch geworden, daß das System machtloser wäre denn je. Im 19. Jahrhundert hat er noch so schlecht und recht funktioniert. Doch ist die Wirtschaftsordnung im vorigen Jahrhundert mit unserer heutigen nicht zu vergleichen.

Unser heutiges Wirtschaftssystem braucht gute Notenbanker, die Dirigenten der Finanzmärkte, und nicht das Goldstandardsystem. Sie müssen der Wirtschaft Geld geben, wenn sie es braucht und die Geldmenge reduzieren, wenn zuviel davon im Umlauf ist.

Die Deutsche Bundesbank aber hat bis zu ihrer Ablösung durch die Europäische Zentralbank ohne den Zwang eines Währungssystems eine deflationistische Geldpolitik betrieben, die ein zweites deutsches Wirtschaftswunder nach der Wiedervereinigung verhindert hat. Stabilität war ihr Motto und Null-Inflation ihr Ziel. Seit Jahren ist der US-Dollar gegenüber dem Euro unterbewertet.

So wurden die Rohstoffimporte immer billiger, was die Bundesbank auch beabsichtigt hat. In einem Land aber, daß 40 % seiner Produktion exportiert und einen permanenten Handelsüberschuß aufweist, vernichtet eine solche Politik Millionen von Arbeitsplätzen. Unter dem steigenden Wettbewerbsdruck sind die Unternehmen gezwungen, ständig zu rationalisieren, oder sie verlegen ihre Produktion gleich ganz ins Ausland.

Stabilität ist zum Selbstzweck geworden, doch das ist nicht erstrebenswert. Das Lebensziel kann nur Friede und Wohlstand sein. Nur so sind politische Extremisten und Rattenfänger von links und rechts zu verhindern. Politische Stabilität und nicht Geldwertstabilität muß das oberste Ziel sein.

Helmut Schmidt hat einmal ganz richtig gesagt: "Lieber fünf Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslosigkeit!"

Eine kleine Inflation schadet der Wirtschaft überhaupt nicht. Ohne sie kann die Wirtschaft nicht wachsen. Außerdem ist absolute Stabiltät eine Illusion. Die Preise für Energie, Lebensmittel, Rohstoffe und der Arbeitsmarkt sind einem ständigen Wandel unterworfen. Die Preisentwicklung vieler Waren hängt von der Natur ab. Einmal erfriert die Ernte, dann gibt es wieder von allem zuviel. Wie kann in einem solchen Umfeld eine absolute Stabiltät erreicht werden?

Die Folgen der deutschen Stabilitätspolitik sind katastrophal. Seit etwa fünfzehn Jahren liegt die Arbeitslosenrate bei über zehn Prozent. Das Geldmengenwachstum war zu gering, um die Wirtschaft anzukurbeln. Es wurde weder konsumiert noch investiert, weil die Sparer dazu erzogen worden waren, ihre heilige Mark und den Euro anzubeten. Seit Jahren wurde die Geldpolitik der Bundesbank in Frankreich und anderen europäischen Ländern mit Argwohn betrachtet.

Durch die Ankerfunktion der DM im europäischen Währungssystem EWS waren sie jedoch gezwungen, jeden Zinsschritt der Bundesbank nachzuvollziehen.

Mit der Einführung des Euro verfolgten die Franzosen vor allem einen Zweck: die Entmachtung der Bundesbank. Der Streit um den Posten des EZB-Präsidenten hat dies noch deutlicher gemacht.

Es wird sich zeigen, ob die EZB eine kluge Geldpolitik wie die Federal Reserve in Amerika machen wird oder ob sie genauso stabilitätsversessen ist wie die Bundesbank. Es ist zu hoffen, daß die Franzosen und Italiener ihre Macht in die Waagschale werfen werden, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Setzen sich die Stabiltätsfalken durch, wird es kein großes Wirtschaftswachstum und keinen Abbau der Arbeitslosigkeit mehr geben. Findet die EZB hingegen zu einer Politik zurück, die nicht nur die Geldmenge, sondern auch die Wirtschaft im Auge hat, ist eine Hochkonjunktur nicht mehr fern. Dann wären alle Hemmnisse aus dem Wege geräumt.